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Vor einigen Jahren besaß der SCW Göttingen das beste Team der Region Südniedersachsen. Als dann der inzwischen verstorbene Mäzen Werner Freiberg sein Engagement im Verein einstellte, fiel das einstige Aushängeschild der Region ins scheinbar Bodenlose. Dann übernahm Marc Zimmermann das Team und hat mit großem Fleiß und sehr akribisch die Trendwende eingeleitet. Inzwischen ist der SCW - zumindest in der Bezirksliga - wieder eine Macht. Untrennbar mit der positiven Entwicklung verbunden ist auch ein Mann beim SCW, dem man seine Fähigkeiten nicht auf den ersten Blick ansieht, der aber vielleicht gerade deshalb manchen Zuschauer in Erstaunen setzt.
Spud Webb war mit nur 168 Zentimetern der kleinste NBA-Spieler aller Zeiten. Dennoch konnte er sich in der „Riesen-Szene“ durchsetzen. Mit nur 170 Zentimetern ist Stefan Schwörer nur unwesentlich größer und gehört dennoch einer Zunft an, in der Größe als Vorteil gilt. Stefan ist Torwart. Stefan ist Torwart beim Bezirksliga-Team des SCW Göttingen. Und wer Stefan einmal beobachtet hat, der kann bestätigen, dass er trotz seiner für das Fangen hoher Bälle unvorteilhaften körperlichen Ausmaße zu den besten Torhütern der Region und zu den Stützen seines Teams zählt. Seit Marc Zimmermann beim SCW Göttingen als Trainer das Zepter schwingt, steht Stefan auch zwischen den Pfosten des SCW-Tores. Und seither geht es fast stetig bergauf.
Stefan begann seine sportliche Laufbahn beim Nikolausberger SC. Sein Trainer war der in Göttingen allseits bekannt Gero Scheuß bis zur A-Jugend. Bis zur D-Jugend spielte der SC-Freiburg-Sympathisant auch im Feld, was ihm heute in der modernen Torwart-Schule zugute kommt. Im zweiten A-Jugend-Jahr wechselt Stefan, dessen Talent sich bis nach Weende herumgesprochen hatte, zum SCW, dessen A-Junioren damals in der Niedersachsenliga spielten. Mit Chrissi Bianco, Benny Wendt, Mike Strauß und Maikel König wehrte er sich 2009 erfolglos gegen den Abstieg in die Landesliga.
Nach der Saison wurde der heute 23-jährige Lehramts-Student für Deutsch und Geschichte in den Kader der Landesliga-Herren des SCW aufgenommen. Die Saison begann mit Trainer Michael Fütterer, der im November 2009 nach zehn Niederlage in Folge vom Reserve-Coach Marc Zimmermann beerbt wurde. Doch auch der neue starke Mann an der Seitenlinie konnte den Abstieg in die Bezirksliga nicht verhindern. Zwischen den Pfosten des SCW seit Zimmermanns Amtsübernahme: Stefan Schwörer. Zuerst stieg er mit der A-Jugend und dann mit den Herren ab. Doch die schlechten Sport-Zeiten waren damit vorbei. Seither geht es aufwärts.
In dieser Saison hat die Mannschaft auf Platz vier der Bezirksliga überwintert. „Steigerungsfähig“ meint Stefan. Gerade gegen die so genannten kleinen Gegner tat sich das Zimmermann-Team in dieser Saison oft schwer. Besonders schmerzlich war die Niederlage bei Abstiegskandidaten VfR Osterode. Insgesamt zeigte sich der SCW in dieser Saison zu inkonstant. In der Offensive ist der SCW in den letzten Jahren richtig stark geworden. Aber in der Defensive, die übrigens nach Zimmermanns Philosophie eine Aufgabe des gesamten Kollektivs ist, zeigte das Team zuletzt Schwächen. Eigentlich war man da in der Vergangenheit schon etwas weiter, wundert sich Schwörer. Ansonsten hätte er unter Zimmermann aber taktisch viel dazu gelernt. Der SCW verkörpert in der Bezirksliga den modernsten Fußball. Viel Laufarbeit, ein hohes Maß an Spielkontrolle, frühes Stören bereits in des Gegners Hälfte, offensives Verteidigen sind Begriffe, mit denen man sich beim SCW als Neuzugang oft zum ersten Mal in der Karriere auseinander setzen müsse. „Und da wir durch den hohen Anteil an Studenten einen natürliche Fluktuation haben, gibt es immer wieder Phasen der Eingewöhnung!“, so der Hüter der Weender. Diesen Ruf als „Studentenmannschaft“ wolle man aber weiter pflegen. „Dieses Image als junge, sympathische und studentische Mannschaft sorgt dafür, dass viele gute Fußballer, die während ihres Studiums eine Mannschaft suchen, zu uns kommen!“. Und dieses Image wird von Team auch gelebt. „Deshalb kehren einige Spieler, die die weite Fußballwelt erobern wollten, gern zu uns zurück, auch wenn sie woanders vielleicht mehr Geld verdienen würden.“, so Schwörer.
Für ihn persönlich ist der SCW der Hauptgrund seiner Entwicklung in den letzten Jahren. Talent brachte er bereits vom Nikolausberger SC mit, doch durch die Arbeit seines Torwart-Trainers Bernd Doods ist der inzwischen sehr gereift. Auf der Linie gehört Stefan zum besten, was die Bezirksliga zu bieten hat. Bedingt durch seine geringe Größe überlässt er es seinen Vorderleuten, im Strafraum für Ordnung zu sorgen. „Bernd hat mir beigebracht, wie ich meine Verteidiger lautstark dirigieren muss. Das stärkt die Organisation und schafft Vertrauen. Die Arbeit mit dem Ball am Fuß – gerade im modernen Fußball enorm wichtig – wird immer besser. Ebenso seine Fähigkeiten, wenn ein Stürmer versucht, ihn auszuspielen, sollte dieser doch einmal eine Lücke in der Abwehr finden.
Auf jeden Fall möchte Stefan dazu beitragen, die Hoffnung auf den Aufstieg so lange wie möglich aufrecht zu halten. „Wenn die Teams vor uns schwächeln, dann wolle wir da sein!“, gibt sich Stefan kämpferisch. In der Liga könne ohnehin jeder jeden schlagen.
Die Hoffnung auf ein Happy End beruht auf den Fähigkeiten vieler hervorragender Fußballer in den Reihen des SCW. Tom Hampel beispielsweise hat den Verlust von Chrissi Bianco mehr als aufgefangen. Er wird in der Rückrunde sicher noch besser werden. Aber auch Stefans ehemaliger Mitbewohner Lukas Eiffert – als Allrounder des SCW-Spiels – zeigte sehr viele gute Spiele und könnte für eine gute Rückrunde ausschlaggebend sein. Die beiden Innenverteidiger Daniel Obermann und Kapitän Ansger Luchte können mit ihrer Erfahrung die Mannschaft hervorragend führen. Und dann sind da noch die beiden überdurchschnittlich guten Fußballer Mike Strauß und Maikel König, die in manch einer Partie den Unterschied ausmachen können.
Vielleicht können sie dafür sorgen, dass mit guten Leistungen auch die Zuschauerzahlen in Weende besser werden. „Ich kann mir das auch nicht erklären. Bei uns bekommt der Zuschauer alles geboten: Tore, Leidenschaft, modernes Spiel. Dennoch haben wir – eigentlich schon immer – wenig Zuschauer!“, wundert sich Stefan über die Ignoranz der Fußballfreunde. Vielleicht wird das ja besser, wenn der SCW eines Tages wieder in der Landesliga spielt – natürlich mit Stefan Schwörer im Tor. Denn er möchte gern – am liebsten mit seinem SCW – noch einmal höherklassig spielen. Dass er es kann, hat er schon bewiesen. Beispielsweise beim 0:2 der Göttinger Stadtauswahl im letzten Mai gegen den Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig, als er in seinen 40 Minuten Einsatzzeit nur einmal bezwungen wurde.