Eine Sportanlage, zwei parallele Spiele, ein Meister. Eine schöne, aber seltene Konstellation erwartet die Freunde des regionalen Fußballs und insbesondere der beiden Vereine SC Rosdorf und Türkgücü Münden am Sonntag. Der Tabellenführer SC Rosdorf reist am letzten Spieltag zum 1. FC Werder Münden, um auf dem A-Platz des Mündener Sportgelände Rattwerder mit einem Sieg aus eigener Kraft die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisliga perfekt zu machen. Gleich nebenan, auf dem B-Platz, trägt er Verfolger Türkgücü Münden gegen die SG Escherode/Uschlag sein eigenes Saison-Abschlussspiel aus und hofft, dass der Konkurrent mit einem Remis noch so viel Federn lässt, dass er selbst noch die Meisterschaft feiern kann.

Wo bei einem Fernduell ansonsten die Telefone glühen und man sich mit den neusten Spielständen Mut oder Depressionen verschaffen kann, reicht am Sonntag auf dem Sportplatz am Rattwerder das Spitzen der Ohren oder der Blick auf den Nachbarplatz. Der Spitzenreiter SC Rosdorf von Trainer Heiko Bause muss beim Fünften 1. FC Werder Münden antreten, und will dort seinen 1-Punkt-Vorsprung in das Meisterschaftsziel retten. Etwa 30 Meter Luftlinie entfernt auf dem B-Platz der gleichen Sportanlage trägt der ärgste Verfolger der Rosdorfer sein letztes Heimpiel aus. Der Tabellenzweite Türkgücü Münden hofft bei eigenem Sieg gegen den Tabellenachten SG Escherode/Uschlag auf einen gleichzeitigen Punktverlust des Konkurrenten nebenan. Nach dem Spiel wird am Rattwerder ein Team weinen und eine Mannschaft wird die Meisterschaft und den Aufstieg in die Kreisliga bejubeln. Die besseren Karten, weil einen Punkt Vorsprung, hat der SC Rosdorf. Gewinnt das Bause-Team, dann ist der Ausgang der anderen Partie unwichtig. Doch wenn der Druck für die Rosdorfer so groß ist, dass das Team um Kapitän und Libero Brian Krech stolpert, dann könnten am Ende die Mündener Türken triumphieren. Mehr Spannung geht fast nicht!

Um ihr Team zu unterstützen, reisen viele Rosdorfer Anhänger am Sonntag mit einem Reisebus nach Hann. Münden. Auch die Spieler des Spitzenreiters, von denen – bis auf Edeltechniker Peyment Khalil – alle verletzungsfrei dem Trainer zur Verfügung stehen, reisen mit einem Bus an, um sich voll auf die Aufgabe konzentrieren zu können. Am Morgen trifft sich das Team 10:00 Uhr in Rosdorf zum gemeinsamen Frühstück bei der Bäckerei Hermann. Dann geht es nach Hann. Münden, um sich für die Mühen der Saison zu belohnen. Das Hinspiel gewannen die Rosdorfer mit 8:0. „Das hat aber überhaupt nichts zu sagen!“, ist sich Bause sicher, dass noch ein großes Stück Arbeit auf sein Team wartet. „Am Sonntag nach dem Spiel werden wir weinen oder sehr, sehr lange lachen!“, beschreibt der Erfolgscoach den schmalen Grat zwischen den beiden Emotionslagen, die ihn und das Team am Sonntag erwarten werden. Zumindest eine kleine Hoffnung hat der Verlierer des nahen Fernduells: Der Vizemeister der 1. Kreisklasse C trifft am Dienstag nach dem Meisterschaftsentscheid im Halbfinale der Relegation in Adelebsen auf den SCW Göttingen II. Der Sieger dieser Partie bestreitet das Finale um den zusätzlichen Kreisliga-Aufsteiger in Göttingen gegen den Sieger des anderen Halbfinales SV Lerbach oder SG Rollshausen/Obernfeld.

Auf die Frage nach Meisterschafts-T-Shirts antwortet der Trainer fast schon empört: „Damit habe ich nichts zu tun, das machen andere im Verein! Meine Aufgabe ist, das Team auf Erfolg einzustellen. Alles andere ist mir völlig egal!“. Er ist heiß, das spürt man und er kann diese Hitze am Sonntag garantiert auf seine Mannschaft übertragen! Dem Gegner nebenan könnte warm werden…