Die Hinrunde der Kreisliga ist beendet. Die Teams werden sich in der ersten Hälfte des Winters auf den Hallenturnieren der Region tummeln und später in die schweißtreibende Vorbereitung auf die Rückrunde stürzen. Gökick lässt die Hinrunde der Saison 2018/19 Revue passieren und schaut noch einmal auf die Besonderheiten der einzelnen Teams und der gesamten Spielklasse. Dazu hat die Redaktion auch die Trainer der Liga befragt. Der Ball ruht, doch im Hintergrund laufen bereits die Planungen für die Rückrunde. Wer wird sich verstärken, worauf wird der Fokus gerichtet?

Der Vorjahres-Dritte SV Türkgücü hat eine turbulente Hinrunde hinter sich. Zu Beginn der Saison wurde mit dem Duderstädter Jürgen Sattler ein neuer Trainer vom damaligen Teammanager Murat Yavuz installiert. Außerdem sorgte der türkische Verein aus dem Süden der Region erneut – wie auch schon in der Vergangenheit – mit spektakulären Neuzugängen für Schlagzeilen. So konnte – neben fünf anderen Spielern – mit Özkan Beyazit einer der besten Stürmer Südniedersachsens verpflichtet werden. Allerdings musste das Team im Sommer auch sechs Abgänge, teilweise wichtiger Spieler verkraften. Dennoch galt die Mannschaft von Kapitän Cem Polat unter den Experten der Kreisliga als einer der Favoriten auf den Aufstieg in die Bezirksliga. Doch die Bilanz ist ernüchternd: Mit nur 17 Punkten aus 16 Spielen liegt das Team nur einen Platz vor dem Rängen, die am Ende der Saison möglicherweise den Gang in die 1. Kreisklasse bedeuten würden. Ende August, nach der Niederlage in Friedland beim TSV Groß Schneen trat der Manager Yavuz zurück. Es folgte Ende September das 0:9 beim SV Eintracht Hahle und im Oktober der Nichtantritt beim TSC Dorste, begründet mit Personalnot aufgrund einer Feier. Nach dem 0:4 beim SSV Neuhof einigten sich Verein und Trainer auf eine Trennung. Unter dessen Nachfolger, Thomas Naumann, gewann der Verein, der inzwischen auf einem Abstiegsplatz angekommen war, zweimal zum Ausklang des Jahres und verschaffte sich dadurch etwas Luft. Dennoch ist Türkgücü mit nur fünf Siegen, zwei Remis und neun Niederlagen immer noch stark abstiegsgefährdet. Zum Vergleich: Im Vorjahr musste der Verein ganze sechs Niederlagen in 32 Spielen einstecken.

Der neue Coach hat eine Herkulesaufgabe vor sich. Mohammed Özgen, der 1. Vorsitzende des türkischen Klubs, bat seinen Freund Thomas Naumann vor dem Pokalspiel Anfang Oktober beim Kreisklassisten FC Niemetal, sich das Team einmal anzuschauen und Handlungsempfehlungen zu geben. Nauman, als Aktiver unter anderem auch beim Zweitligisten FSV Frankfurt im Einsatz, war entsetzt. Beim 2:5-Pokal-Aus und auch bei der 0:1-Heimpleite gegen Breitenberg sah er eine leblose Mannschaft ohne Plan und ohne Hierarchie. „Der Verein lag de facto auf der Intensiv-Station!“, fasst er seinen Eindruck im Gökick-Gespräch zusammen. Er bot Trainer Sattler Hilfe und Unterstützung an, die dieser jedoch ablehnte. So sei dem Verein nichts anderes übrig geblieben, als sich von Sattler zu trennen. „Die Entwicklung tut mir für Jürgen leid. Die Ereignisse haben den Verein etwas überrollt.“. Doch nun sei er dabei, den Verein wieder gesund zu bekommen. „Wir sind durch die zwei Siege vor der Winterpause gerade erst von der Intensivstation herunter.“, schätzt Naumann ein. Er nimmt seine neue Mannschaft bei der Einschätzung der Entwicklung völlig aus der Schusslinie. „Wir haben ein junges und sehr williges Team. Bei den ersten Einheiten waren immer zwischen 15 bis 20 Spieler anwesend.“, berichtet der Coach. Hier seien ausschließlich Fehler im Bereich der Funktionärsebene geschehen. Er sieht dabei vor allem das fehlende Vereinsleben im ursprünglichen Sinne als großen Fehler an. Es seien immer große Namen geholt und große Ankündigungen getätigt worden, anstatt sich um die Strukturen und das Vereinsleben zu kümmern. Doch die Jungs wie Cem Polat, Oliver Wasmuth und Özkan Beyazit hätten in den persönlichen Gesprächen geäußert, den Verein nicht sterben lassen zu wollen. „Solche Aufgaben liegen mir. Das ist nicht der erste Verein, den ich gerettet habe.“, spielt er auf seine Vergangenheit als Trainer in Hessen an. Zuerst habe er viele Einzelgespräche geführt und dann das Experiment der „Viererkette“ beendet. Das könne ein Team nur spielen, wenn es das auch intensiv trainiere. Doch davon sein nichts zu sehen gewesen. „Ich musste zuerst das Spiel stabilisieren. Nach der Wintervorbereitung werde ich dann die Spielordnung finden, die zu den Charakteren der Spieler passt.“, äußert der 57-Jährige. Neuzugänge würden nur noch dann verpflichtet, wenn sie menschlich passen und dem Konzept der Nachhaltigkeit entsprächen. Geld wird, wenn welches vorhanden sei, nur noch gesamtmannschaftlich verteilt und nicht mehr für nur Wenige. „Die Zeit ist vorbei!“, unterstreicht der Trainer. „Der Klassenerhalt wird uns gelingen, da bin ich mir sicher!“, bewertet er die Ausgangslage. Beim ersten Spiel der Rückrunde gegen den Aufstiegskandidaten Rotenberg werde man sehen, was die Mannschaft zu leisten vermag. In der Vorbereitung werde der Coach viel Wert auf die Laufarbeit legen. „Wir müssen auch in der 85. Minute noch laufen können!“, verdeutlicht er seinen Ansatz. Die Spieler seien bereit dazu. Neben dem Training mit der Mannschaft will sich Naumann auch mit der Verbesserung des Vereinslebens befassen. „Die Menschen in Hann. Münden sollen sich für den Verein begeistern. Die Mitglieder sollen an gewisse Werte glauben. Die Arbeit der Funktionäre muss sich an Nachhaltigkeit ausrichten.“. Wenn alles läuft, möchte der neue Übungsleiter gern in die zweite Reihe zurücktreten und mittelfristig einen Spielertrainer etablieren. „Ich werde mich dann um die Organisation des Vereins kümmern – als Fußballfachwart. Der Begriff Manager hat in einem Dorfverein nichts zu suchen!“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Die SV Türkgücü Münden startet am 17. März mit dem Auswärtsspiel beim SV Rotenberg in die Rückrunde.

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