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EINE ABRECHNUNG VON REDAKTEUR HOLGER KOCH MIT EINER FALSCH VERSTANDENEN PHRASE
„Für das leibliche Wohl ist gesorgt!“ – Eine Wurst, die keiner mehr hören kann
Es ist ein vertrauter Satz, fast schon ein Reflex. Auf jedem Flyer zum Dorfturnier, bei jeder Spieltagsankündigung auf Social Media, selbst im Stadionheft: „Für das leibliche Wohl ist gesorgt!“ Klingt nett, freundlich, gastfreundlich – doch halt: Was heißt das eigentlich? Und vor allem: Stimmt das überhaupt?
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Von Bier, Bratwurst und Bauchweh
Geht man dem Begriff „leibliches Wohl“ ernsthaft nach, steht dahinter ein hoher Anspruch: Wohlbefinden von Körper, Geist und Seele. Ursprünglich aus dem theologischen oder philosophischen Raum kommend, meint „leibliches Wohl“ nichts weniger als: körperliche Unversehrtheit, Gesundheit, Sättigung, Ausgeglichenheit.
Aber was bekommt man auf dem durchschnittlichen Sportplatz? Bratwurst in Industriebrötchen, fettiges Frittiergut, Bier, Zucker in flüssiger Form als Cola oder neudeutsch Softgetränk.
Kurze Frage: Ist das wirklich „für das leibliche Wohl“? Oder nicht eher das Gegenteil – ein Schnellticket Richtung Sodbrennen, Übersäuerung, Übergewicht und Cholesterin-Schock?
Aber diese kleinen Sünden gehören natürlich zum Fußball dazu. Nur, sie in Wohltaten umzumünzen, ist ein Euphemismus allererster Güte. Sie erfreuen uns, erhöhen den Fußballgenuss und tragen zum Glück des Sportbeobachters bei, das leibliche Wohl fördern sie aber keineswegs.
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Wenn Sprache zur Floskel verkommt
Der Satz „Für das leibliche Wohl ist gesorgt“ ist ein sprachliches Fossil. Eine abgenutzte Floskel, die überall auftaucht, weil niemand mehr darüber nachdenkt. Wie oft hat man sie gelesen, gehört, weitergereicht? Ohne Prüfung, ohne Semantik. Dabei steckt darin ein Missverständnis:
„Leibliches Wohl“ suggeriert Heilung, Fürsorge, Ausgewogenheit – und nicht: „Komm, gönn dir noch ’ne Bratwurst mit Senf und ein kühles Blondes.“
Ein Bratwurststand ist keine Kurklinik. Cola ist kein Heilwasser. Und Gott – wenn man’s so sagen will – ist der Einzige, der für unser leibliches Wohl wirklich sorgen kann. Der Fußballplatz kann’s nicht. Am ehesten noch, wenn man auf ihm dem Ball nachjagt. Das soll aber die abgedroschene Phrase eben nicht zum Ausdruck bringen.
Wenn die Sensibilität offensichtlich fehlt
Und was ist mit Menschen, die tatsächlich um ihr leibliches Wohl kämpfen, wie Kranke oder Behinderte? Für sie dürfte dieser sinnentleerte Spruch „Für das leibliche Wohl wird gesorgt!“ wie ein Hohn auf ihr Leiden klingen. Denn die Verheißung entpuppt sich als hohle Phrase. Sensibilität gilt allenthalben als Tugend. In diesem Fall wird sie verweigert.
Darf man denn gar nichts mehr sagen?
Doch, natürlich. Aber man darf ehrlicher, kreativer, lebendiger formulieren. Und vor allem: den Fußballfreund und Gast nicht für dumm verkaufen.
Alternative Formulierungen, die nicht floskeln:
„Hungern muss bei uns niemand!“
„Kalte Getränke & heiße Würste warten auf euch.“
„Pommes, Bier & mehr – euer Magen wird jubeln!“
„Essen? Haben wir. Trinken? Auch. Fußball? Klar.“
„Kalorien? Gönnt euch – wie unsere Jungs auf dem Platz!“
„Für Stimmung ist gesorgt – für Snacks natürlich auch.“
„Gönn dir Stadionkost – ehrliches Essen für ehrliche Fußballfans.“
„Vollgas auf dem Platz, Genuss daneben“
„Für Speis und Trank sorgen wir!“
„Die Verpflegung ist gesichert!“
„Es ist für alles gesorgt, was Magen und Kehle begehren!“
„Gaumenfreuden sind garantiert!“
„Wir verwöhnen unsere Besucher kulinarisch!“
„Es erwartet Sie ein reichhaltiges, gastronomisches Angebot!“
„Verpflegung ist dabei!“
„Speisen & Getränke inklusive!“
„Imbiss und Erfrischungen vor Ort!“
„Stärkung gefällig? Gibt´s bei uns!“
„Keiner bleibt hungrig oder durstig!“
„Sportlich auf dem Platz, deftig am Grill!“
Der Satz „Für das leibliche Wohl ist gesorgt“ ist wie eine Flanke ins Niemandsland: gut gemeint, aber unpräzise, abgegriffen, falsch benutzt und womöglich sogar verletzend. Wer als Verein oder Veranstalter ernst genommen werden will, sollte auch bei der Sprache bewusst und originell sein.
Denn das leibliche Wohl beginnt nicht mit Fett und Zucker, sondern mit echter Fürsorge, gutem Geschmack – und manchmal einfach einem ehrlichen:
„Es gibt Bratwurst. Und Bier. Punkt.“
