Im Sommer übernahm Oliver Gräbel nach einjähriger Trainer-Pause den Posten beim Kreisligisten SG GW Hagenberg. Nach einem halben Jahr seiner Arbeit bei den Grün-Weißen befindet sich sein Team auf dem Platz an der Sonne. Eine beeindruckende Bilanz von elf Siegen und zwei Remis bei nur einer Niederlage bescherte der SG die Spitzenposition in der Kreisliga-Süd. Gökick-Online sprach mit dem 42-jährigen Übungsleiter, der mit den Hagenbergern nun die persönliche Rückkehr in den überregionalen Fußball, wo er zuvor mit dem SC Hainberg spielte, anstrebt.

Bereits lange vor dem Beginn seiner Tätigkeit haben Jan Steiger und er, so Oliver Gräbel, intensiv an einer schlagkräftigen Mannschaft gebastelt. Allein zwölf Neuzugänge konnten die sportlich Verantwortlichen auf dem Hagenberg begrüßen. Aus den etablierten und neuen Spielern musste dann schnellstmöglich eine Einheit geformt werden. Ein problematische Situation, wie Oliver unterstreicht. Nicht bei allen Vereinen, die einen solchen Weg beschritten hätten, ging das in der Vergangenheit auch gut. Doch bereits während des Trainingslagers im Sommer auf dem Silberborn spürten der Trainer und sein Co, Kevin Kahl, „dass es klappen könnte!.“ „Wir haben außergewöhnlich hart und intensiv gearbeitet, aber auch neben dem Platz viel unternommen. So einen Teamspirit habe ich zuvor noch nie erlebt.“, erinnert sich Oliver. Natürlich herrschte anfangs Skepsis. Doch wie die ehemaligen Oberliga-Spieler Grzegorz Podolczak und Alessandro Majer im Training frei von jeglichen Allüren vorweggegangen seien, habe das gegenseitige Beschnuppern schnell beendet. Selbst die Alteingesessenen hätten über die Professionalität der Neuen gestaunt, sie seien förmlich mitgerissen worden. So sei die Integration der Neuzugänge im Handumdrehen gelungen. Sie schafften einen neuen Geist im Team, dem sich kaum ein Spieler entziehen konnte. Wladimir Honstein beispielsweise wollte den Verein aufgrund der vielen Neuzugänge eigentlich verlassen. Jetzt sei er sehr glücklich, dass er sich doch für ein Bleiben entschieden hat.

Glück gehabt

Die Vorbereitung sei hart gewesen, doch gehöre es zu Gräbels Trainerphilosophie, in dieser Phase die physischen Grundlagen für die Wettkampf-Saison zu legen. Seine Spieler hätten – bis auf wenige Ausnahmen – voll mitgezogen. Auch im Umfeld der Mannschaft, also bei Vereinsmitgliedern und Anhängern, wich die Skepsis schnell. Da der Verein keine A-Jugend besitzt, sei der Weg über Neuzugänge nicht zu vermeiden, will man eine konkurrenzfähige Mannschaft besitzen. Inzwischen seien die Hagenberger stolz auf das neue Team, „weil wir teilweise auch guten Fußball bieten!“, weiß Gräbel um die Korrelation zwischen Erfolg und Zufriedenheit. „Allerdings“, schränkt der neue Coach ein, „muss man gestehen, dass das Glück in der ersten Halbserie oft auf unserer Seite war!“. Gegen Seulingen (2:2), den RSV Göttingen 05 (4:1), Hainberg II (3:2) und den SC Eichsfeld (3:0) hätte das Gräbel-Team sehr viel Glück gehabt. Er hoffe nun, dass die Phrase, Glück und Pech glichen sich in einer Saison aus, nicht zuträfe. „Diese Spiele wurden nicht gewonnen, weil wir das bessere Team waren, sondern weil wir eine hohe individuelle Klasse besitzen.“, schätzt Oliver realistisch ein. „Das ist aber nicht mein Ziel. Ich möchte auch spielerisch das bessere Team haben. Daran werden wir hart arbeiten.“, sieht der Coach noch Verbesserungspotenzial.

Die wichtigen Spieler

Wichtig für den aktuellen Erfolg seien aber nicht nur die in den Schlagzeilen auftauchenden Spieler gewesen, sondern auch viele Jungs aus der zweiten Reihe. Tayfun Akpinarli beispielweise sei trotz wenig Spielzeit im Team hochgeachtet, weil er sich dennoch in jedem Training voll reinhänge. Oder Nils Gummert, der als Stammtorwart der vergangenen Saison in dieser Spielzeit keine Minute zum Einsatz kam – Neuzugang Eike Will steht zwischen den Pfosten – hat dennoch eine Trainingsbeteiligung von 100%. „So etwas bringt eine Mannschaft voran!“, lobt der Trainer. Überraschend für viele Experten war auch die starke Leistung von Neuzugang Özgür Bilge, der aufgrund seines hohen Alters im Team nur „Opa“ genannt wird. „Ich wusste, dass er die Klasse hat, und er hat das auch vollauf bestätigt.“. Insgesamt hätten Steiger und er bei fast keinem Neuzugang danebengelegen. Grzegorz Podolczak, der 2010 beim Goslarer SC in der Regionalliga Nord Stammspieler war, sei ein außergewöhnlicher Stürmer. Seine 24 Saisontore in zwölf Spielen bestätigen diese Einschätzung. Allesandro Majer sei der beste Sechser der Liga und außerdem ein absoluter Leader. Er hätte immer nur den Erfolg des Teams im Auge. Auf Anhieb zum Kapitän wählte das Team Verteidiger Marian Baciulis, der von Torwart-Trainer Nils Holzgrefe empfohlen wurde. Als Oliver den Spieler bei der Uniliga begutachtete, gefiel er dem Trainer so gut, dass anschließend sofort auf einem Bierdeckel der Vertrag unterschrieben wurde.

Neben den Neuzugängen sei Gräbel aber auch froh, dass Hagenberger Jungs zu seinem Team gehörten. Alexander Stehl, der oft berufsbedingt fehlt, überzeugte bei jedem seiner Einsätze. Auch mit Sebastian Lorenz, der flexibel einsetzbar sei, ist der Trainer sehr zufrieden. Und schließlich hätte auch Viktor Gerliz mit harter Arbeit zu seiner alten Form zurückgefunden.

Die Saison

Besonders gefallen hätte Gräbel die zweite Halbzeit der Partie in Seeburg. Bis zur 75. Minute stand es noch 0:0. Am Ende siegten die Hagenberger durch vier Tore von Podolczak und einen Treffer von Lorenz mit 0:5. „Da merkte man, wozu wir fähig sind!“, freut sich der Trainer. Aber auch der 3:0-Sieg beim SC Eichsfeld, als der Mannschaft mit nur sechs Feldspielern sogar noch ein Treffer gelang, sei für das Zusammenwachsen des Teams wertvoll gewesen.

Der aktuelle Spitzenplatz sei aber lediglich eine Momentaufnahme. Der Kampf um die Kreisliga-Spitze bleibt spannend. Die vier Spitzenteams sieht der Hagenberger Trainer auf eine Stufe. Bis zum Ende der Saison wird es eine harte Auseinandersetzung um den Aufstieg geben. Gräbel glaubt, das Team, das in den zu erwartenden Wochenspielen eine gute Mannschaft zur Verfügung hätte, wird auch Meister. „Oft läuft mittwochs eine Rumpfelf auf.“, weiß Gräbel.

Damit die Hagenberger mögliche Angriffe der Konkurrenz abwehren können, werde es auch in der Winterpause Neuzugänge geben. Die Namen möchte der Trainer nicht verraten. „Stillstand ist Rückschritt!“, sei Gräbels oft zitiertes Credo. „Wer Jan und mich kennt, weiß, dass wir nicht ruhen werden!“, so der Trainer. Allerdings achten die beiden vor allem auf Qualität. „Ergänzungen bringen uns bei unserem breiten Kader nicht weiter. Wir werden uns auf ein bis zwei Positionen verstärken, aber richtig!“, verspricht Gräbel.

Manager Steiger

Sein Vertrag läuft bis zum Saisonende. „Es macht mir super Spaß auf dem Hagenberg“, so der Trainer. „Wir legen schon jetzt großen Wert auf Nachhaltigkeit!“. Mit Andreas Biegler, dem Inhaber der Firma Prosanitas, habe man ein langfristiges Konzept erarbeitet. Teams, die aufgerüstet hätten und nach kurzer Zeit wieder in der Versenkung verschwunden wären, gebe es zur Genüge. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch Manager Steiger. Als beide über Steigers neues Engagements beim 1. SC Göttingen 05 sprachen, habe der Manager ihm versichert, seine Arbeit bei Grün-Weiß nicht zu vernachlässigen. Gräbel habe jetzt sogar den Eindruck, dass Steiger seit seiner Rückkehr zum 1. SC Göttingen 05 auf dem Hagenberg selbst „noch ein Schippchen draufgelegt hat.“.

Die SG GW Hagenberg wird in der Winterpause bei den Hallenturnieren in Northeim, Adelebsen, Nörten-Hardenberg, Göttingen, Bovenden und bei den Hallenmasters spielen.

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