Der etwas andere Spielbericht vom Verein, der sich selbst als anders bezeichnet, über das Spitzenspiel der 2. Kreisklasse B zwischen dem TSV Holtensen und der vierten Mannschaft des SC Hainberg.

Von Babba Kloppmann

Herbst:

Die Sonne schaut nun müd hernieder,

Wind, kalter Nebel kommt dazu,

es dehnen sich jetzt ihre Glieder,

das Jahr neigt langsam sich zur Ruh.

So oder so ähnlich wie in diesem bekannten Herbstgedicht von Alois Leopolt Altmann, erlebt der eine oder andere Spaziergänger in diesen Tagen die herbstliche Stimmung. Ja, fast lässt sie sich mit den Händen greifen, diese angenehme und zur Gelassenheit einladende Ruhe, die den Abend des Jahres sanft, fast liebevoll ankündigt.Wer jedoch rein gar nichts für ein solches mit allen Sinnen umspannendes besinnliches Wahrnehmen der schönen Seiten dieser Jahreszeit übrig hat, sondern eher auf Lärm und Hektik steht, dem sei ein Sonntagsspaziergang zur Sportanlage des TSV Holtensen zu empfehlen, denn dort wird man zumindest damit bestens bedient. So geschehen am Sonntag beim Gastspiel von Hainbergs IV bei der ersten Mannschaft des TSV – ehemals Landesliga.

Die herbstliche Stimmung, die über dem satten Grün lag, wurde vor der Partie jäh durchbrochen, als die auf Besinnlichkeit eingestellten Ohren der Besucher aus der schreddernden TSV Lautsprecheranlage mit Countdown, „Go West“ und anschließend mit den Spielernamen des TSV konfrontiert wurden. Das ganze Programm also, um sich für ein solches Spitzenspiel (Zweiter gegen Dritter) heiß zu machen – überraschend eigentlich nur, dass die Auflaufkinder fehlten.

Zunächst entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor. Die junge und sportlich gegenüber dem Vorjahr stark aufgerüstete TSV-Elf gab sich ganz und gar nicht herbstlich gestimmt, sondern baute von Anfang an enormen Druck auf, so dass es für Hainbergs IV zunächst einmal darum ging, die ersten stürmischen Attacken zu überstehen und allmählich Ruhe ins eigenen Spiel zu bringen, was im Laufe der ersten Halbzeit zunehmend besser gelang.

Und so hätte man es sich auch auf dem Platz herbstlich einrichten können, wenn…, ja wenn da nicht einerseits das Gezeter, Gemecker und Gemotze von Holtensens Spieler gewesen wäre, wie auch die unglaublich kleinliche und von etlichen Fehlentscheidungen begleitete Spielführung durch den Schiedsrichter. Wer beides zusammen betrachtete, kam schließlich zur letzten Gewissheit:

Die kürzlich parallel zur Autobahn erbaute Schallschutzwand dient nicht dazu, die Holtenser vor dem Lärm der Autobahn zu schützen, ganz im Gegenteil, sie wurde zum Schutze der Ohren der Autofahrer errichtet. Und die durch viel zu häufige Unterbrechungen geprägte Spielleitung des Unparteiischen erinnerte an den Versuch, sich im Internet einen Stream eines Fußballspiels anzugucken: Mal läuft es für ein paar Sekunden, dann wieder stockt es – auf die Dauer ein nerviges Unterfangen.

Großartig, dass sich die Männer um Spielführer Lutz Wegener von all dem jedoch nicht anstecken ließen, sondern angetrieben von den unermüdlichen Elmar Schulte (geschätztes Laufpensum über 90 Minuten: 15 km) sowie im Sturm von Lukas Dannenberg und Azo Pele(sic) nun auch immer wieder zu eigenen Chancen kamen. Diese wurden dann aber meistens vom 12. Mann des TSV, dem Schiri, gekonnt vereitelt, der mit nicht nachvollziehbaren Abseitsentscheidungen und zwei nicht gegebenen Elfmetern kein Zweifel daran ließ, dass zumindest sein Herbst als Schiedsrichter schon lange gekommen ist.

In der zweiten Halbzeit zunächst das gleiche Bild. Als dann aber Lukas Dannenberg zum wiederholten Male im Strafraum rüde attackiert wurde, blieb dem Mann in Gelb nichts anderes übrig, als dann doch endlich mal auf Strafstoß für den SC zu entscheiden. 1:0 – SC Führung durch Elmar Schulte.

Wer jetzt aber meinte, das wäre es gewesen, der hatte nicht mit der Entschlossenheit des (Un)parteiischen gerechnet, denn 15 Minuten vor Schluss wertete er einen leichten herbstlichen Hauch von Christian Vöhringer als Elfmeter würdiges Foul und bereitete somit den 1:1 Ausgleich vor. Das Ende ist dann schnell erzählt. Nach diesem Rückschlag ließ beim Gast von den Zietenterrassen dann die Konzentration erheblich nach, was die Holtenser zum 3:1 Endstand nutzten.

Wer sich nach diesen stürmischen Erfahrungen dann doch nach herbstlicher Stimmung sehnt, dem sei empfohlen sich in Poesie zu versuchen – z.B. im Schreiben von Gedichten:

Spiel im Herbst:

Zum Auswärtsspiel gehts diesmal wieder,

mit Mut schnürn Jockels Jungs die Schuh,

der Schiri singt Holtensens Lieder,

und jeder sieht: das ist doch Schmuh.

Der SC Kader: Frederick Pense, Lars Heuermann, Sebastian Kloppmann, Guido Hübner, Christian Vöhringer, Elmar Schulte, Lutz Wegener , Ole Fröhlich, Lukas Dannenberg, Sven Wolf, Axel Bachmann, Marko Küster, Azo Pele(sic) und Djingis

Heute vom Volkshochschulkurs „Gedichte schreiben in drei Tagen“: Babba Kloppmann