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Volkssport Fußball? Das war einmal, zumindest was die Oberhäuser der Disziplin angeht. Während die britische Premier League den Löwenanteil unter den reichsten und wertvollsten Fußballvereinen stellt, sind auch die Marktwerte der anderen europäischen Spitzenvereine weit entfernt von dem jeweiligen Ligadurchschnitt.
Nummer Eins, was den Marktwert angeht, ist Manchester City mit 1,27 Milliarden Euro, gefolgt vom FC Arsenal mit 1,12 Milliarden Euro. Real Madrid liegt mit einem Marktwert von 1,04 Milliarden auf dem dritten Platz. Wertvollster und reichster deutscher Club ist der Rekordmeister Bayern München mit 929,45 Millionen Euro. Damit liegen die Bayern 9 Plätze vor Bayer 04 Leverkusen, die erstmals in ihrer Vereinsgeschichte schon jetzt als Meister feststehen. Der Wert von Leverkusen wird auf 594,55 Millionen Euro geschätzt.
Der Großteil des jeweiligen Wertes ist auf einige wenige herausragende Kicker zurückzuführen. Spitzenstar ist Manchester Citys Erling Haaland, dessen Marktwert mit 180 Millionen Euro angegeben ist. Seine Teamkameraden Phil Foden und Rodri sind 130 beziehungsweise 110 Millionen Euro wert.
Im Münchner Kader stehen mit Harry Kane und Jamal Musiala zwar „nur“ zwei Spieler, die mit 110 Millionen Euro im neunstelligen Bereich liegen, aber kombiniert sind die zwei mehr wert als die meisten Vereine in der 1. Bundesliga. Der VfL Wolfsburg bringt es insgesamt auf einen Marktwert von 226,20 Millionen Euro, also knapp mehr als Kane und Musiala kombiniert wert sind. Schlusslicht ist der Tabellenletzte SV Darmstadt 98 mit 40,85 Millionen Euro.
Die Vereine, die so reich sind, dass sie sich so gut wie jeden Kicker leisten und sogar teure Fehlkäufe verkraften können, spielen schon aufgrund ihres Vermögens in einer ganz anderen Klasse, auch wenn sie nominell derselben Liga angehören.
Das zeigt sich auch in der Champions League immer wieder deutlich. Im Halbfinale stehen in diesem Jahr Bayern München, Real Madrid, Paris St. Germain (mit einem Marktwert im Milliardenbereich liegt der französische Meister knapp vor Bayern), und Borussia Dortmund. Mit einem Marktwert von 463,70 Millionen Euro sind die Borussen zwar eher Mittelklasse unter den reichen Clubs, aber zu den Kellerkindern gehören sie noch lange nicht. Die Favoritenstellung haben diese Clubs auch bei den Champions League Wetten von Anfang an demonstriert.
Dass Geld einen mächtigen Faktor bei den Ergebnissen spielt, ist nicht neu. Real Madrid ist mit 14 Titeln Rekordhalter in der Champions League. AC Mailand hat die Königsklasse 7mal gewonnen. Bayern München ist mit 6 Titeln der erfolgreichste deutsche Club.
Ab der kommenden Saison gelten neue Regeln in der Champions League. Die Zahl der Teilnehmer wird von 32 auf 36 erhöht. Der neue Spielmodus folgt dem so genannten Schweizer Modell. Statt wie bisher in 8 Gruppen mit jeweils 4 Vereinen aufgeteilt zu werden, von denen jeweils die besten 2 in die Runde der 16 weiterkommen, bestreitet künftig jede Mannschaft in der Gruppenphase 10 Spiele. Die Gegner werden aus der gesamten Setzliste zugelost. Anschließend ziehen die besten 8 Vereine in die K.o.-Runde ein.
Die auf den Tabellenplätzen 9 bis 24 gelandeten Vereine gehen in die Playoffs, um sich für die K.o.-Runde zu qualifizieren. Zwei weitere Startplätze werden über eine 5-Jahres-Rangliste der Clubs an Vereine vergeben, die sich nicht direkt für die Champions League qualifiziert haben, aber in der Vergangenheit stark genug waren.
Die Qualifizierung in der Königsklasse des europäischen Fußballs ist nicht nur aus Prestigegründen begehrt. Es geht dabei auch um sehr viel Geld, wobei vor allem die reichen Clubs noch viel reicher werden können. Siegesprämien sind gestaffelt.
Insgesamt sind für 2024/2025 satte 2,467 Milliarden Euro im Topf der Champions League. Allein die Antrittsprämie liegt bei mehr als 18 Millionen Euro. Start-, Sieg- und Koeffizienten-Prämien sowie der Marktpool bestimmen darüber, mit wie viel Geld jeder Club nach Hause geht. Die Koeffizienten-Prämie macht insgesamt 30 Prozent aus. Ausschlaggebend für sie ist das Abschneiden der Vereine in den vergangenen 10 Jahren im Europapokal. Weitere 15 Prozent der ausgeschütteten Summen werden je nach dem Wert des TV-Marktes der jeweiligen Clubs verteilt. Beide liegen bei den milliardenschweren Vereinen ungleich höher als etwa bei den Young Boys aus der Schweiz, Shakthar Donetsk aus der Ukraine oder Crvena zvedzda aus Serbien.
Die Neuregelung der Champions League ist eine Reaktion der UEFA auf eine weitere moderne Entwicklung im europäischen Fußball: Zwölf der reichsten Clubs hatten 2021 die Gründung einer eigenen Super League angekündigt. Zwar hielten die Pläne angesichts von Proteststürmen bei den Fans nicht lange vor, aber es wurde deutlich, wie groß die Unterschiede im einstigen Volkssport Fußball geworden sind.
Die Neuerungen in der Champions League sollen dazu beitragen, auch weniger reichen Vereinen den Weg zum internationalen Erfolg offenzuhalten. Wer sich nicht für die Champions League qualifiziert, erhält künftig mit der darunter angesiedelten Europa League und der Conference League weitere Chancen.
Ob das reicht, um die Unterschiede zwischen den Superreichen und den armen Schluckern unter den Vereinen zu verringern, wird sich zeigen. Doch dass auf dem Fußballplatz alle gleichgestellt waren und Kicken ein echter Volkssport war, ist sehr lange her.