Von Daniel Vollbrecht (Bovender SV)
In Eigenverantwortung entschied sich Riedel für eine Dreierkette, fünf Mittelfeldspielern und zwei Angreifern, die gemeinsam das Fehlen unseres Torjägers Gerbi Kaplan kompensieren sollten. Dieser hatte nach einem morgendlichen Arztbesuch gute Nachrichten zu bieten: „Super, nur 10 Tage Pause“, freute er sich über eine Sehnenreizung im Knie, über die andere Spieler an seiner Stelle tagelang Trauer geschoben hätten. Eben alles eine Frage der Perspektive.
Ohne Gerbi musste jeder Akteur ein paar Prozent mehr Laufbereitschaft abrufen, zudem zusätzliche Verantwortung übernehmen. Dies übertrug sich auch auf die Auswechselspieler, von denen Pascal Schröder freudestrahlend den Job des Linienrichters übernahm und während der kompletten ersten Hälfte mit verschränkten Armen das zeitweilige Heben der Fahne verweigerte. Für Unterhaltung war dennoch gesorgt: Antonio Zilic lieferte eine comedy-taugliche Leistung als multilingualer Live-Kommentator des Spiels ab, das er wechselweise in fiktiven Sprachen aus dem arabischen Raum begleitete. „GOL, Gol, GOOOOOOOOOOOOOOL, charamar, lacharschachkta, hiramichaschicha…. GOOL,GOOL, GOOOOL!!!“. Zum Kultobjekt avancierte der recht engagiert sein Tagewerk verrichtende Mähdrescher hinter dem BSV-Tor. Zilic: „Der weht seine ganzen Sachen hier rüber.“ Auch der erneut souveräne Keeper Julian bekam sein Fett weg: „Julian hat beim Herauslaufen geträumt, er ist die menschliche Variante einer Ibuprofen 600“. Schade, dass Antonio in der zweiten Hälfte eingewechselt wurde und demnach der Spaßfaktor rund um das Spielfeld merklich sank.
Die Geschichte der 90 Minuten ist schnell erzählt. Spielerisch waren wir das bessere Team, ließen Ball und Gegner überwiegend laufen, hatten jedoch teilweise Probleme, nach Ballverlusten schnell wieder die Grundordnung zu finden. Deshalb kam auch die SG zu einigen Torgelegenheiten, doch letztlich war der 3:0 Sieg durchaus verdient. Im finalen Angriffsdrittel fehlte uns der Mut zum konzentrierten Abschluss, stattdessen wurde lieber zweimal quer gespielt, wie beim unsäglichen „Handball“-Trainingsspiel, nur eben ohne Hand, ohne Werfen und mit komplett anderen Regeln. Also fast identisch.
Am Ende überwogen die positiven Eindrücke: nach langer Zeit stand mal wieder die „Null“, wir konnten ein paar schöne Spielzüge auf den Rasen zaubern, auch ohne Gerbi drei Tore erzielen und hatten nicht nur auf der Ersatzbank viel Spaß. Weniger Spaß hatte Betreuer Peter Roskowetz, der kurz vor der Pause zur Vorbereitung der Getränke in die Kabine beordert wurde, nur um nach ca. 15 Minuten zu realisieren, dass die Mannschaft geschlossen draußen blieb. Unter Mitgliedern der am Carré auf den Bus wartenden „Gangstas“ nennt man sowas „gelitten“, bei uns ist das eine freundliche Form der wechselseitigen Sympathiebekundung. Derlei Sympathien gibt es am Freitag im Pokal gegen den SCW II nicht zu verteilen, dann zählt nur ein Sieg.
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