Als sich knapp zehn Minuten vor Spielende Rechtsverteidiger Marc Thöne gezwungen sah, ein wichtiges taktisches Foul im Mittelfeld zu ziehen, musste sich jener „ForsterMarc“ von seinem Gegenspieler den forschen Vorwurf gefallen lassen, ein sogenannter „Anti“ zu sein. Nachdem sichergestellt war, dass es sich bei dem Ausdruck nicht um die dialektische Aussprache des Spitznamens unseres Trainers Andreas Riedel handele, waren die Empörung sowie das Gelächter auf Seiten der Bovender Bank groß. Denn der Spielstand lautete zu diesem Zeitpunkt bereits 5:1 für die Farben des Gastes vom Südring, was gleichbedeutend mit dem Endstand sein sollte. 

Von Timo Hichert und Daniel Vollbrecht (Bovender SV)

Während man im ersten Moment vielleicht an einen Ausdruck des Neides oder des Frusts denken könnte, wurde erst später deutlich, dass der Terminus „Anti“ in der jetzigen Zeit mit Blick auf aktuelle politische Referenden für viele Menschen auch positiv besetzt sein kann. So hatte der meckernde Salzgitteraner wohl tatsächlich nur die löbliche Absicht, entsprechend des Grundsatzes „Demokratie und Freiheit“, unserem „Anti“ Marc Thöne wertschätzend Cleverness, Überlegenheit und „Gratulation zum Halbfinaleinzug“ zu attestieren. Wie es genau zu eben diesem Halbfinaleinzug kommen sollte, zeigte bereits das gestern hochgeladene Highlightvideo. Nichtsdestotrotz darf ein Bericht über diesen tollen schwarz-gelben Fußballostermontag nicht fehlen.
Die Tagespresse der flächenmäßig größten Stadt Deutschlands (Nice to know-Fact) reportierte nach Abpfiff, der BSV sei mit einer „Rumpfmannschaft“ aufgelaufen. Der Verdacht erhärtete sich beim Blick auf die Startelf: Gerbi Kaplan hatten wir aus der 2. Mannschaft hochgezogen, Keeper Leon Hass aus der Alten Herren reaktiviert und Marijan Petkovic mit Anti-Aging Kapseln des Internetversandhauses scharlatanerie.de versorgt. Kapitän Timo Hichert legte demnach in seiner Ansprache eher Wert auf Durchhalteparolen: „Dies ist der Grund, wieso ihr vor 15, 20 oder Petko vor 35 Jahren mit dem Fußballspielen angefangen habt…“ appellierte er an die Ehre des kreisförmig positionierten Underdogs. 20 Jahre Fußballtraining mit Endstation Salzgitter-Bad? „Das konnte es nicht sein“, dachten wir uns und gaben von der ersten Minute an Vollgas. Auf dem Kunstrasenplatz der flächenmäßig größten Stadt Deutschlands nutzten wir die wider Erwarten kleine Fläche zwischen den Strafräumen, um engagiertes Pressing zu spielen. Bei so einer großen Stadt – gerüchteweise die flächenmäßig größte Stadt Deutschlands – hatten wir eigentlich mehr Raum zur freien Entfaltung erwartet, aber die Umstände ließen dies nicht zu. Doch ein Julien Renno spielt auch auf engem Raum die Pässe in die Tiefe – die erste Kostprobe seines Zauberfüßchens erlief Erki Coskun, dessen Dribbling der gegnerische Torhüter nur vorübergehend unterbinden konnte. Timo Hichert sprintete heran und ließ sich zur Freude des Schiedsrichters von den Beinen holen, was dieser mit einem nicen Elfmeterpfeifkonzert quittierte. Gerbi Kaplan verfestigte seine gefühlt 100%ige Strafstoßtorquote vom Punkt aus, so dass wir mit der frühen Führung optimal ins Spiel starteten.
In der Folgezeit kontrollierten wir zwar das Spielgeschehen, ließen über die linke Abwehrseite aber so manchen Angriff des Tabellendritten der Bezirksliga Staffel 3 zu, von denen einer zum 1:1 Ausgleich führte. Der „Game Breaker“ vor der Pause resultierte aus einer schönen Ablage von Moritz Gieße und einem satten Linksschuss von Gerbi Kaplan, der sich mit kreativen Lobeshymnen von der Ersatzbank feiern ließ: „Du bist so geil“, „geiler Typ“, „das war geil, Gerbi“, „geiles Tor“ und „ziemlich geil gemacht“ – die sprachliche Vielfalt kannte keine Grenzen und erreichte für Bovender Verhältnisse geradezu Rekorddimensionen. Geil.

Mit der knappen Führung ging es in die Kabine, wo über die wichtigsten Szenen des Spiels diskutiert wurde: Timos Muskelverletzung („In 10 Tagen stehe ich wieder auf dem Platz, wallah“), Gießes Handspiel („Haha, keiner hats gesehen…“) und das Zweikampfverhalten der Abwehrkette („Nico Veit, bitte mach veiter so!“).
Kurz nach dem Wiederanpfiff bewahrte uns Leon Hass mit einem Monstersave vor dem Ausgleich, als er reaktionsschnell seine per spontaner Osteogenese gebildeten zusätzlichen Nasen- und Wangenknochen aktivierte und den aus 2 Metern geschossenen Ball locker aus seinem Gesicht in die empfangsbereiten Arme abtropfen ließ. Diese Glanzleistung unseres angehenden Bierbrauers, der seine Ausbildung nicht bei Hasseröder, sondern bei der Eichsfelder Kultmarke „Heimatliebe“ absolviert, sorgte bei den Gastgebern aus der flächenmäßig größten Stadt Deutschlands für einen Knacks. Wir übernahmen nun das Kommando im Mittelfeld, in dem das Friesoyther Duo Renno / Claassen vor ihren extra aus der Heimat angereisten Freunden zusehends die Zweikämpfe für sich entschieden und schnelle Angriffe einleiteten. Erki Coskun bereitete das 3:1 von Gerbi vor, bevor „Icke“ Fischer zum 4:1 gekonnt auf Julien auflegte. Bevor Erki auf der Rückfahrt über die anberaumte Mallorca-Abschlussfahrt philosophieren konnte und uns dabei insbesondere den Besuch eines Konzertes des überdrehten Discount-Sängers Jürgen Drews „mitsamt den vielen Muttis vor der Bühne“ (Zitat Erki) empfahl, netzte er noch zum 5:1 Endstand ein, der uns ein herausforderndes Halbfinale gegen den Landesligisten MTV Wolfenbüttel beschert.
Die Rückfahrt wurde von der Liveübertragung der ffn-Veranstaltung „Das Gelbe vom Ei“ aus Bovenden begleitet, bei deren schlechtesten Liedern wir im Chor einstimmten. Bei „Take on Me“ von A-Ha brachte Luca Gleitze beinahe die Glasscheiben des Gemeindebusses zum Bersten, lieferte ansonsten aber eine ordentliche Gesangsperformance ab. Der 23-jährige Torben Claassen hatte zu diesem Zeitpunkt die erniedrigende Nachfrage nach seinem Alter beim Kauf eines alkoholischen Getränks an der Tankstelle bereits überstanden und freute sich, dass der fünf Jahre jüngere Leon nicht gleichzeitig um Vorlage des Renterausweises gebeten wurde.
Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte stehen wir im Halbfinale des Bezirkspokals und konnten unsere kleine Serie von nur einer Niederlage aus den letzten neun Pflichtspielen ausbauen. Entsprechend zufrieden zeigten sich die Trainer Andi Riedel und Simo Siric: „Wir wollten dem Gegner entweder den Rasen kaputt treten oder die nächste Runde erreichen. Als wir erfuhren, dass das Spiel auf Kunstrasen stattfinden sollte, blieb leider nur letztgenannte Möglichkeit übrig.“ Für das Halbfinale gegen Wolfenbüttel wünschen wir uns, dass die Bovender mit „Ja“ abstimmen und uns am 24. oder 25. Mai beim Heimspiel um den Finaleinzug zahlreich unterstützen.

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