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Die Saison 2025/26 bringt für die Regionalliga Nord etwas völlig Neues: In ausgewählten Partien schaut erstmals ein Video Assistant Referee (VAR) mit – wenn auch in einer stark abgespeckten Version. Was in der Bundesliga längst Alltag ist, soll jetzt zeigen, ob sich der technische Helfer auch im semi-professionellen Fußball rechnet. Der Niedersächsische Fußballverband (NFV) spielt dabei eine zentrale Rolle, doch die Meinungen in Vereinen, Kurven und Vereinsheimen gehen weit auseinander.

Warum der DFB das Experiment wagt

Bislang kam der VAR nur in den Ober-Ligen, also Bundesliga, 2. Bundesliga oder DFB-Pokal, zum Einsatz. 

Das soll sich nun vielleicht bald ändern: „Wir betrachten den Videobeweis als technischen Fortschritt, den auch wir im Amateur- und semi-professionellen Bereich testen wollen“, sagt Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident, zu den Hintergründen der Entscheidung. Untersucht werden soll dabei insbesondere, ob und wie man den VAR mit weniger Aufwand auch in den unteren Klassen der 3. Liga nachstellen kann.

Das konkrete Setup sieht folgendermaßen aus: Eine so genannte „VAR Light“-Version, also nur mit zwei Kameraperspektiven und einem mobilen Review-Team. Bei dem Projekt wird dabei nicht in jedem Stadion Technik fest installiert, sondern auf ein VAR-Zentrum in der DFB-Zentrale gesetzt.

So will man Aufwand einsparen, aber dennoch auf den Videobeweis nicht verzichten. Finanziert wird das Projekt durch eine Dreier-Kooperation des DFB, mehreren Regionalligen und eines Technologie-Partners, der ungenannt bleiben möchte.

Erste Stimmen aus den Klubs

Der 1. SC Göttingen 05 applaudiert. Trainer Sven Dierks erinnert sich an strittige Elfmeter, die dem Team Punkte gekostet haben: „Wenn die Technik hilft, nehmen wir sie. Hauptsache die Entscheidungen werden sauberer.“

Eintracht Northeim schließt sich an, spricht von einem „Schritt in Richtung Fairness“.

Ganz anders klingt es beim HSC BW Tündern. Sportchef Jörg Ehlers befürchtet, dass sich der Spielfluss in Luft auflöst, wenn minutenlang auf ein Urteil aus dem Übertragungswagen gewartet wird. „Unsere Zuschauer wollen Tempo, kein Standbild.“

Fans diskutieren das Thema ohnehin leidenschaftlich. In Foren wie „RegioKicker Nord“ fliegen die Argumente hin und her: Die einen loben mehr Transparenz, die anderen warnen vor steril wirkenden Pausen und einer möglichen „Entfremdung vom echten Fußball“.

So lief’s bislang auf dem Rasen

In Hildesheim gegen Rehden kam der VAR gleich zwei Mal ins Spiel. Erst kippte er einen zunächst gegebenen Strafstoß, wenig später erkannte er ein Handspiel vor dem Sechzehner. Fachlich alles richtig – sagt der DFB in seiner Auswertung. Aber: Jede Unterbrechung dauerte gut zwei Minuten. Schiedsrichterin Lisa Kessler spricht offen von fehlender Routine, die Abläufe müssten „deutlich straffer“ werden.

Ein weiterer Stolperstein sind die Stadien selbst. In Göttingen musste man mit einer Drohne improvisieren, um die zweite Kameraperspektive hinzubekommen. Das klappte nur, weil Windstille herrschte. Bei Regen oder Böen wäre die Drohne am Boden geblieben – und der VAR gleich mit.

Was das für Live-Wetten bedeutet

Kaum kündigte der DFB den Test an, passten Buchmacher ihre Algorithmen an. Märkte wie „Nächstes Tor“, „Elfmeter ja/nein“ oder „Rote Karte“ schwanken nun stärker, weil jede VAR-Unterbrechung das Risiko neu bewertet. Ein Analyst von Betradar fasst es so: „Der VAR ist ein Game-Changer – egal in welcher Liga.“ Für regionale Tipper wird’s damit interessanter, denn wer die Eigenheiten der Teams kennt, kann sich einen Vorteil verschaffen. Wer einfach wetten ohne Einzahlungslimit sucht, findet mittlerweile haufenweise Plattformen, die genügend Flexibilität bieten, um auch auf spontane Spielverläufe zu reagieren – sofern Seriosität und Transparenz stimmen.

Der Fahrplan bis zur Winterpause

Die Testphase läuft bis zum Ende der Hinrunde. Dann liegt der Ball wieder beim DFB-Präsidium. Entscheidend sind drei Punkte:

  1. Technik – Funktioniert das mobile Konzept wirklich bei jedem Wetter und in jedem Stadion?
  2. Abläufe – Können Schiedsrichter und Videoschiedsrichter Entscheidungen auf unter einer Minute drücken?
  3. Akzeptanz – Stimmen Vereine, Trainer und Fans am Ende mehrheitlich zu?

Fällt die Bilanz positiv aus, könnte die VAR-Light-Lösung schon zur Rückrunde flächendeckend in der Regionalliga Nord laufen – und später womöglich auch in Bayern oder Südwest. Sogar der niedersächsische Verbandspräsident Günter Distelrath zeigt sich offen: „Technik ist kein Selbstzweck, aber wenn sie dem Fußball dient, sollten wir sie nutzen.“

Zwischen Hoffen und Zweifeln

Man spürt es bei jedem Heimspiel: Der Videobeweis polarisiert. Er soll Fairness bringen, droht aber gleichzeitig, den rauen Charme des Viertklassigen zu glätten. Genau hier entscheidet sich, ob der Test als Blaupause für andere Ligen taugt oder als gut gemeinter Versuch im Archiv verschwindet.

Wer ein Flutlichtspiel in Northeim besucht, merkt schnell: Für viele Fans ist die Regionalliga der letzte Fußball, den man anfassen kann. Bratwurstduft, lockere Gespräche am Zaun, man kennt die Spieler beim Vornamen. Kommt nun ein Bildschirm dazwischen, zählt jede Sekunde Wartezeit doppelt.

Fazit – Technik im Stresstest

Der VAR-Light in der Regionalliga Nord ist mutig – und riskant. Er verspricht gerechtere Ergebnisse, verlangt aber einen Spagat zwischen Profi-Standard und Amateur-Budget. Gelingt der, könnten sich auch andere Landesverbände trauen. Misslingt er, bleibt die Erkenntnis, dass nicht jede Innovation einen Platz im Unterhaus findet. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Premiere zum Vorzeigeprojekt oder zum Mahnmal wird. Eins steht fest: In der Regionalliga Nord wird darüber nicht nur auf der Bank, sondern auch am Wett-Terminal heiß diskutiert.