Historisch oder nicht: Jörg Franzke ist der Spieler, der definitiv die beiden letzten Tore für den im Jahre 2003 aus dem Vereinsregister gestrichenen 1. SC Göttingen 05 schoss. Im Landesliga-Spiel beim VfB Fallersleben erzielte er die beiden letzten Tore für die zweite Mannschaft des insolventen Vereins. Nach einer Odyssee ist er inzwischen in seiner Heimat Hardegsen angekommen und nun sogar als Trainer tätig. Und dennoch zieht es ihn oft nach Göttingen, denn er hilft seiner Ehefrau Jovita, die als neue Pächterin das Bistro in der Göttinger Soccer-Arena bewirtschaftet.

Obwohl er im Insolvenzjahr für den 1. SC Göttingen 05 spielte, verlebte Jörg Franzke nach eigenen Aussagen seine schönste Fußballzeit bei der SVG Göttingen, für die der heute 32-Jährige lange Zeit spielte. Er erinnert sich noch gern an sein Freistoßtor im Derby gegen den SCW Göttingen, als das Team 2002 mit 2:0 siegte. Anschließend war er in der SVG-Gaststätte der gefeierte Mann, in einer Göttinger Zeitung wurde er auf der Titelseite als „Goldjunge Franzke“ bejubelt.

Mit dem Fußballspielen hatte Jörg 1989 bei der JSG Hardegsen begonnen. Dort spielte er bis zur C-Jugend. Auf sein Talent wurde dann die SVG Göttingen aufmerksam. In der B-Jugend-Landesliga spielter er unter Trainer Olaf Schröder mit dem ein Jahr älteren Özkan Beyazit und dem aktuellen Baunatal-Spielertrainer Tobias Nebe für die Schwarz-Weißen. Mit der A-Jugend gelang dann zwei Jahre später sogar die Norddeutsche Meisterschaft. Bereits als A-Jugendlicher kam Jörg unter Trainer Wilfried Rusteberg in der ersten SVG-Mannschaft in der Niedersachsenliga zum Einsatz. Damals standen Fußballgrößen wie Kirjan Krauß, Matze Knauf, Ali Karakaya und Robert Semenic im Niedersachenliga-Team des Sandweg-Vereins. Dennoch ging es nach der Saison runter in die Landesliga. Olaf Schröder wurde bereits in der Abstiegssaison Trainer der 1. Mannschaft. Zwei Jahre spielten sie in der Landesliga. Dann wurde Schröders Vertrag 2003 nicht verlängert und fast die komplette Mannschaft wanderte ab. Viele Spieler der Elf folgten Olaf Schröder zum 1. SC Göttingen 05, der nach dem Abstieg der Schwarz-Gelben in die Niedersachsenliga das Team übernahm. Auch Jörg folgte dem Ruf seines Coaches und wechselte auf das andere Leine-Ufer. Doch die Zeit beim schwarz-gelben war für ihn eine „eine böse Erfahrung“. Ins Detail möchte er aber nicht gehen.

Als 05 im September 2003 aus dem Vereinsregister gestrichen wurde, waren die Spieler sofort für andere Teams spielberechtigt. Einige kehrten zur SVG zurück, die unter Trainer Koch in der Landesliga gegen den Abstieg kämpfte. Jörg war dabei. Bis April 2004 spielte er noch für die SVG, dann musste er den Verein erneut verlassen, weil er seinen Zivildienst antrat und dort täglich von 15:00 Uhr bis 21:00 Uhr sowie am Wochenende arbeiteten musste. Er beschloss, in der Saison 2004/2005 seinem Heimatverein, damals noch die SG Hettensen-Ellierode, in der Northeimer Kreisliga zu helfen. Nach seinem Zivildienst wechselter er 2005 in die Göttinger Kreisliga zur SV Groß Ellershausen/Hetjershausen. Dort hatte inzwischen sein alter Trainer Olaf Schröder angeheuert. Die fünf Jahre im Westen Göttingens waren für Jörg eine ähnlich schöne und familiäre Zeit, wie bei der SVG. Mit Sputniks Sportshop-Chef Thomas Schygulla, der beim Verein als Organisator und Sponsor tätig war, verbindet ihn noch heute eine Freundschaft.

Gleiches gilt für den Spieler Dario Milos, der 2010 mit kroatischen Freunden den NK Croatia gründete. Jörg wechselte zum neuen Verein und übernahm dort sogar den Posten des Sportdirektors. Zwei Jahre spielte er für NK. Als seine Ehefrau Jovita Sohn Justas zur Welt brachte, wechselte der Bayern-München-Fan wieder in seine Heimat FC Hettensen-Ellierode-Hardegsen. Nach zwei Jahren als Spieler bot man ihm zu Beginn der Saison den Posten als Trainer an. Da Jörg nicht mehr schmerzfrei trainieren kann, nahm er das Angebot an.

Im ersten halben Jahr als Trainer lief es noch nicht ganz nach Wunsch. Vor dem ersten Punktspiel verletzte sich sein Kapitän Benjamin Wolter schwer. Nach vielen knappen Niederlagen liegt das Teams aktuell auf Tabellenplatz 13, was am Ende die Teilnahme an der Relegation bedeuten würde. Doch Jörg bleibt gelassen. Es sei noch alles drin in der Liga, zur Winterpause möchte man sich zudem in der Breite verstärken.
Wenn Jörg, der sich selbst als „fußballverrückt“ bezeichnet, nicht auf dem Fußballplatz steht, hilft er seiner Frau Jovita im Bistro der Soccer-Arena in Weende. Sie hat die Gastronomie in der Sporthalle seit dem 1. November gepachtet. Bereits unter den alten Betreibern arbeitete Jovita im Service der Einrichtung, später sogar als Geschäftsführerin. Ab Februar wird es dann noch spannender. Beide erwarten ihr zweites Kind.

Im Bistro dürfen sich die Besucher neben kühlen Getränken und leckeren Speisen, auch auf die Bundesliga- und Champions-League-Übertragungen auf Großleinwand freuen. Der Gastraum und die Lounge laden gerade dazu ein, Weihnachtsfeiern, Kindergeburtstage, Mannschaftsabende oder Tagungen auszurichten. Und vielleicht trifft man dann auch Jörg und kann mit ihm über die letzten Tore des 1. SC Göttingen 05 plaudern.
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