Mit frischem Wind die Tradition pflegen

Ulli, wie ihn fast alle Stammgäste des Monro´s Park inzwischen rufen, hat eine echte Hartplatz-Vergangenheit. Im Jahre 1979 – im Alter von 9 Jahren – trat der gebürtige Göttinger in die SVG Göttingen ein und spielte dort über 30 Jahre ununterbrochen, bis er vor knapp drei Jahren seine Schuhe endgültig an den Nagel hängte. Der 1,87 Meter große, gelernte Kaufmann war dabei immer ein reiner Amateurfußballer. Er strebte nie nach höheren sportlichen Weihen, sondern war Mitglied seiner SVG vor allem, weil er sich am Sandweg sehr wohl fühlte. Und das trotz des erst seit vergangenem Herbst endlich durch Kunstrasen abgelösten Hartplatzes dort. „Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, am Sandweg ein Spiel nicht auf der Asche absolviert zu haben.“, erinnert er sich. „Als Spieler der dritten Mannschaft wurdest du vom damaligen Platzwart böse angeschaut, wenn du den heiligen Rasen im Stadion nur mal betrachtet hattest.“, berichtet Ulli mit einem Augenzwinkern. Zuerst spielte Ulli dank seines Durchsetzungsvermögens Stürmer, später verhinderte er meist Tore. Als bei einem Spiel kein Torwart erschienen war, überzeugte er als Ersatz zwischen den Pfosten so, dass er die Position in Richtung Ende seiner sportlichen Laufbahn immer öfter ausfüllen musste. Natürlich erinnert sich Ulli an viele packende Duelle mit anderen Mannschaften der Region. Sofort fällt ihm eine Partie Ende der 90er Jahre ein, als die Vierte der SVG gegen den Nikolausberger SC zur Halbzeit schier hoffnungslos mit 1:4 zurücklag und dann doch, auch dank zweier Woyna-Tore am Ende noch mit 5:4 siegte. Doch wenn Ulli über seine Fußball-Karriere berichtet, bleiben die Geschichten ohne Pathos oder Legenden. Er ist keiner, der erzählt, er hätte knapp vor dem Profi-Fußball gestanden oder sei nur deshalb kein Star geworden, weil irgendein Grund das verhindert hätte. Er ist bescheiden und bodenständig.

So führt er auch sein neues Geschäft. „Sabrina und ich wollten schon immer unseren eigenen Laden.“, nennt er einen Grund, warum er den Monro´s Park übernommen hat. Vor 12 Jahren, damals noch unter dem Besitzer Carsten Lange, hat er selbst etwa zweieinhalb Jahre im Service im Park geschuftet. Später arbeitete er acht Jahre lang als Außendienstmitarbeiter der Firma Getränke-Rehker. Als diese vor vier Jahren schloss, begann eine für ihn nicht erfreuliche berufliche Odyssee, bis er Anfang 2015 das Angebot erhielt, den Monro´s Park zu übernehmen. Trotz der Schwangerschaft seiner Frau wagte die Familie den Sprung in die gastronomische Selbständigkeit. Nachdem er im April des vergangenen Jahres eröffnet hatte, folgte im Juli eine komplette Renovierung des Monro´s Parks. Die Fußballkneipe erhielt einen neuen Fußboden und eine neue Theke, die Toiletten wurden saniert, die Außenfassade mit neuem Anstrich versehen, die Deckenkonstruktion erneuert und die in die Jahre gekommenen Bierzeltgarnituren, die bei vielen Fußballübertragungen bis auf den letzten Platz gefüllt sind, durch neue ersetzt. Der Park wirkt jetzt heller, freundlicher und sauberer. Zudem wurde die Zapfanlage erneuert und eine neue Kaffee-Maschine angeschafft. Auch unter Ulli wird fast jedes Fußballspiel, sei es Bundesliga, Champions- oder Europa-League, DFB-Pokal oder Länderspiele, auf der Großleinwand per HD-Beamer übertragen. Außerdem bietet Ulli den Basketball-Fans die Spiele der BG und natürlich alle Höhepunkte des Sportes an. Beim Finale der Handball EM waren kaum noch Sitzplätze zu ergattern. Nur montags hat der neue Chef einen Ruhetag eingeführt. Die Speise- und Getränke-Karte hat Ulli leicht modifiziert. Nach wie vor können sich die Gäste auf die bereits legendären Baguettes freuen, zusätzlich bietet die Küche neuerdings verschiedene Sandwich-Varianten an, die sehr gut angenommen werden. Nicht nur Fußballfreunde können sich auf einen Besuch im Monro´s Park freuen. Unverändert stehen die Billard- und Kicker-Tische für ein Spielchen bereit. Außerdem wird es im Park regelmäßige Veranstaltungen geben, der „Älterenabend“ und die „Komische Nacht“ sind bereits fest im Programm eingeplant. „Bisher bin ich sehr zufrieden. Eine positive Tendenz ist deutlich zu sehen. Aber ich möchte die Kirche im Dorf lassen und den Tag nicht vor dem Abend loben.“, gibt sich Ulli trotz des sichtbaren Stolzes auf seinen Park bescheiden. Genauso, wie er als Fußballer war.
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