In zwei völlig verschiedenen Halbzeiten beweist die SGH zum wiederholten Mal Comeback-Qualitäten und schafft es fast, einen 0:4 Halbzeitrückstand noch zu drehen. Wolbrechtshausen gewinnt jedoch dank fünf Toren ihres Topstürmers Dustin Scholz verdient.

Vor dem Spiel:

Mit neun Punkten aus 4 Spielen konnte man mit dem Saisonstart in Hillerse absolut zufrieden sein. Vor allem die Tatsache, dass die neu formierte Mannschaft um Spielertrainer Kevin Vives in allen Spielen Moral bewies und einige Rückstände drehen konnte, machte die bisherige Saison zu einem Erfolg. Einstellung und Engagement der Spieler stimmte durch die Bank und zeichnete sich in den Ergebnissen, der Trainingsbeteiligung und dem mannschaftsdienlichen Einsatz auf und neben dem Platz ab. Mit der SG Wolbrechtshausen kam am gestrigen Sonntag jedoch ein wahres Schwergewicht nach Hillerse. Ähnlich gut gestartet stand der Aufsteiger mit Aufstiegsambitionen knapp hinter der SGH. Vor allem vor den schnellen und treffsicheren Angreifern um Dustin und Jan-Peter Scholz sowie Pierre Ruthe waren die Hillerser gewarnt. JP Scholz trat jedoch (verletzungsbedingt) nicht an. Vor allem die bisher einige Male wankende Defensive machte den Hillersern noch Probleme in dieser jungen Saison. Verständlich, wenn man berücksichtigt, dass drei der vier Verteidiger noch nie ein Herrenspiel in der Abwehr gespielt hatten und sicherlich noch einiges an Einfindung und Erfahrung hinzukommen musste. Besonders die ersten zehn Minuten gehörten in den vergangenen Spielen zu den „Problemzonen“ der SGH. Diese galt es bei den starken Angreifern abzustellen. Hochmotiviert gingen die Roten in die Partie. Vier Siege in Serie? Das gab es seit der Aufstiegssaision vor drei Jahren nicht mehr…

Zur Aufstellung:

Trainer Kevin Vives hatte wiederholt die Qual der Wahl, da nahezu alle seiner über zwanzig Akteure einsatzbereit gewesen wären und er sich schlussendlich auf 15 Spieler einschränken musste. Kein Problem, da die nicht berücksichtigten Spieler andere Aufgaben wahrnahmen: René Jansen und Nickel Bayer beispielsweise zeigten ihr ganzes Können am Grill und konnten nach dem Spiel verkünden, dass alles verkauft wurde. Vielen Dank an die beiden, an alle eifrigen und hungrigen Grillgutkonsumenten und natürlich auch an die zahlreichen Fans (ca. 94 Zuschauer), die sich an diesem doch eher durchwachsenen Sonntag in der Leine-Arena eingefunden haben.

Im klassischen 4-1-4-1 rotierte Trainer Kevin Vives etwas und setzte zunächst Nico Beihse, Fabi Pasch, Philipp Möhlke, Kevin Ahrens und Commander Arne Friedrichs auf die Bank. Die Aufstellung sah dann so aus:

————————–L. Friedemann————————-

T. Voltmann——-K. Vives—M. Winkler——-M. Pasch

—————————-F. Deppe——————————

D. Meyer—L. Weißmann—M. Meyer—M. Hartmann

————————-H. Brinkmann—————————

Zum Spiel:

Hinweis: Bei zwölf Toren kann es durchaus vorkommen, dass ich nicht alle in der exakten Reihenfolge und Entstehungsweise behalten habe. Das Vorrecht auf einen Zettel im Stutzen behält sich weiterhin Jens Lehmann vor.

1. Minute: Wie gewohnt: Hillerse verliert die Seitenwahl, hat dafür aber Anstoß. Auf geht’s!

2. Minute: 0-1 Wolbrechtshausen: Und da ist sie wieder, die Schlafmützigkeit in den ersten Minuten. Wolbrechtshausen beginnt druckvoll und schnürt Hillerse in der eigenen Hälfte ein. Durch starkes Offensivpressing wird der Ball erobert und an den 16er zu D. Scholz gespielt, der mit seiner ganzen Klasse SGH-Keeper Henrik Brinkmann ausguckt und ins lange Eck schlenzt (für ein Video des Tores siehe Hoffenheim vs. Mainz Minute 61). SGH-Verteidiger Morris Meyer war kurz zuvor weggerutscht, was dem Stürmer entscheidenden Freiraum einbrachte.

4. Minute: 0-2 Wolbrechtshausen! Fehlstart Perfekt! Alles, was sich die SGH vorgenommen hatte war dahin und man musste gleich wieder einem Rückstand hinterherlaufen. Nach einem erneuten Ballverlust im Mittelfeld kommt der Ball wieder in den 16er zu D. Scholz, der sich nicht zweimal bitten lässt und zur 2:0-Führung seiner Mannschaft einschiebt.

9. Minute: Hillerse erholt sich etwas von dem Schock der Anfangsminuten und gibt sich nicht auf. Zunächst wird eine Ecke von T. Voltmann gefährlich. Anschließend köpft Torjäger Lukas Friedemann eine Flanke knapp über den Kasten der Wolbrechtshäuser. Hier ist noch nichts verloren!

13. Minute: Michel Pasch macht auf rechts bisher einen sehr agilen Eindruck, wird aber an der Außenlinie rüde umgetreten. Nach kurzer Eigendiagnose „Fuß noch dran“ geht es weiter. Er setzt sich gegen zwei Gegner gut durch und spielt in den 16er. Allerdings können die Wolbrechtshäuser vor dem einschussbereiten Friedemann klären.

16. Minute: Erneut hartes Einsteigen der Wolbrechtshäuser! Am 16er der SGH senst D. Scholz den kleinen Philipp L…ich meine Manuel Hartmann von hinten um. Ohne Chance auf den Ball hätte diese Aktion mit gelb geahndet werden müssen. Ein kleiner Fehler des ansonsten sehr souverän und gut leitenden Schiedsrichters Ali Slim. Großes Lob an dieser Stelle.

20. Minute: 0-3 Wolbrechtshausen! Dreierpack D. Scholz. Er bekommt ca. 25m vor dem Kasten der SGH den Ball und haut einfach mal drauf. Der Ball flattert etwas und schlägt mittig im Tor ein. Da sah Keeper Henrik Brinkmann nicht gut aus.

27. Minute: Starker Ball in die Schnittstelle der Wolbrechtshäuser Abwehr! Leider ist der SGH-Angreifer knapp im Abseits. Aus diesem Winkel nicht zu erkennen, ob die Entscheidung richtig oder falsch war.

34. Minute: Wolbrechtshausen drängt weiter auf den nächsten Treffer. Zunächst kann Hillerse eine Ecke nur mit Mühe und Not klären. Anschließend gehen zwei Distanzschüsse knapp am Gehäuse vorbei. Die Spielidee der Roten ist komplett verworfen und derzeit muss man sich nur auf die Abwehrarbeit konzentrieren. Bisher eine recht einseitige Angelegenheit.

40. Minute: 0-4 Wolbrechtshausen! Jetzt könnte es ein Debakel werden. Wiederum ist D. Scholz der Torschütze. Wie das Tor passiert ist, bin ich mir aber an dieser Stelle nicht sicher. Naja, drin ist drin. War das die Entscheidung bereits zur Halbzeit?

45. Minute: Mit dem 0:4 geht es in die Pause. Gott sei Dank ist diese grottenschlechte erste Halbzeit vorbei. Trainer Kevin Vives muss seine Männer neu einstellen und für die zweiten 45 Minuten motivieren. Ein Punkt käme hier einem Fußballwunder gleich.

47. Minute: 1:4 – Lukas Friedemann! Jawollek, da ist der „Anschlusstreffer“. Hillerse macht sofort Druck und kommt durch Marvin Winkler zum Abschluss. Der starke Rechtsschuss aus 20m wird vom Keeper nach oben abgeklatscht und von Kopfballungeheuer Lukas Friedemann eingenickt. Geht da doch noch was?

49. Minute: 1:5 Wolbrechtshausen! Alter Abstand hergestellt. Dem kurzen Aufbäumen folgt wiederholt kollektiver Tiefschlaf. Ein Freistoß aus 45m wird aus kurzer Distanz von den Wolbrechtshäusern eingenickt.

54. Minute: 2:5 – Michel Pasch! Jetzt geht es hier Schlag auf Schlag. Hillerse kämpft weiter und kommt erneut zum Anschlusstreffer. Nach schönem Kombinationsspiel kommt Marvin Winkler im 16er an den Ball und legt mustergültig quer auf Michel Pasch, der aus 7m nur noch einzuschieben braucht…

59. Minute: 2:6 Wolbrechtshausen! Was hier abgeht ist echt unglaublich. Da kämpft Hillerse sich wieder etwas ran und wird zum zweiten Mal kalt geduscht. Der Angreifer der Wolbrechtshäuser (ich glaube es war Ruthe) spaziert durch die Hillerser Abwehr und schießt aus 20m halbrechter Position ins lange Eck. Da sah die komplette Hillerser Hintermannschaft nicht gut aus. Die Entscheidung?

65. Minute: Der eingewechselte Fabi Pasch bekommt den Ball von Marvin Winkler perfekt in den Lauf gelegt. Aus ca. 10m scheitert Hillerses Rechtsaußen aber an einer starken Parade des gegnerischen Schlussmanns.

68. Minute: 3:6 – Lukas Friedemann! Hillerse gibt nicht auf. Nach kurzem durcheinander kommt Philipp Möhlke zum Abschluss. Allerdings wird sein Rechts“schüsschen“ zur Vorlage für Lukas Friedemann, der aus kurzer Distanz eiskalt einschiebt! Ein unglaubliches Spiel, was die Zuschauer hier geboten bekommen. Bereits neun Tore nach siebzig Minuten!

72. Minute: Henrik Brinkmann entschärft einen Schuss aus kurzer Distanz mit einem klasse Reflex.

76. Minute: 4:6 – Lukas Friedemann! Noch ist nicht aller Tage Abend! Hillerse verkürzt auf zwei Tore und macht weiter Druck. Auf Rechtsaußen wird erneut Fabi Pasch frei gespielt und kann Flanken. Die halbhohe Hereingabe müllert SGH-Torjäger Friedemann mit dem Knie ins Tor. Geht da noch was?

82. Minute: 5:6 Michel Pasch! Waaaahnsinn! Nach Zuspiel von Lukas Friedemann tunnelt Paschi den Torwart und verkürzt auf 5 zu 6! FÜNF ZU SECHS! Was für ein Spiel. Betreuer KW10 holt indes seinen nächsten Stift raus. Der erste ist leer geschrieben. Hillerse bleiben acht Minuten, um hier doch noch etwas mitzunehmen.

84. Minute: Zum wiederholten Mal fallen die Wolbrechtshäuser durch lange Liegezeiten und unsportliche sowie bildungsferne Kommentare auf. Das Wort „Altaa“ dominiert das Feld. Nach Foulspiel bleibt ein Wolbrechtshäuser gefühlt fünf Minuten liegen und pöbelt dann noch Richtung Hillerser Anhang. Die schwere seiner Verletzung wird beim darauffolgenden 50 Meter Sprint deutlich…

87. Minute: Fast der Ausgleich! Marvin Winkler haut den Ball aus 25m auf den Kasten und verfehlt jenen denkbar knapp! Da wäre der Schlussmann der Wolbrechtshäuser nie im Leben dran gekommen!

90. Minute: Die reguläre Spielzeit ist um, aber Schiedsrichter Slim verkündet vier Minuten Nachspielzeit, die absolut angemessen sind.

91. Minute: Wieder geht der Ball denkbar knapp vorbei. Michel Pasch fasst sich ein Herz und haut den Ball aus 25m nur wenige Zentimeter am gegnerischen Kasten vorbei. Schade, aber sollte dann eben doch nicht sein.

92. Minute: Wolbrechtshausens Angreifer läuft gegen Morris Meyer und geht zu Boden. Dort bleibt er ein bisschen und fordert rot für den SGH-Verteidiger. Der Schiedsrichter schmunzelt darüber und lässt weiterspielen.

93. Minute: 5:7 Wolbrechtshausen! Das ist die Entscheidung. Nach einem gefühlvollen Lupfer prallt der Ball an den Pfosten und wird bei einem Klärungsversuch von Nico Beihse über die eigene Linie gegrätscht.

94. Minute: Abpfiff eines vollkommen verrückten Spiels!

Fazit:

Bei Betrachtung der gesamten 90 Minuten geht Wolbrechtshausen verdient als Sieger vom Platz. Besonders die ersten 45 Minuten verpennt die SG Hillerse komplett und kann den letztlich zu hohen Halbzeitrückstand nicht mehr aufholen. Was bleibt ist eine kämpferische Höchstleistung in Halbzeit zwei. Mit ein wenig Glück wäre hier fast noch ein Punkt herausgesprungen. Wolbrechtshausen kommt im zweiten Durchgang nur noch selten vor das gegnerische Tor, hat aber mit D. Scholz einen Angreifer in den eigenen Reihen, der nur eine Chance für ein Tor braucht. Hillerse muss auf der starken zweiten Halbzeit aufbauen und versuchen, die Schwächen und Unkonzentriertheit der ersten Minuten abzustellen. Im nächsten Spiel gegen Gladebeck trifft man erneut auf ein Spitzenteam der Kreisklasse 1. Dort gilt es dann die gezeigten Defizite abzustellen und sich für die 0:2 Pokalniederlage zu revanchieren. Bis dahin bleibt festzuhalten: Schlecht begonnen, gut gekämpft, Siegesserie gerissen…

Servus und bis nächste Woche