Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist auch für Sportler aus aller Welt ein Traumziel. Von der Ost- bis zur Westküste und von Neuengland bis zum tiefen Süden zieht es Jahr für Jahr ausländische Athleten in die USA.

Was den Fußball anbelangt, hat dabei vor allem New York eine reiche Geschichte, was den Triumph von deutschen Kickern in den Staaten angeht. Ein Ausnahmejahrzehnt in einer Ausnahmestadt waren dabei die 1970er Jahre.

Die deutschen Fans waren geschockt, als ausgerechnet „Kaiser“ Franz Beckenbauer 1977 seinen Abschied von Bayern München und den Wechsel zu Cosmos New York ankündigte. Der auch bei den Fußballwetten stets führende Weltmeister von 1974 und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft nannte später in Interviews den Transfer die beste Entscheidung seines Lebens.

Dabei hatte ihn nicht einmal so sehr die sportliche Herausforderung überzeugt. Die Stadt selbst war es, die ihn bei einem Erkundungsbesuch in den Bann geschlagen hatte. Der Club-Präsident von Cosmos hatte den glücklichen Einfall gehabt, Beckenbauer im Hubschrauber mitten durch Manhattan zu fliegen. „Kaiser“ Franz sagte ihm noch in der Luft zu. Er blieb sogar dann noch dabei, als der damalige Bayern-Präsident die für damalige Verhältnisse enorme Ablösesumme kurzerhand von 1 Million Mark auf 1,4 Millionen Mark erhöhte. Beckenbauer bot daraufhin den Amerikaner an, den Unterschied aus eigener Tasche zu begleichen.

Die Spötter im Fußballland Deutschland, die den Major League Soccer in den Staaten als nicht ernst zu nehmende Operettenliga betrachteten, kamen aus dem Staunen nicht heraus, als die erste Saison mit Beckenbauer bei Cosmos begann. Auch der Kaiser selbst war überrascht, welches sportliche Niveau bereits im Training gezeigt wurde. Verwunderlich war das allerdings nicht. In Deutschland war Beckenbauer der mit Abstand bekannteste Starkicker. In New York war er hingegen nur ein berühmter Fußballer in einem Kader voller Legenden. Bereits zwei Jahre vor ihm war der brasilianische Fußballgott Pelé nach New York gewechselt. An Beckenbauers Seite beendete Pelé, der als 17-Jähriger 1958 in Schweden zum Star der WM und Weltmeiste mit der Selecao geworden war, im Oktober 1977 seine Profikarriere.

Wie bereits in Deutschland war Beckenbauer auch in New York rasch vom Erfolg verwöhnt. Drei Titel in den fast fünf Jahren, die er in den USA blieb, sprechen für sich.

Seinen alten Teamkollegen Gerd Müller zog es ebenfalls über den Großen Teich. Der „Bomber der Nation“, der 1974 eigentlich schon seinen Abschied vom aktiven Profisport genommen hatte, unterschrieb 1979 bei den Fort Lauderdale Strikers in Florida. Im Jahr darauf wurde er mit den Strikers Vizemeister. Der Titel ging an Beckenbauers Club. 1981 hing Müller endgültig die Stollenschuhe an den Nagel.

Ein anderer Bayern-Star, der dem Lockruf der USA nicht widerstehen konnte, war Lothar Matthäus. Der Weltmeister von 1994 wechselte im Jahr 2000 von der Isar an den Hudson zu den MetroStars in New York. Sein Aufenthalt dort dauerte zwar nur von März bis Seoptember, aber die Zeit genügte, um mit dem US-Club die Play-Offs zu erreichen. Kurz darauf stieg Matthäus in Wien aufs Traineramt um.

Bastian Schweinsteiger beendete ebenfalls in den USA seine aktive Karriere. Nach insgesamt 17 Jahren bei den Junioren und den Herren von Bayern München hatte er von 2015 bis 2017 einen Vertrag in der Premier League bei Manchester United, ehe er bis 2019 bei Chicago Fire als Innenverteidiger auflief. Dort kam er insgesamt auf 86 Spiele und 8 Tore.

Für Christian Tiffert hingehen war der Aufenthalt bei den Seattle Sounders 2012/2013 zwar erfolgreich, aber nur ein Zwischenspiel in einer Karriere, die zwischen Spitzenligen und Drittklassigkeit hin und her pendelte.

Ebenfalls im Fire-Kader stand neben Tiffert mit Arne Friedrich ein weiterer Bundesliga-Fußballer. Der langjährige Nationalspieler wurde 2012 zum Verteidiger des Jahres bei Chicago Fire erklärt. Kurz darauf erhielt er die unbeschränkte Aufenthaltsgenehmigung, die ihn allerdings als Auslandsspieler disqualifizierte. Verletzungsbedingt beendete er kurz darauf seine Profikickerlaufbahn.

Julian Gressel ist einer der wenigen deutschen Fußballer, die den Großteil ihrer Karriere in den USA absolviert haben. Der 29-jährige hatte nach einem Start in Fürth und Bamberg eine College-Ausbildung samt Fußball in Florida eingeschoben und war nach einem kurzen Aufenthalt bei Neustadt/Aisch und Eintracht Bamberg endgültig in die Staaten gezogen. Derzeit steht er bei Columbus Crew unter Vertrag.

Einer der erfolgreichsten deutschen Fußballer aller Zeiten in den USA ist zugleich einer der am wenigsten bekannten. Karl-Heinz Granitza schaffte den Weg vom Torschützenkönig der 2. Bundesliga Süd bei Röchling Völklingen im Jahr 1976 zum Stürmer bei Hertha BSC.

Doch erst in den USA entfaltete sich sein Talent so richtig. In fünf Jahren bei den Chicago Sting schoss er 128 Tore und wurde zweimal Meister in der MLS. 1982 wurde er zu Chicagos Sportler des Jahres gewählt.

Auch wenn die meisten Bundesligastars heute eher in die europäischen Spitzenligen als in die USA wechseln, sind deutsche Kicker weiterhin in jeder Saison in den amerikanischen Kadern zu finden, und so manchem Sportler geht es dabei wie einst dem „Kaiser“. Sie kommen für die Stadt und bleiben für den Sport im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.