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WORTBRUCH ALS NORMALITÄT?
Titelfoto: Der TSV Groß Schneen stellte sein neues Trainerteam vor. Doch der vermeintliche Co-Trainer bricht sein Wort.
Es sollte eine Geschichte von Aufbruch, Vertrauen und sportlicher Zukunft werden. Marvin Winkler, erfahrener Spieler bei Sparta Göttingen, hatte sich entschieden, eine neue Herausforderung anzunehmen: Als spielender Co-Trainer beim TSV Groß Schneen sollte er frischen Wind, Erfahrung und Führungsstärke bringen. Er hatte zugesagt – nicht nur mündlich. Es gab ein offizielles Foto, eine Pressemitteilung war abgestimmt, das Team hatte ihn willkommen geheißen. Es war besiegelt – dachte man.
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Doch dann kam der Tag vor Transferschluss. Und plötzlich war alles anders.
Winkler teilte dem TSV Groß Schneen mit, dass er nun doch bei Sparta Göttingen bleibt. Keine Rücksprache, keine persönliche Erklärung, keine Erklärung gegenüber der Öffentlichkeit. Ein einfacher Rückzieher – still, aber mit gewaltiger Wirkung. Was bleibt, ist ein enttäuschter Verein, fassungslose Mitspieler – und eine Frage, die weit über diesen Wechsel hinausgeht: Was ist ein Wort im Fußball heute noch wert?
Vertrauen als Kollateralschaden
Im Amateurfußball, wo Handschläge oft Verträge ersetzen und Charakter mehr zählt als Karriere, hat dieser Wortbruch eine andere Dimension. „Wir waren stolz, dass Marvin uns zugesagt hat“, heißt es aus dem Vereinsumfeld des TSV Groß Schneen. „Er hätte sportlich und menschlich perfekt zu uns gepasst. Dass er nun wortlos zurückrudert, trifft uns mehr als nur sportlich.“
Es ist nicht das erste Mal, dass im Fußball überraschende Kehrtwenden geschehen. Aber es ist ein weiteres Beispiel für die schleichende Erosion von Verlässlichkeit, von Haltung, von Ehrgefühl. Gerade im Amateurbereich ist ein Wort oft mehr als ein Vertrag – es ist ein Versprechen. Und wenn dieses Versprechen ohne Konsequenz gebrochen werden kann, was bleibt dann vom Geist dieses Sports?
Der Fußball lebt vom Miteinander – und von Haltung
Marvin Winkler mag sportlich eine gute Entscheidung für sich getroffen haben. Vielleicht versprach Sparta Göttingen bessere Bedingungen, ein sichereres Umfeld, mehr Einfluss. Aber ein Wechsel ist nie nur eine Frage des Platzes – es ist eine Frage der Verantwortung. Und als angehender Co-Trainer hätte er eine Vorbildfunktion gehabt.
Was sagt sein Rückzug nun jungen Spielern, die zu ihm aufgeschaut hätten? Was sagt es über den Zustand eines Sports, in dem das eigene Wort nicht mehr bindend scheint?
Wenn das Fundament bröckelt
Der Amateurfußball ist das Fundament des Spiels, das wir alle lieben. Hier zählt der Mensch mehr als das Geld, hier lebt der Sport vom Ehrenamt, von Engagement und Loyalität. Wenn selbst in dieser Welt ein gegebener Handschlag nichts mehr gilt, dann ist nicht nur ein Wechsel gescheitert – dann beginnt das Fundament zu bröckeln.
Marvin Winklers Entscheidung wird sportlich verkraftbar sein. Doch das Vertrauen, das zerstört wurde, wird sich nicht so schnell reparieren lassen. Vielleicht ist das die eigentliche Niederlage – eine, die kein Schiedsrichter abpfeift, aber viele spüren.
Fußball ist mehr als 90 Minuten auf dem Platz. Er ist Gemeinschaft, Charakter, Verlässlichkeit. Wenn ein Spieler, der als Führungskraft vorgesehen ist, sein Wort bricht – so kurz vor Toresschluss – dann ist das nicht nur ein Transfer, der platzt. Es ist ein Stück Fußballkultur, die verloren geht. Und das ist ein Spiel, das wir auf Dauer alle verlieren.
