„Die brechen eh ein, wenn Semesterferien sind!“, lautet ein oft bemühtes Vorurteil der Konkurrenten über das Team des SV Puma Göttingen. In dieser Saison könnten die Gegner in der 1. Kreisklasse Mitte allerdings mit dieser Einschätzung danebenliegen. Denn trotz der vorlesungsfreien Zeit vor dem jeweiligen Semesterbeginn belegt das gelb-rote Team in dieser Saison den Spitzenplatz in der Liga. Offensichtlich hat sich bei Puma ein Wandel vom der studentischen Freizeit-Truppe hin zu einem ernstzunehmenden Aufstiegs-Anwärter vollzogen. Über die Gründe des Erfolges und das eigentliche Phänomen namens Puma sprach Gökick mit dem seit Saison-Beginn tätigen Trainerduo Nico Hast und Marius Müller.

Im Sommer 2012 legte Hüsseyn Eren nach 29 Jahren als Puma-Trainer sein Amt nieder. Es folgten Daniel Rüdiger und Carsten Thiel als Trainer-Duo. Sie setzten fort, wofür Puma in der öffentlichen Wahrnehmung stand: Eine leicht verpeilte Studenten-Truppe, die – abhängig von den zum Anstoß zur Verfügung stehenden Akteuren – die gesamte Bandbreite vom Zauberfußball bis zur bemitleidenswerten Fußballarmut bedienen konnte. Darin eingeschlossen waren eben auch Spiele, bei denen Puma bei Spielbeginn nicht vollzählig war und die Punkte leichtfertig verschenkt wurden. Doch das gehört der Vergangenheit an. Rüdiger und Thiel wurden in der Rückserie der Vorsaison abgelöst. Präsident Jan-Alexander Klenke, einst selbst Puma-Spieler, strebte eine interne Lösung an, da Puma keineswegs auf Rosen gebettet ist. Die Spieler Daniel Busse und Steffen Wübben übernahmen ab April die sportliche Leitung. Lest auf der nächsten Seite mehr über Puma Göttingen!

Noch keine Weihnachtsgeschenk?

Im Sommer wurde dann mit dem ehemaligen Spieler Nico Hast und Innenverteidiger Marius Müller ein neues Duo installiert. Seither, das bestätigen beide unisono, hat sich die Priorität der Spieler mehr zu Puma verschoben. „Wir sind mit den meisten Spielern persönlich befreundet. Sie wollten, dass sich etwas ändert, nun sind sie in der Pflicht, jetzt auch mitzuziehen!“, verdeutlicht Marius das einfache Motivationsprinzip. „Außerdem wissen wir, was die Jungs abends machen!“, fügt Nico mit einem Augenzwinkern hinzu. Ausreden gebe es seither kaum noch. Ihr Arbeitsstil sei absolut nicht autoritär. Das passe nicht zu diesem Studenten-Team. Seit Jahren könnte Puma in dieser Saison erstmals fast die komplette Saison mit unverändertem Kader spielen, früher nahezu undenkbar. „Wir haben uns viel Gedanken gemacht und kommunizieren viel mit den Spielern.“, verrät Nico. Dennoch entwickele sich ihre Arbeit fast täglich weiter. „Wir haben die Viererkette eingeführt.“, nennt Marius ein Erfolgsrezept. Das Trainer-Duo hat sich bisher fast ausschließlich um die defensive Ausrichtung des Teams gekümmert. „Wir haben jetzt die Spieler, die gut ausgebildet sind und taktisch unser Wunschsystem auch spielen können.“, so Nico. Viele Aktive von Puma hätten in ihrer Heimat höherklassig gespielt, der Trainingsaufwand ließe sich aber oft nicht mit den Studien-Zielen vereinbaren. Einige Spieler kickten sogar mit Zweitspielrecht bei Puma. Und in der Offensive würden die Trainer ihren Spielern jegliche Freiheit gestatten. Andre Gross beispielsweise nutzte das zu seinen bisher sechs Saisontoren. „Er ist ein Typ wie Thomas Müller!“, scheinen die Trainer leicht amüsiert über seinen Erfolg zu sein. Puma besitze in dieser Saison mit nur neun Gegentoren aus zehn Spielen die beste Abwehrquote der Liga. Verantwortlich dafür ist nicht nur die Viererkette mit Trainer Marius Müller in der Innenverteidigung, sondern auch Torwart Stefan Kaufmann, ein Österreicher zwischen den Puma-Pfosten, der mit seinen „gewienerten“ Anweisungen an seine Vorderleute auch schon mal die Gegner beeindruckt. Aktuell stehen den Trainern 19 Spieler zur Verfügung. Die zweite Mannschaft von Trainer Dirk Schweiger wiederum weist einen Kader von 24 Aktiven auf. Auch die Reserve ist als Zweiter der 2. Kreisklasse C mit nur einem Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Nikolausberg und zwei Spielen weniger ebenfalls auf Erfolgskurs. Lest auf der nächsten Seite mehr über Puma Göttingen!
Dabei begann die Saison für Puma durchwachsen. Nach drei Unentschieden in Folge zum Auftakt gegen Inter Roj, Croatia und Radolfshausen, begannen die beiden neuen Trainer ernsthaft zu grübeln. Erst mit dem 4:0-Sieg bei der SG Pferdeberg löste sich der Knoten bei Puma. Das tat auch den Trainern gut. Es folgte der 1:0-Sieg beim damaligen Spitzenreiter SC Hainberg II, der das Selbstvertrauen weiter stärkte. Bis zum Ende der Hinrunde sammelte das Team sieben Siege in Serie, die dafür sorgen, dass die im Jahnstadion beheimatete Mannschaft auf dem Platz an der Sonne überwintert. Das Highlight der Saison war in den Augen der Coaches der 3:2-Sieg im Spitzenspiel beim TSV Nesselröden am vorletzten Spieltag. Bis zum 3:0 habe das Team eine Stunde lang vor über 100 Zuschauern hervorragenden Fußball gezeigt, nach den Anschlusstreffern allerdings noch gezittert. Lest auf der nächsten Seite mehr über Puma Göttingen!
Beide Trainer sind – wie könnte es bei Puma anders sein – Studenten. Während der 26-jährige Marius Mathematik und Physik auf Lehramt studiert und parallel auch seinen Master of Sience erwirbt, plagt sich Nico mit dem Studium von Deutsch und Politik auf Lehramt herum. Marius kam einst aus Hannover nach Göttingen. In seiner Heimat wurde er fußballerisch beim HSC Hannover ausgebildet. Von der C- bis zu A-Jugend spielte er dort in der Bezirks- und Landesliga. Nach einem Knorpelschaden im A-Jugend-Alter war klar, dass er sich auf sein Studium konzentrieren wird. Deshalb kickte er anfangs noch beim HSC in der zweiten Mannschaft. Als ihn Puma-Sportwart Stefan Wiedmann, der im Hintergrund den Verein organisatorisch zusammen hält, ansprach, wechselte er 2010 zum Göttinger Verein mit dem ungewöhnlichen Namen. Dieser soll, so wird erzählt, eine Anlehnung an eine chilenische Uni-Mannschaft sein, die dort in der erste Liga spielte. Da Marius aktuell seine Masterarbeit schreibt, könnte die laufenden Saison auch seine letzte in Südniedersachsen sein. Für den 29-jährigen Nico hingegen ist das Ende seines Studiums noch nicht absehbar. Er ist Göttinger und spielte bis zur D-Jugend bei der SVG Göttingen. Als später der Tross um Lutz Renneberg und Holger Jortzik den Sandweg verließ, wechselte Nico mit zum SCW Göttingen, wo er unter Thomas Hellmich und Günther Friedrichs spielte. Ein Kreuzbandriss in der B-Jugend sorgte für eine fußballerische Pause bis er mit 22 Jahren beim SV GW Elliehausen wieder einstieg. Dort wurde er später Kreismeister und stieg in die Bezirksliga auf. 2012 wechselte Nico zu Puma Göttingen, dessen Image ihn reizte. Er steht bei den Spielen meist am Rand und coacht das Team von außen. „Der Trainerposten ist mein Weg, dabeizubleiben!“, beschreibt er seine Motivation. „Puma ist uns einfach ans Herz gewachsen!“, bestätigen beide. Lest auf der nächsten Seite mehr über Puma Göttingen!
Sollte Puma am Ende der Saison tatsächlich die Meisterschaft feiern, wäre das ein für den Verein historischer Augenblick. In der 42-jährigen Historie des Clubs spielte das Team noch nie in der Kreisliga. Allerdings wäre die höchste Spielklasse des Fußballkreises Göttingen-Osterode auch ein Abenteuer für den Verein. „Wir müssen sehen, wie wir es finanzieren.“, blickt Nico in die Zukunft. Wenn es das Team sportlich schaffen sollte, wolle es auch die Kreisliga angehen. Schließlich war der Herren-Fußball bei Puma einst gegründet worden, weil den Spielern vor Jahren in einem Sparta-Team der Aufstieg verwehrt worden war. „Vielleicht brauchen wir dann noch neue Sponsoren. Bisher werden wir nur vom Z.A.K. unterstützt.“, wo Nico sich als Bedienung ein paar Euro dazu verdient. Auf dem Weg zur Meisterschaft sehen die Trainer den TSV Nesselröden als ärgsten Konkurrenten, die neugegründete SG Radolfshausen darf nicht aufsteigen. Aber auch Croatia Göttingen liegt noch in Lauerstellung. „Nach der Winterpause werden die Kader in der Regel noch einmal durchgemischt!“, glaubt Marius. Deshalb sei eine Prognose schwierig. Eins können die Trainer aber versprechen: Einen Einbruch wegen fehlenden Personals in den Semesterferien wird es bei Puma in dieser Saison nicht geben. 

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