Der aktuelle Tabellenführer der Kreisliga-Süd, die SVG Groß Ellershausen/Hetjershausen, zieht seine Stärke, das betonen die Verantwortlichen nicht oft genug, aus dem Kollektiv und der inzwischen großen Breite seines Kaders. Dennoch besticht das Team auch durch die individuelle Stärke solcher Spieler wie Maximilian Lieseberg und Marius Reinelt. In einem gut funktionierenden Team haben aber auch jene Spieler enorme Bedeutung, die nicht in jedem Bericht in den Schlagzeilen stehen, sondern durch ihre Arbeit Bälle erobern und Löcher im Kampf gegen den Ball stopfen. Ein solcher Spieler ist Maximilian Kazmierczak, der nach einer langen fußballerischen Odyssee im Team von Trainer Matthias Knauf seine Heimat gefunden zu haben scheint.

Maximilian, in Göttingen geborener Sohn polnischer Eltern, spielt beim Kreisligisten SV Groß Ellershausen/Hetjershausen auf der Sechser-Position. Hier räumt der enorm zweikampfstarke 26-Jährige so ziemlich alles ab, was die Gegner an offensiven Bemühungen auf die Beine stellen. Vor allem gegen sein defensives Kopfballspiel ist kein Kraut gewachsen. Sein Trainer weiß, was er an Maximilian, der von seinen Kameraden aufgrund seines Nachnamens „Kaze“ genannt wird, hat. Deshalb war es logisch, dass der Coach den beidfüßigen Speditionskaufmann bei seinem Wechsel von Groß Schneen in den Westen Göttingens 2013 mitnahm.

Maximilians Karriere als Fußballer begann nach seiner Rückkehr aus Danzig, wo er bei seiner Großmutter aufwuchs, im Alter von sechs Jahren als Torwart beim FC Grone. Nach dem Umzug auf die Zietenterrassen wechselte er mit sieben Jahren zum SC Hainberg, wo er unter Richard Jankowiak bis zur C-Jugend spielte. Dann musste er mangels Masse zu Sparta Göttingen wechseln, wo er in der C-Jugend-Landesliga mit Spielern wie Grzegorz Podolczak, Patric Förtsch, Maikel Meyer und Erdem Kazan spielte. In der B-Jugend ging es zurück zum SC Hainberg. Mit diesem Verein verbindet ihn sehr viel. Hier fühlt er sich noch heute sehr wohl, mit dem Hainberger Trainer Christian „Spaghetti“ Dreher, mit dem er bei der Spedition „Hermann Weber“ gelernt hat, verbindet ihn heute noch eine Freundschaft. Im älteren B-Jugend-Jahrgang wechselte er zu seinem besten Kumpel Marius Reinelt zum SCW Göttingen in die Niedersachsenliga. Von dort ging es als A-Jugendlicher weiter zur SVG und im älteren Jahrgang zum RSV Göttingen 05, wo er als A-Jugendlicher bereites unter Helmut Latermann im Landesliga-Kader trainierte. Allerdings bot ihm der RSV 05 mit seinem großen Kader keine Perspektive, so dass er 2007 erneut zu seinem SC Hainberg wechselte und unter Bernd Jankowiak im Bezirksliga-Team spielt. Mit 18 Jahren wurde er dort auf Anhieb Stammspieler und im ersten Jahr sogar als „Sportler des Jahres“ geehrt. Im Folgejahr unter Trainer Michael Dösselmann, den er als richtig guten Fußballer in Erinnerung hat, verletzte er sich beim Sparkasse Göttingen-Cup in der Vorbereitung schwer. Allerdings wurden sein Kreuzbandriss und Meniskusschaden nicht erkannt, und so spielte er nach einer kurzen Pause weiter, bis beim Hallen-Turnier in der Godehard-Halle aufgrund einer erneuten Knie-Beschädigung die alte Verletzung entdeckt wurde. Im April 2009 wurde er operiert, im Sommer wechselte er zum SCW in die Landesliga-Mannschaft. Es war das legendäre Jahr in Weende, als der neuverpflichtete Trainer Jörg Geilhaupt kurzfristig doch zum SV Eintracht Gieboldehausen ging, der Sportliche Leiter Martin Wagenknecht übernehmen musste, bis er die Trainingsarbeit an Michael Fütterer übergab, der nach drei Monaten ohne Punktgewinn aber das Handtuch warf. Sein Nachfolger wurde der auch heute noch amtierende Marc Zimmermann, mit dem das Team aber dennoch den Weg in die Bezirksliga antreten musste. Obwohl sportlich wenig erfolgreich, war das Jahr mit der jungen Truppe dennoch sehr lustig. Gern erinnert sich Maximilian an das Trainingslager in Duderstadt, als die gesamte Mannschaft nachts mit Wagenknechts Auto ausbüxte und zur Kirmes fuhr. Aufgefallen war die Aktion damals nur, weil der Wagen am Morgen an einem ganz andern Platz parkte. Dennoch war für Maxi nach nur einer Saison auch beim SCW Schluss. Er wechselte zum TSV Diemarden, der damals mit Spielern wie Gunnar Fischer, Christian Nitsche und Mohammed Oudali die Kreisliga aufmischen wollte. Die zwei Jahre in Diemarden waren schön, wenn auch das Ziel, dort etwas langfristig zu bewegen, letztendlich nicht erreicht wurde. Seine Freunde Daniel Elsner, Jonas Beier, Christian Ernst und Jens Hoffmann überredeten ihn 2012 zu einem Wechsel zum TSV Groß Schneen. Unter Trainer Matthias Knauf spielte der TSV eine „geile Saison“. Als Knauf dann in der nächsten Spielzeit nach Groß Ellershausen wechselte und Maximilian mit seiner Familie – neben seiner Freundin Monika gehören ihr fünfjähriger Sohn und der gemeinsame, fast ein Jahr alte Sohn dazu – zum Holtenser Berg umzog, verließ er den TSV, um dem Trainer zur SV Groß Ellershausen/Hetjershausen zu folgen.
Dort scheint Maximilian jetzt heimisch zu werden. Nach einem guten ersten Jahr im neuen Verein, das mit Platz vier des Kreisliga-Klassements endete, will er mit dem Team in dieser Saison durchstarten. „Wir können die Meisterschaft erringen, wenn wir unsere Fehler abstellen, immer 100 Prozent geben, an einem Strang ziehen und unsere Chancen eiskalt verwerten!“, fasst Maximilian zusammen. Dabei vertraut er der sportlichen Leitung mit Matthias Knauf und dessen Co-Trainer Christian Ernst vollkommen. Beide würden die richtige Mischung zwischen Lockerheit und ernsthafter Arbeit beherrschen. Zudem spüre man, dass das Training zielgerichtet und langfristig geplant sei. Durch die gute Bank sei der Konkurrenzkampf enorm gestiegen, kein Spieler könne sich sicher sein, beim nächsten Wettkampf zur Startformation zu gehören. Dabei verrät Maximilian ein Geheimnis von Knaufs Erfolg: Jeden Sonntag-Morgen würde der Trainer bei einem heißen Bad seine Intuition für die richtige Aufstellung nutzen. Überhaupt sei die Kameradschaft in Groß Ellershausen sagenhaft. Bis spät in die Nacht sitze man oft nach dem Training beisammen, gestärkt von Heiko Bülows Frikadellen. Doch einfach wird der Weg in die Bezirksliga nicht. In der SG GW Hagenberg und dem TSV Seulingen sieht Maximilian die schärfsten Konkurrenten. Allerdings habe sein Team meist gegen die Mannschaften aus dem unteren Drittel Probleme gehabt. Sollte es gelingen, die unerwarteten Punktverluste zu reduzieren, dann könnte der Traum von der Kreismeisterschaft in diesem Jahr wahr werden. Seinen Beitrag als vom Team anerkannter und respektierter Führungsspieler möchte Maximilian gern leisten. Allerdings zieht es ihn nicht mehr unbedingt zurück in den Leistungsfußball. Inzwischen sind andere Dinge für Maximilian von größerer Bedeutung. Da stünde an erster Stelle seine Familie und die christliche Religion. Seine vielen Tätowierungen spiegeln diese Lebensauffassung wider. Deshalb würde er oft falsch eingeschätzt. Der am gesamten Körper tätowierte, bis an die Grenze des Erlaubten kämpfende Fußballer, ist außerhalb des Sportplatzes ganz anders, eben ein sehr religiöser Familienmensch, der nicht unbedingt in den Schlagzeilen zu stehen braucht.