Die Frauen des MTV Markoldendorf sind als Meister der Bezirksliga Braunschweig Süd in die Landesliga aufgestiegen, wir haben mit dem MTV Coach Matthias Idahl über die Saison, den historischen Erfolg und das Team gesprochen. Das Interview fand Anfang Juni direkt nach der Meisterschaft statt. 

Glückwunsch zur Meisterschaft und dem Aufstieg in die Landesliga. Was ist es für ein Gefühl, den MTV Markoldendorf in Landesliga gebracht zu haben?

Im Namen des gesamten Teams sage ich vielen Dank für die Glückwünsche zur Meisterschaft. Das Gefühl, die Frauen des MTV Markoldendorf geführt zu haben, ist natürlich super. Die Euphorie nach dem letzten Spiel, die Fans der Mannschaft in Moringen (auch in den Spielen zuvor), die Heimfahrt im Planwagen, die Feier im Sportheim in M-Dorf mit dem Vorstand, den Fans war einfach überragend.
Ihr habt von Beginn an bis zum 9. Spieltag in der Tabelle vorne gelegen, seid dann aber auf den 2. Platz verdrängt wurden und als es drauf ankam wart ihr wieder da und habt euch in einem packenden Finale die Meisterschaft geholt. Wie ist die Stimmung seitdem? 


Es ist richtig, bis zum 9. Spieltag waren wir vorne dran. Dieses haben wir uns in der Vorbereitung erarbeitet. Hatten aber auch das Quäntchen Glück, denn Moringen mit einem Sieg und Gladebeck mit dem Unentschieden gegen Rot-Weiß hatten hieran am Ende der Hinrunde schon einen Beitrag geleistet, da wir das direkte Duell mit Rot-Weiß auswärts mit 2:1 verloren hatten.
Eine 14-tägige Krankheitswelle hatten wir unmittelbar vor dem Rot-Weiß-Spiel zu überstehen. Kein CORONA!
Ohne Training und Spielrhythmus mussten wir zu unserem ärgsten Verfolger nach Göttingen reisen. Hier fehlte uns ganz klar die Kraft, um über 90 Minuten einem starken Gegner Paroli zu bieten. Das wir zu Beginn der Rückrunde auf Platz 2 verdrängt wurden, haben wir uns am Ende selbst zuzuschreiben. Denn mit der 0:1 Niederlage im Heimspiel gegen Breitenberg, in dem wir das Tor praktisch selber schießen und die Kugel trotz bester Chancen nicht im gegnerischen Tor unterbringen konnten. 90 Minuten auf ein Tor, klar die bessere Mannschaft und trotzdem mit leeren Händen dagestanden.
Am Ende kann man natürlich leicht sagen, die Rolle des Jägers stand uns hervorragend.
Die Mädels haben Woche für Woche ihre Hausaufgaben gemacht und die Spiele gewonnen. Das Finale um die Meisterschaft haben wir natürlich am Ende den Mädels vom TSV Gladebeck zu verdanken, die sich in Göttingen gegen Rot-Weiß voll reingehauen haben.

An dieser Stelle noch mal vielen Dank an Sascha Lange und sein Team!
Ihr wart großartig und die Clubs aus dem Kreis Northeim-Einbeck halten auf diese Art großartig zusammen.

Für das Nervenflattern bei Rot-Weiß haben wir bestimmt auch durch unsere Ergebnisse beigetragen.

Was hattest du dir und euch vor der Saison zugetraut? 
(Wie habt ihr den Abgang von Nora Voltmann kompensiert?)

Bei meinem ersten Gespräch mit dem Vorstand und Spielerrat hatte ich sofort ein gutes Gefühl. Es war allerdings hier keine Rede davon, dass Nora Voltmann und Lea Oehlsen das Team verlassen werden. Erst beim 2. Termin, bei der Vertragsunterzeichnung, wurde mir dieses mitgeteilt. Trotz der Abgänge zweier Leistungsträger haben wir bei der Vertragsverhandlung auch eine Meisterschaftsprämie ausgehandelt. Der Vorstand hat wahrscheinlich nicht so recht daran geglaubt. Ein paar Telefonate und es gelang unfassbar gute Spielerinnen für das Projekt zu begeistern. Alle wurden im Team super aufgenommen und ein Ersatz für Nora war gefunden. Lea’s Ausscheiden musste die Mannschaft durch ein paar kleinere Umstellungen im Kollektiv regeln. Auch dieses ist gelungen. Das Ziel vor der Saison, meins und das der Mannschaft, war klar die Meisterschaft.

Was ist deine Philosophie von Fußball?

Meine Philosophie vom Fußball ist ganz einfach. Alle sollen Spaß an ihrem Hobby haben. Das Training soll fordernd und fördernd sein, aber vor allem Spaß machen. Dazu gehört für mich der Ball!!! Haben alle Spaß, kommt der Erfolg von ganz allein.

Was macht den MTV und deine Mannschaft aus? Was ist der Grund für den Erfolg?

Hier im MTV steht der Frauenfußball, wie bei keinem anderen Verein in der Region, an 1. Stelle. Der Support, primär von den Fans, ist großartig. Kein Frauenteam spielt bei Heimspielen vor einer Kulisse von durchschnittlich 100 Zuschauern. Vielen Dank an alle, die uns bei Heimspielen wie auch oft bei Auswärtsterminen so zahlreich unterstützen.

Eine intelligente Mannschaft mit einem tollen Teamspirit. Wir machen keinen Unterschied zwischen der 1. Und 2. Mannschaft. Wir trainieren zusammen, wir feiern zusammen. Teamtage oder Mannschaftsabende heißt immer: alle zusammen. Dieser Teamspirit war sicher ein Grund für den Erfolg. Über die Saison hatten fast alle einen Einsatz in der 1. Mannschaft. Und alle haben auf diese Weise zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte beigetragen.

Was waren aus deiner Sicht die Höhepunkte in der Saison? 

Höhepunkte der Saison gab es viele. Ein Highlight war sicher das Fluchtlichtspiel in Lauenberg gegen Oberode sowie das Pokalachtelfinale gegen SVG Göttingen.
Mein absolutes Highlight: das Viertelfinale gegen Wendessen. Das haben wir zwar mit 7:1 verloren, als wir aber in der 80. Minute ein Tor gegen diese Übermannschaft erzielen konnten und die Mannschaft dieses Tor feierte, als ob wir 1:0 gewonnen hätten. Natürlich auch Highlights die Spiele zum Finale, SVG Zuhause und in Moringen. Nicht nur die Ergebnisse, sondern die Stimmung mit den Fans vor, während und nach den Spielen.

Wie bereitet ihr euch auf die neue Saison vor? Gibt es Verbesserungspotenzial, wenn ja, wo?

Aktuell bereiten wir uns auf die neue Saison vor. Wir machen Pause, sammeln Kräfte, richten den Fokus auf andere Dinge. Kurieren Verletzungen aus und treffen uns nur zu Feierlichkeiten.
Die Vorbereitung zur neuen Saison startet mit entsprechenden Trainingseinheiten und Spielen.

Natürlich gibt es immer Dinge, die es zu verbessern gilt. Dieses gehört in keinem Fall an die Öffentlichkeit, sondern wird intern angesprochen und angegangen.

Gibt es personelle Veränderungen? 

Es wird sicher personelle Veränderungen geben. Leider wird uns Jaqueline van Dammann verlassen. Sie zieht es nach Vogelbeck. Ich wünsche ihr alles Gute. Ansonsten bleibt der Kader stand jetzt zusammen. Aus der Jugend bekommen wir mit Jana Hettling ein vielversprechendes Talent und mit Sophie Pankalla eine Spielerin vom TSV Dassensen dazu.
Und ich kann sagen, dass Nora zu ihrem Verein zurückkehren wird. Ein paar Entscheidungen stehen noch aus. Sind also noch nicht spruchreif.

Jetzt steigt ihr auf, wie schätzt du die Chancen für die neue Saison ein? 

Man muss sicher abwarten, was auf dem Transfermarkt so passiert, wie sich die einzelnen Mannschaften aufstellen können. Es wird sicher 3-4 Teams geben, die um die Meisterschaft spielen werden.
Topfavorit ist für mich MF Göttingen. Die Absteiger aus der Oberliga Sparta Göttingen und Renshausen oder auch Acosta gehören für mich zu den erweiterten Kandidaten.
Wir wollen versuchen, mit einem guten Start, Punkt für Punkt zu sammeln, um die Klasse zu halten.

Hast du sonst noch etwas, was im Interview mit aufgenommen werden könnte? 🙂 
Natürlich habe ich noch einige Dinge, die hier angesprochen werden sollten, ohne dass explizit danach gefragt wurde.

Jedes 7. Mitglied im NfV ist weiblich. Nicht einmal jeder 7. Bericht in unseren heimischen Medien hat mit Frauenfußball zu tun. Immer wieder hört man abfällige Bemerkungen über den Frauenfußball. Nicht nur auf der Straße, sondern auch aus den Gremien. Hier gilt es dringend die Einstellung zu verändern.

Abschließend noch ein Wort zur abgelaufenen Saison:

Wir haben in den verschiedensten Mannschaften echt schlimme Verletzungen registrieren müssen.
Rettungswageneinsätze bei Armbrüchen, Knochenverletzungen, Kreuzbandrissen, Nasenbeinbrüchen usw.
Nicht immer waren es Foulspiele, die zu diesen Verletzungen führten, aber die Schiedsrichter sind, wie ich finde, gefordert eine einheitliche, gleichbleibende Herangehensweise der Spielleitung zu finden. Allen verletzten Spielerinnen der Liga wünsche ich auf diesem Wege eine schnelle Genesung.

Vielen Dank an alle Vereine der Liga und darüber hinaus an alle, die uns zur Meisterschaft gratuliert haben.

Vielen Dank für das Interview Matthias und viel Erfolg für die neue Saison
Das Interview wurde geführt kurz nach dem Aufstieg Anfang Juni 2022