Während die UEFA anlässlich der aufgeblähten Qualifikationsrunde zur Europameisterschaft künftig zur „Week of football“ einlädt, mit Qualispielen an sechs aufeinander folgenden Tagen, frühstückt der Bovender SV ganz bescheiden alle Highlights an einem Sonntag ab. Am frühen Vormittag empfing die mit einigen A-Jugendlichen gepimpte 2. Herren das 7 Punkte-starke Werratal, während am Nachmittag das „Lazarett-Team“ (Zitat Abteilungsleiter Hungerland) gegen den starken Spitzenreiter aus der Hallenbad-Hochburg Nörten-Hardenberg seine ersten Bezirksligapunkte einfahren wollte.

Von Daniel Vollbrecht (Bovender SV)

Um dieses ambitionierte Vorhaben in die Tat umzusetzen, wurde in den vergangenen Tagen intensiv trainiert, an der Fitness und Zweikampfstärke gefeilt, bzw. Verletzungen diverser Stammkräfte fachkundig von Masseurgott Jochen Böttger behandelt. Dieser versicherte mir bereits am Donnerstag beim Probesitzen im „World Coffee“, dass er uns einen Punkt zutraue – diese Motivationsspritze gipfelte in einem engagiert geführten Trainings-Abschlussspiel, in dem der lädierte Knöchel von Turbo-Hichert Bekanntschaft mit den Eisenstollen eines anonym bleibenden defensiven Mittelfeldspielers machte. Doch da wir uns einen weiteren Ausfall nicht leisten konnten, drückte Timo in Yolo-Manier die Blutergüsse aus der Wade und startete gewohnt auf seiner rechten Verteidigerposition.

In der Offensive begann der Ur-Bovender “Delle“, wie er vor einigen Wochen von Abkürzungsfanatiker Aco Pelesic getauft wurde, auf der „10“, den Dreierangriff bildeten der kopfballstarke (das Beweisfoto geistert seit Tagen durch diverse lokale Gazzetten)Ruben, der serhate Kämpfer Serhat Kaplan sowie Hamudi Souleiman, für 50% unserer 4 mickrigen Tore in Saisonvorbereitung und Pokal verantwortlich. Auf der „6“ lenkte Mathis „überraaaaageeend“ Gleitze die Geschicke, flankiert von Startelf-Debütant und Nachwuchshoffnung Vollbrecht. Hinter der Viererkette (Hichert, Petko, Luca und Tim) hielt Dennis Koch seine gefühlten 4 Arme fangbereit. Doch bereits nach 30 Minuten der erste Schock: der angeschlagene Rodemann lag plötzlich im Stile eines von Fackelmann-Schulz ausgeknockten Boxers auf dem Rasen. „Kreislaufschwäche“, lautete die Diagnose von Hobbymediziner Holger, dem bis auf Zahn-OPs keine Notfall-Behandlung zu anspruchsvoll ist. Mittlerweile geht es Tim den Umständen entsprechend etwas besser, wir wünschen ihm alles Gute!

Unsere reich bestückte Bank hielt Alexander Probst, seines Zeichens A-Junior und ein weiteres Mitglied des unerschöpflichen Talentepools, als neuen Linksverteidiger bereit. Nach anfänglicher Nervosität machte „Prrrrrobst“, wie er von kroatischen Teamkameraden der Jugend gerne genannt wird, seine Sache ausgesprochen gut und empfahl sich für weitere Aufgaben. Für den bis dato engagierten Fight, den wir den Nörtenern lieferten, belohnten wir uns nach dem Seitenwechsel, als eine sehenswerte Kombination über 7 Stationen von Hamudi erfolgreich abgeschlossen wurde. Die Freude unserer Nummer 17 war mindestens so überschwänglich wie jüngste Glücksgefühle, die er bei einer Unternehmung mit 2 Kumpels und einer weiteren Person hatte… *räusper*

Im Anschluss an unseren ersten Punktspieltreffer der Saison verteidigten wir überwiegend geschickt, jedoch nicht immer mit letzter Konsequenz. Dennis Koch musste zweimal in höchster Not retten, auf der Gegenseite hatte Serhat die Riesenchance, doch sein perfekter, fulminanter, unglaublich platzierter Monsterschuss konnte gerade noch von einem Abwehrbein aus dem Nachbar-Landkreis entschärft werden. „Unglaublich platziert“ war auch der Versuch von Ruben Benseler, der genau in den Armen des Keepers landete. Egal, denn Ruben kämpfte wie alle anderen Akteure vorbildlich. Dummerweise musste „Petko“ Petkovic nach taktischem Foulspiel den Platz verlassen, an dessen Seitenrand er einen fies pöbelnden Zuschauer sanft am Hals kraulte, um für positive Stimmung zu sorgen. Die Schlussviertelstunde geriet zu einem Kampf auf der berühmten „Messers Schneide“, der nervlich allen Zuschauern (unter ihnen auch der beim Renovieren am Rücken verletzte Erol Saciri) einiges abverlangte. Bis auf den Ausgleich nach einer Ecke konnten wir allerdings die Gefahr vom eigenen Tor fernhalten und folglich den ersten Zähler der Saison feiern. „Au revoir Rote Laterne“! Wobei… „au revoir“ bei genauerem Nachdenken eigentlich „Auf WIEDERsehen“ bedeutet. Eine Änderung des Textes verhindert aber meine Unkenntnis hinsichtlich der französischen Entsprechung von „Auf Nimmerwiedersehen“, so dass der Leser seine Sprachkenntnisse modifizierend zum Einsatz bringen darf.

1:1 hieß es auch im Vormittagsspiel, dessen Verlauf der emsige Kevin Algermissen auf Kommando sicherlich auch noch nachts um 03.47 Uhr wiedergeben kann. Noch nie ist mir ein Spieler begegnet, der nach seiner Auswechslung binnen weniger Minuten alle strittigen Szenen derart ausschweifend und sachlich korrekt analysiert, wie unser Neuzugang vom TSV Ebergötzen. Respekt! Eine Weltkarriere als Chefscout einer Profimannschaft schimmert am Horizont, sollte es mittelfristig mit dem Bovender Durchmarsch in die Bundesliga nicht klappen. Davon ist nach dem heutigen 1:1 beim besten Willen auch nicht auszugehen – ein erster Schritt in Richtung Klassenerhalt wurde aber getätigt. Das Derby bei der SG Lenglern kann kommen!