Der Amateur-Fußball in unserer Region steht in den Startlöchern. Die ersten Testspiele werden bereits absolviert. Die kommenden Wochen bieten Gelegenheit, einen Rückblick auf die Hinrunde der Saison 2021/22 zu wagen. Die Fußballfreunde in Südniedersachsen erlebten in der jetzt pausierenden Spielzeit erneut jene Emotionen, die unsere Liebe zum Sport begründen: Freude, Kummer, Spaß und tiefe Trauer. Wir wollen die Hinrunde der Ligen des regionalen Fußballs in lockerer Folge beleuchten. Heute: Die 2. Kreisklasse B.

Besser hätte es kein Hollywood-Regisseur inszenieren können: Im letzten Spiel vor der pandemiebedingten Unterbrechung der laufenden Saison im November trafen die beiden bis dahin ungeschlagenen und punktgleichen Spitzen-Teams der 2. Kreisklasse B im direkten Duell aufeinander. Auf dem Kunstrasenplatz in Weende begrüßte der Tabellenführer SG Herberhausen/Roringen den Verfolger SV Puma Göttingen zum Gipfeltreffen. Und wie es sich für einen echten Thriller gehört, fiel die Entscheidung der Partie in allerletzter Sekunde – der 3:2-Siegtreffer für den Spitzenreiter durch Erik Parusel in der Schlussminute glich einem dramatischen Showdown auf der Leinwand. Und so überwintert die Spielgemeinschaft aus dem Osten Göttingens auf dem Platz an der Sonne.

Die SG Herberhausen/Roringen klopft bereits seit mehreren Jahren an die Tür zur Rückkehr in die 1. Kreisklasse an. 2016 zogen die Verantwortlichen das Team freiwillig in die 2. Kreisklasse zurück. Nach der Konsolidierung unter Trainer Stefan Minor führte dessen Nachfolger Bruno Kassenbrock die SG an die Spitze der Liga. 2019 und 2020 belegte das Team zweimal in Folge Platz zwei und gewann 2019 den Krombacher Kreispokal. In der Saison 2020/21 führte die Mannschaft das Klassement der A-Staffel nach dem Sieg im Spitzenspiel in Duderstadt an. Dann folgte der Abbruch und verhinderte so die Erfüllung des Aufstiegstraumes. Zu Beginn der aktuellen Spielzeit übernahm der ehemalige Co-Trainer, Markus Enge, die sportliche Leitung am Schlachthof, wie der Sportplatz in Herberhausen von den Aktiven liebevoll genannt wird. Außerdem wechselte das Team zurück in die Stadt-Staffel der 2. Kreisklasse. Zur Halbzeit der Saison ist die Bilanz herausragend: Herberhausen stellt mit 33 Toren in acht Spielen den besten Sturm der Liga und mit nur acht Gegentoren auch die sicherste Defensive der Spielklasse. Nur einmal musste das Team die Punkte mit dem Gegner teilen: Beim Auswärtsspiel bei der Reserve des RSV Göttingen 05 in Geismar. „Wir hatten kurzfristig keinen Torwart stellen können.“, erinnert sich Trainer Enge an die Partie. So musste ein angeschlagener Feldspieler in den Kasten der Herberhäuser. „Wir haben ihn richtig stark verteidigt. Geismar, einer der Mitfavoriten der Liga, hat in 90 Minuten nur einmal auf unser Tor geschossen. Zudem hatte sich mit Jonathan Lackermeier einer unserer besten Spieler schwer verletzt. Dennoch holten wir ein 1:1, das mich richtig stolz machte!“, berichtet der Coach. „Was uns in den Jahren zuvor oft noch fehlte, das haben wir wohl erlernt. Wir haben jetzt die richtige Mentalität, sind einfach kämpferischer und glauben an unsere Stärke. Jeder Spieler zieht komplett mit!“, glaubt Enge den Unterschied zur Vergangenheit gefunden zu haben. Als wichtige Erfolgsfaktoren hat der 33-Jährige aber auch seine Co-Trainer erkannt. Patrick Wehe sei sein verlängerter Arm auf dem Platz und ein absoluter Leader. Für die Fitness der Spieler ist Benjamin Kipp zuständig, der mit seinen 40 Jahren auf dem Feld mit bestem Beispiel vorangeht.
„Wir wollen Meister werden!“, gibt sich Borussia Dortmund-Fan Enge selbstbewusst. Zwei Neuzugänge stehen mit Nico Wegener und Dennis Cilien bereits fest. Beide kennt er noch aus seiner Zeit als B-Jugend-Trainer. Seit seinem 18. Lebensjahr war er als Jugend-Trainer tätig. Seine erste Station als Herren-Coach genießt er in einer Mannschaft, der er lange Zeit als Spieler angehörte. Dennoch gab es keinerlei Probleme wegen möglicher fehlender Autorität oder zu großer Nähe zu den alten Kameraden. „Das Team ha es mir sehr einfach gemacht und mich als Trainer voll anerkannt.“, berichtet Markus Enge. Als Konkurrenten im Kampf um den Staffelsieg nennt er den Verfolger Puma Göttingen sowie die zweiten Mannschaften des RSV Göttingen 05 und des FC Grone. Die Vorbereitung dürfte diesmal recht schwierig werden. Der Platz in Herberhausen ist vorerst nicht bespielbar. Im Winter hatte der „Schlachthof“ zweimal Besuch einer Wildschwein-Rotte erhalten. Deshalb müsse sich das Team auf den städtischen Kunstrasenplätzen auf die Rückrunde vorbereiten, die am 13. März mit den Gastspiel bei Sparta Göttingen II beginnt und für die Spielgemeinschaft mit dem Aufstieg in die 1. Kreisklasse enden soll. Auch das Double ist noch im Bereich des Möglichen – der TSV steht im Viertelfinale des Krombacher Kreispokals und reist im April zum Sieger der Achtelfinalpartie TSV Jahn Hemeln gegen den 1. FC Gimte.