Kurz nach dem Jahreswechsel stehen die nächsten Turniere im Rahmen der Hallenkreismeisterschaftsrunde im NFV-Kreis Northeim-Einbeck an. REGIOKICK sprach hierzu mit dem Hallenspielleiter Stephan Schamuhn.

Nach der Premiere im vergangenen Jahr wird auch in diesem Winter bei der Hallenkreismeisterschaftsrunde (HKM) wieder nach den Futsalregeln gespielt. Warum ist das eigentlich so?

Schamuhn: Da der DFB im internationalen Futsal-Vergleich noch weit zurück hängt (vor wenigen Monaten gab es erst die ersten offiziellen Länderspiele), hat man sich im DFB und somit auch im NFV in oberster Ebene dazu entschieden, die Einführung von Futsal-Runde voranzutreiben. Als Folge hieraus müssen (!) alle offiziellen Hallen-Wettbewerbe der Kreise, Bezirke und des Verbandes nach diesen Vorgaben gespielt werden. Folglich kam auch der Kreis Northeim-Einbeck nicht mehr um Futsal herum.

Aber, es gibt doch Ausnahmen?

Schamuhn: Ja, zunächst einmal bei der HKM an sich. Dort wird auch in Anbetracht der Altersstufen folgender Unterschied gemacht: In der D- bis einschließlich G-Jugend wird nur mit einem Futsalball gespielt und das Einrollen wird durch das Einkicken ersetzt (auch „Futsal light“ genannt). Ansonsten wird nach den bekannten Hallenregeln der Senioren gespielt. In der A- bis einschl. C-Jugend hingegen wird nach Futsal-Regeln gespielt („Futsal scharf“). Diese Regelung gilt wie gesagt bei den HKM-Turnieren. Da aber z. B. bei „Futsal scharf“ auch mehr Schiedsrichter benötigt werden und somit auch für die Ausrichter höhere Kosten entstehen, haben wir als NFV-Kreis für die sonstigen (Einladungs-)Turniere den Vereinen die Wahl überlassen, ob sie nach den Futsalregeln oder den normalen Hallenregeln spielen wollen. Jeder Turnierveranstalter muss das somit im Vorfeld entsprechend mitteilen. Und da bei den Senioren keine Hallenmeisterschaftsrunde ausgetragen wird, kann man dort bei den Vereins-Einladungsturnieren noch komplett einen Bogen um Futsal machen.

Somit gibt es also mitunter Turniere mit unterschiedlichen Varianten?

Ja, das muss man zwangsläufig eingestehen! Wie bereits vorstehend angeführt, hängt es einerseits mit den Kosten zusammen. Weiterhin kann aber auch in einigen Hallen z. B. aus baulichen Gründen gar nicht Futsal gespielt werden, da dort nur große Hallentore vorhanden sind, Futsal jedoch auf kleine Tore gespielt wird. Wir haben uns daher auch im Sinne der Vereine auf diesen Kompromiss eingelassen, damit auch weiterhin Vereine neben der HKM Turniere ausrichten und die jungen Kicker auch in der Halle spielen können. Auch andere Kreise haben durchaus ähnliche Varianten bzw. Auswege gesucht. So ist z. B. im Nachbarkreis Göttingen-Osterode keine offizielle Senioren Hallenkreismeisterschaft 2016/17 zu Stande gekommen, da die Vereine kein Interesse an einer Futsalrunde zeigten, während die sonstigen Vereinsturniere weiterhin wie gewohnt ausgetragen werden.

Das bedeutet aber auch, dass Futsal noch nicht von jedermann wie erhofft angenommen wird?

So könnte man es sagen, wenngleich es damit zu kurz gefasst wäre. Für Futsal gilt abgewandelt der Spruch, der für viele neue Sachen gilt: “Was der Bauer nicht kennt, dass isst er nicht!“ Mit anderen Worten => viele Verantwortliche zeigen sich auch deshalb skeptisch, da sie bislang noch gar keinen Kontakt zum Futsalbereich hatten. Zudem liegt auch gerade auf Kreisebene in den Wintermonaten der Hauptfokus sicherlich nicht an der intensiven Auseinandersetzung mit einer durchaus anderen Art des Fußballsportes für vielleicht nur ganz wenige Turniere, so dass Futsal nur nachrangig betrachtet wird. Als Beispiel: In der A-Jugend haben wir nur ein HKM-Turnier durchgeführt, wobei nach den Futsal-Regeln gespielt werden musste. Hierauf hatten sich einige Teams dann auch nur bedingt vorbereitet.

Während „Futsal light“ ja nur zwei Abweichungen gegenüber den bekannten Hallenregeln ausweist, wo liegt der Unterschied bei „Futsal scharf“?

Es fängt schon damit an, dass auf beiden Seiten mit Seitenaus gespielt wird. Die Bande als bekannten Mitspieler fällt somit weg. Jenes liegt u. a. auch daran, dass der Futsalball nicht so springt, wie ein normaler Ball und somit viel mehr Zweikämpfe an der Bande entstehen würden. Hieraus wird dann auch die Erfordernis nach zwei Schiedsrichtern pro Spiel erkennbar, da halt an jeder Seitenlinie ein Unparteiischer laufen muss, um u. a. über die Ausbälle zu entscheiden. Wenn der Ball im Seitenaus ist, wird er übrigens nicht eingerollt sondern eingekickt. Dieser Einkick wie auch alle anderen Spielfortsetzungen muss innerhalb von 4 Sekunden erfolgen (die SR zählen entsprechend mit), sonst geht der Ball an den Gegner. Das gilt auch für den Torwart, wenn er im laufenden Spiel den Ball gehalten oder in anderer Art und Weise bekommen hat. Der Torwart kann zudem übrigens nicht ungehindert immer und immer wieder als zusätzliche Anspielstation genutzt werden. Wenn er den Ball abgespielt hat, darf er den Ball in seiner eigenen Hälfte nur dann wieder berühren, wenn zwischendurch ein Gegner am Ball war, was nicht nur für die Spieler sondern auch für die SR eine besondere Anforderung und Konzentrationssache darstellt.

Tore können übrigens von überall innerhalb des Spielfeldes erzielt werden, allerdings nicht aus einem Einkick, Abwurf, Anstoß bzw. indirekter Freistoß. In diesen Fällen wird auf Abwurf entschieden.

Während es bei den Hallenregeln bis auf den Strafstoß nur indirekte Freistöße gibt, sind bei „Futsal scharf“ auch bei entsprechenden Regelverstößen direkte Freistöße zu verhängen. Und hier gibt esdann noch eine zusätzliche Variante: Sofern eine Mannschaft in einem Spiel zum 3. Mal einen direkten Freistoß gegen sich bekommt, wird dieser nicht am Tatort sondern mit einem 10m-Strafstoß geahndet. Gibt es danach weitere direkte Freistöße, so werde auch diese von der 10m-Marke ausgeführt. Damit man hier nicht den Überblick verliert, fungiert ein dritter SR bei den Spielen dann
als Foulzähler. Die normale Strafstoßmarke ist 6m vom kleinen (Handball-)Tor entfernt. Und schließlich sei noch unerwähnt, dass es bei „Futsal scharf“ folgende persönlichen Strafen gibt: Gelbe Karte, bei einer 2. Verwarnung Gelb/Rot sowie im Bedarfsfall die Rote Karte, jedoch keine Zeitstrafe! Bei einer Gelb/Roten Karte setzt der Spieler dann auch für das nächste Spiel am Turniertag aus und darf danach erst wieder mitwirken, während bei der Roten Karten der Spieler automatisch bis zu einer Entscheidung durch die Spielinstanz gesperrt ist.

Auf weitere Kleinigkeiten oder Besonderheiten soll hier nicht weiter eingegangen werden. Allerdings ist noch festzuhalten, dass damit die FIFA-Futsalregeln noch nicht zu 100% umgesetzt werden. So gibt es dort sogar die Möglichkeiten für Auszeiten. Dieses wäre im Rahmen der HKM jedoch allein aus logistischen Gründen nicht umsetzbar und erscheint auch bei einer Spielzeit von 1×10 Minuten pro Spiel auch nicht wirklich angebracht.

Mit der Bitte um eine ganz ehrliche Meinung; wie sieht der Hallenspielleiter Stephan Schamuhn, der zudem auch Schiedsrichter ist, denn Futsal?

Ich hatte es schon geahnt (kleine Lächeln). Die Frage kann man nicht ganz so einfach beantworten. Zunächst finde ich es gut, dass man für die jüngeren Kicker eine einfachere Variante ermöglicht hat. Einen großen Gefallen finde ich bei „Futsal scharf“ dann an der 4Sekundenregel! So habe ich erst kürzlich bei einem Seniorenturnier wieder gesehen, wie eine in Führung liegende Mannschaft bei nahezu jeder Freistoß-, Abwurf- oder auch Einrollenausführung auf Zeit gespielt hat und man als SR kaum Möglichkeiten hat, hierauf einzuwirken. Sicherlich, man kann die Spieler ermahnen und ggf. auch bestrafen, aber bis dahin muss es doch schon sehr extrem sein. Bei „Futsal scharf“ geht das
relativ einfach => man zählt als SR die 4 Sekunden und wenn bis dahin keine Spielfortsetzung erfolgt ist, dann geht der Ball an den Gegner. Dabei wird natürlich berücksichtigt, ob der Ball überhaupt spielbar war, d. h. dass man als SR nicht schon anfängt zu zählen, wenn der Ball z. B. noch auf der Tribüne ist. Weiterhin fördert es sicherlich das Spiel, wenn man nicht immer und immer wieder den Ball zum eigenen Torwart zurück und sich mit diesem hin und her spielen kann. Gerade diese Variante erfordert aber auch vom SR höchste Konzentration. Auch das Einkicken statt Einrollen finde ich persönlich besser!

Auf der anderen Seite ist natürlich dem Hallenzauber ein ganz großes Standbein mit dem Wegfall der Bande genommen worden. Allerdings kann es dadurch auch nicht mehr zu unnötigen Zweikämpfen und sogar Verletzungen an der Bande kommen.

Die Regelung mit der Zählung der Foulspiele und ggf. sogar Verhängung eines 10m-Strafstoßes ist sicherlich sehr gewöhnungsbedürftig. Auffallend ist weiterhin, dass bei den persönlichen Strafen die Gelbe Karte noch lächelnd hingenommen wird. Dabei ist sie ja die letzte „Warnung“ vor einem Spielausschluss.

Um die gestellte Frage aber zumindest versuchsweise zu beantworten: Ich sehe durchaus einige positive Dinge durch die Einführung der Futsalvorgaben!

Aber, hier und da gibt es doch auch Dinge, die nicht so einfach sind, oder?

Ja, sicherlich muss man bei Futsal-Turnieren als Spieler, Trainer und auch Schiedsrichter noch konzentrierter bei der Sache sein! Auch muss man sich vor den Turnieren mit den Besonderheiten schon auseinander setzen. Aber, es ist durchaus machbar!

Wie bereits zu Beginn erwähnt, gibt es ja durch den Verband auch zumindest für die offiziellen Kreisturniere auch keine Ausnahmemöglichkeit mehr. Zum Schluss die Frage: Werden denn auch schon sonstige Turniere nach den Futsal-Regeln gespielt?

Hier hält sich die Zahl noch in einem überschaubaren kleinen Rahmen. Aber, vielleicht ergibt sich doch ein langsamer Prozess, der mit den älter werdenden Spielern dann eines Tages sogar in den Seniorenbereich hinüber schwappt. Ich persönlich bin da durchaus gespannt.