Nach einem Fußball-Krimi der allerersten Kategorie steht die Ü32-Altherrenmannschaft des SC Hainberg unter den 16 besten Mannschaften Niedersachsens. In einem an Spannung und Abwechslung nicht zu überbietenden Pokal-Fight hat die Mannschaft von den Zietenterrassen am Ende die Nase vorn ... aber der Reihe nach ...

Von Sebastian Kloppmann

Eindrucksvoll fuhr der Gegner des SC Hainberg zum Endspiel um den Einzug in die Endrunde des Niedersachsenpokals vor: Im Original-Mannschaftsbus von Hannover 96 setzten die Gäste aus Pattensen schon vor dem Anpfiff eine erste Duftmarke. Das trug schon professionelle Züge und ließ die Zuschauer ahnen, das dieses Finale für die Mannschaft von Teamchef Jockel Lohse kein Zuckerschlecken werden würde.
Um so mehr also war der Chefcoach der Ü 32 erneut als Psychologe gefragt. Wo andere Trainer ihren Spielern vorzeitige Bettruhe verordnen und – um den Teamgeist zu beschwören – vorab einen Klettergarten aufsuchen, griff Jockel Lohse bei seiner Ansprache in der Kabine auf einzigartiges Motivations-Bildmaterial zurück: er holte das Mannschaftsbild der erfolgreichen Ü 32 aus dem Jahre 2003 hervor und beschwor damit einerseits den Geist dieser Erfolgsmannschaft und andererseits brannte sich bei jedem seiner Spieler das Bild der dritten Sieger von damals fest ins Erfolgshirn ein. Und der dazugehörige Zeitungsbericht Bericht attestierte der Mannschaft von damals: „Klasse am Ball – und Spitze beim Feiern.“ Mehr Vorbild und mehr Ansporrn geht nicht.

Auf dem Platz dann wurde aus der ersten Vorahnung schnell Gewissheit. Bei Dauerregen und tiefem Geläuf präsentierte sich die Mannschaft des TSV Pattensen als der erwartet spielerisch starke Gegner. Hinten dicht gestaffelt stehend und nach vorne mit intelligent vorgetragenen Angriffen, kamen die Gäste zunächst besser ins Spiel und zu besseren Chancen. Nur mit Glück überstand die Hainberger Abwehr eine Serie von Eckbällen und besten Einschussmöglichkeiten der in schwarz gekleideten Gäste.
Nach 15 Minuten dann aber die erste große Chance für die Gastgeber. Kristian Bauer zog ab und der Gästekeeper Sebastian Gabel musste seine ganze Klasse aufbieten um seine Mannschaft vor dem Rückstand zu bewahren. In dieser Phase des Spiels lief der Ball sehr flüssig durch die Hainberger Reihen. In der 23. Minute brachte Pattensen einen Freistoß aus ca. 30 Metern knallhart auf das Tor. Keeper Frank Wolany hielt zunächst glänzend, konnte den nassen Ball aber nicht festhalten und Lars Höfer markierte mit seinem Abstauber das 1:0 für die Gastmannschaft.
Hainberg ließ sich davon nicht einschüchtern. Schon in der 27. Minute spielte Kristian Bauer passgenau Elmar Schulte an, der die Kugel aus 14 Metern unhaltbar zum 1:1 ins obere linke Tordreieck nagelte. Mit diesem Spielstand ging es in die Pause.
Nach der Halbzeitpause war zunächst Hainberg wieder am Drücker. Zwei Großchancen konnten allerdings nicht verwertet werden. Axel Bachmann hatte mit seinem Kopfball an die Latte Pech und Kevin Kahls Schuss aus zwei Metern wurde von einem Pattenser Verteidiger soeben noch von der Linie gekratzt. Damit war die Marschroute, weiter auf Angriff zu setzen, ausgegeben.

Pech dann für den SC in der 34. Minute. Der bis dahin souverän agierende Capitano Lutz Wegener musste nach einem harten Gegnertackling verletzt ausscheiden. Für ihn kam Benjamin Mecke, der seine Sache ebenfalls sehr gut machte.
Ab dieser Phase des Spiels lief fast jeder Angriff über Özgur Bilge, der vorne und hinten gleichermaßen zu finden war. Kevin Kahl ordnete die Abwehr lautstark, Sven Foerster, ließ seinem Gegenspieler Lars Höfer kaum Entfaltungsmöglichkeiten und Axel Bachmann brachte Pattensens Stürmer Stephan Bertram schier zur Verzweiflung.
Insgesamt hatte man den Eindruck, dass die Gäste wenig Einfälle hatten, wie die stabile Hainberger Vierer-Abwehrkette zu knacken wäre.
Nach 57 Minuten dann steckte Dennis Erkner den Ball mit einem Uwe Bein- Gedächtnispass auf Kristian Bauer durch, der nicht lange fackelte und zur 2:1 Führung einschob. Kurz darauf hatte dann Elmar Schulte die Gelegenheit den Sack zuzumachen. Allerdings ging sein Schuss knapp am Gäste-Gehäuse vorbei.
In der 60. Minute stolperte Pattensen-Stürmer Martin Rietsch mit freundlicher Unterstützung von Kevin Kahl im Strafraum: Elfmeter. Da ließ sich Matthias Behle nicht lange bitten und knallte das Spielgerät unhaltbar für Frank Wolany zum 2:2 Ausgleich in die Machen.

Alles deutete nun auf ein Elfmeterschießen hin. Doch dann spitzelte der Neuner von Pattensen Stephan Bertram den Ball aus kurzer Distanz an Frank Wolany zur 3:2 Führung für die Gäste vorbei. „Das war´s dann wohl“, dachten auch die Zuschauer, doch einer hatte die Hoffnung an das Team von Teamchef Lohse noch nicht aufgegeben. Unmittelbar nach einem weit nach vorne geschlagenen Ball von Axel Bachmann, prognostizierte das Hainberger Urgestein Andre Pfitzner am Spielfeldrand: „Elmar Schulte kriegt noch ne Chance.“ Und gerade hatte er seinen Satz ausgesprochen, verlängerte Christos Gouloudis das Leder weiter auf Elmar, der mit einem Katsche Schwarzenbeck „Verzweiflungsschuss“ in quasi letzter Minute, die Kugel aus 20 Metern an den Innenpfosten des Gästetores beförderte, von wo aus dieser dann zum 3:3 Ausgleich über die Linie rollte. Ein Wahnsinnspiel mit einer nicht mehr erwarteten Wendung.
Nun kam es zum Elfmeterschießen. Der Pattenser Mittelfeld-Motor Stephan Knoll konnte dabei als erster Schütze das Trikot-Motto seiner Mannschaft nicht umsetzen und schob das Spielgerät am Gehäuse vorbei. Auch ein zweiter Pattenser Spieler verfehlte das Tor, wohl aus Respekt vor Elfmeterkiller Frank Wolany.
Benni Krieft, Kristian Bauer, Elmar Schulte und Özgür Bilge verwandelten sicher und brachten die Ü 32 des SC damit in die Endrunde nach Barsinghausen.
Und wie vor 13 Jahren hieß es auch nach diesem großartigen Erfolg „Klasse am Ball und Spitze im Feiern, denn dieser Sieg wurde anschließend euphorisch gefeiert.

Die Pokalhelden: Frank Wolany, Reinhard Penno, Kevin Kahl, Sven Foerster, Christos Gouloudis, Lutz, Wegener, Axel Bachmann, Kristian Bauer, Benjamin Krieft, Özgür Bilge, Elmar Schulte, Dennis Erkner, Marco Küster, Benjamin Mecke, Guido Hübner, Teamchef Jörg Lohse

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