Unter der Woche flatterte eine kuriose E-Mail in mein Postfach. „Flattern“ ist in Anbetracht des digitalen Zustellweges sicher nicht der korrekte Ausdruck, doch die freundliche Betreffszeile „Nachfrage zu deiner Berichterstattung“ sorgte für ein ähnliches Stimmungshoch wie das periphäre Vorbeiflattern arbeitsloser Brieftauben, die im Zuge der Digitalisierung vom Arbeitsmarkt wegrationiert wurden. „Wieso ich denn nur über Siege berichte“, fragte der anonyme Schreiber unter dem Künstlernamen „khan734“ kritisch nach. Der BSV habe doch vor Wochenfrist mit 1:2 bei der SG Bergdörfer „verkackt“ und die im Informationsnirwana umherirrende Öffentlichkeit könne mit Recht ein paar kritische Worte des Abteilungsleiters einfordern. 

Von Daniel Vollbrecht (Bovender SV)

Die E-Mail landete unbeantwortet im Spam-Ordner, in trauter Gesellschaft nigerianischer Geschäftsleute, die mich regelmäßig als Verwalter ihres millionenschweren Erbes auserwählen. Berichte über Niederlagen bergen stets große Gefahr: Öffentliche Kritik an Spielern, Trainern, Betreuern und Zeugwarten verbietet sich ebenso wie jene an Schiedsrichtern. Substantiell bliebe da wenig Gehaltvolles übrig, außer natürlich dem Gegner für seine gute Leistung zu gratulieren: Glückwunsch an die SG Bergdörfer, ihr wart letzte Woche die bessere Mannschaft! 

Nach dem gestrigen Euphorieknaller gegen die SG Werratal konnten wir uns dagegen nur selbst auf die Schulter klopfen: 5:0 trotz 44-minütiger Unterzahl nach der gelb-roten Karte gegen Gerbi Kaplan. Zu zehnt erhöhten wir noch von 1:0 auf 5:0 und boten insbesondere taktisch einen hervorragenden Konterfußball. Umso erstaunter waren wir bei der abendlichen „Tanz in den Mai ohne Tanz“-Feier mit der schwarzen Natascha im Hause Renno/Veit, als lokale Medien den gegnerischen Trainer zitierten, der BSV „sei noch nichtmal stark“ gewesen und der Platzverweis gegen Kaplan habe seiner Mannschaft „das Genick gebrochen“. Wahrscheinlich war die Intention des fair gratulierenden Gäste-Coaches eine andere, doch die zitierte Aussage animiert in ihrer Logik zur Erklärung weiterer kultureller Gegenwartsphänomene: 1. „Die vorab bekannten Lösungen haben mir in der Klassenarbeit das Genick gebrochen.“ / 2. „Der weltweite Verzicht auf den Konsum von Lasagne hat der globalen Pferdepopulation das Genick gebrochen.“ / 3. Beim Zusammenstoß im Kopfballduell habe ich mir das Wadenbein gebrochen.“ Von dieser leichten Irritation abgesehen, gebührt den Gästen aber ein Kompliment für ihr faires Auftreten, auch die zahlreich mitgereisten Zuschauer sorgten für eine angenehme Atmosphäre am Südring, obgleich die Smartwatch eines Werrataler Fans kurz vor Spielbeginn die Temperatur „1°“ anzeigte. Der Hinweis unserer Grillhüttenkräfte Gerlinde und Micha, es sei doch merklich wärmer, wurde geschickt gekontert: „Meine Uhr zeigt mir an, wie kalt es in ein paar Stunden sein wird.“ 
In diesem Sommer wieder da: Der VELTINS CITY CUP!

Auf dem Platz ging es dagegen von der ersten Minute an heiß her. Über beide Außenbahnen konnten die hoch aufgerückten Verteidiger Gleitze und Probst einige Überzahlsituationen und Torgelegenheiten kreieren, die jedoch allesamt vergeben wurden. Erst ein verwandelter Handelfmeter von Gerbi sorgte für den knappen, aber hochverdienten 1:0 Pausenvorsprung. Keeper Patrick Hebeler, der auf vorbildliche Art und Weise den kurzfristig verletzungsbedingt absenten Leon Hass vertrat, brauchte sich bis auf 100-Meter weite Monsterabschläge nicht auszeichnen. Brenzlig wurde es einzig in der 25. Minute, als Innenverteidiger Nico Veit einen veiten Ball spielen wollte, dieser aber von Gästeangreifer Mahomood antizipiert wurde. Dieser verlor jedoch das Laufduell gegen Rob Hahne, dessen großen Schritte „von hier bis nach Hamburg“ ragen (Zitat eines Zuschauers). Später konnte der erneut gewohnt engagiert veitende Watenbütteler über diesen temporären Aussetzer schon wieder entspannt lachen. Nach der Pause sorgte die gelb-rote Karte gegen Gerbi für fünfminütige Nervosität, die mit einer cleveren taktischen Umstellung eingedämmt wurde: Helge „Wuselmaus“ Kaden lief die Innenverteidiger in Einzelarbeit an, während der Rest der Mannschaft in zwei dich gestaffelten Viererketten den Raum zwischen Strafraum und Mittellinie zustellte. So fielen die Tore 2 bis 5 (inklusive eines Hattricks von Helgi) jeweils nach schön ausgespielten Kontern, die wir bei Abpfiff im Mannschaftskreis entsprechend bejubelten. Dominic Reimann hatte zu diesem Zeitpunkt erstmalig das Amt des Kapitäns inne. Kurz vor Ende seiner BSV-Zeit stieg unser F-Juniorentrainer dank Ausfällen von Hichert, Petkovic, Kaplan und Gleitze in die Hall of Fame der Bovender Würdenträger auf, wobei ihm der eingewechselte Marc Thöne diese Ehre beinahe noch streitig gemacht hätte. Lautstarke Rufe der Bovender Bank „Thöne for captain“ beeindruckten den Studenten der Biologie allerdings nicht, der die Binde getreu der Darwinschen Erkenntnis „Survival of The Fittest“ pflichtbewusst dem legitimen Thronfolger „Reimi VIII.“ überstreifte. Abseits der drei Punkte gab es für das komplette Team noch drei Kisten zu bejubeln: 1x Trainerkiste (zu Null), 1x Hebeler-Kiste (Torwartdebüt) und 1x Reimann-Kiste (erstmalig Kapitän). Dieser Überfluss an fluiden Konsumgütern verhinderte glücklicherweise den Rückgriff auf indonesische Energydrinks, die „Veiteidiger“ Nico Veit aus Asien importiert hatte. Dem lebensbejahenden Kalenderspruch „Immer veiter leben“ folgend, blieben die Kunststoffgetränke zugunsten eines gesunden Einstiegs in die Mai-Feierlichkeiten im Karton. Der BSV wünscht einen schönen, entspannten 1. Mai!

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