Ein Gewinner stand bereits vor Anpfiff des Kreisliga-Spitzenspiels zwischen dem heimischen BSV und dem FC Lindenberg-Adelebsen fest – der kultige Metallkasten, in dem seit gefühlten Jahrzehnten die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern zwischengelagert werden und für die Dauer des Spiels vom ehrenamtlichen Kassenwart Lothar Rosenthal bewacht werden. Denn die Spielverlegung auf Freitagabend erwies sich zumindest finanztechnisch als kluge Entscheidung, säumten doch annähernd 200 neugierige Fußballfans die Sportanlage am Südring.

Von Daniel Vollbrecht

Sportlich müssen wir aus Bovender Sicht in der Bewertung des Spiels natürlich Abstriche machen, dabei hatte alles so gut angefangen. Rico Weiß und Dennis Koch hatten bereits tags zuvor die wichtigsten Zutaten für einen gebührenden „Einstand der Neuen“, der nach Spielende gefeiert werden sollte, eingekauft. Also primär Getränke mit hohen bis höheren alkoholischen Anteilen sowie adäquate Gläser mit großem Fassungsvermögen. Sogar die Pizza wurde vorausschauend geordert, selbstverständlich aus der Kategorie „Familiengröße“, schließlich sind wir beim BSV doch alle eine verschworen familiäre Gemeinschaft. Okay, dieses Wortspiel mag arg konstruiert klingen, allerdings verliehen die ersten 20 Minuten dem vorschusslorbeerigen Glauben Hoffnung, das Klischee auch sportlich mit einem weiteren Baustein untermauern zu können.

Denn wer einen offenen Schlagabtausch erwartet hatte, sah sich zunächst getäuscht. Der BSV bestimmte das Geschehen und hatte zumindest 2 hochkarätige Torchancen. Enrico, im Normalfall zuverlässiger Torjäger mit enormer Abschlussstärke, scheiterte zweimal knapp, auch Timo Hichert, der bei den späteren Feierlichkeiten zu Bestform auflief, krönte seine gute sportliche und herausragende kämpferische Leistung leider nicht mit dem verdienten Tor. Überhaupt lief leider nichts „normal“: Ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung lud den Gast zum schnellen Konter ein und Waas traf mit einem zugegeben technisch feinen Schlenzer ins obere Toreck zum 1:0. Die zahlreich mitgereisten Adelebser Fans jubelten zurecht – und wir mussten uns vom Schock erstmal erholen.

Von der zweiten Hälfte bekam der Autor dieser Zeilen nicht mehr viel mit, da er auswechslungsbedingt eine ausgiebige Dusche genoss. Nachdem die aufgegrätschten Beine vom Blut gereinigt und desinfiziert waren, gestatteten die Lichtverhältnisse nur noch bedämmerte Blicke auf das Spielfeld – ein visualisierter Vorgriff auf den Zustand vieler Bovender Spieler während der späteren Party-Time. So konnte ich nur noch schemenhaft einen Kopfball von Rico erkennen, der per Glanztat vom sicheren Gäste-Keeper entschärft wurde sowie erneut zwei Gegentore, mit denen uns die geschickt konternden Lindenbergern den K.O. versetzten. Ronnie Kürzinger traf in der Schlusssekunde von der Strafraumgrenze aus zum Ehrentreffer, doch der Jubel auf der Expertentribüne fiel verhalten aus.
Stattdessen sorgte ein Eklat kurz vor Abpfiff für Feuer unter dem Dach. Ein bekannter Trainer aus der Göttinger Fußballszene pöbelte vor versammelter Zuschauerschar herum und beschimpfte aufs Übelste die Bovender Mannschaft samt Betreuer, Trainer und Organisationsführung. Von zwei Eltern eines BSV-Spielers zur Rede gestellt, gipfelte die Hasstirade in der Aussage: „Wenn Person XY morgen Krebs bekommt, dann lache ich.“ Ein unmögliches Verhalten, das nicht nur unter dem Gesichtspunkt der sportlichen Fairness untragbar ist und eigentlich nach einer Entschuldigung verlangt.

So bleibt als Fazit zu konstatieren, dass wir dem FC Lindenberg-Adelebsen zum Sieg, zum fairen und taktisch klugen Spiel gratulieren und uns selbst eingestehen müssen, an diesem Abend zwar vieles richtig, in den entscheidenden Momenten jedoch einiges falsch gemacht zu haben.

Deshalb sollen folgende Informationen für bessere Stimmung im Bovender Lager sorgen: Auf der anschließenden Feier gab es 9 Familienpizzen, 2x Salami, 1x Peperoni, 1x Thunfisch, 1x Vegetarisch, 1x Gyros und 3 Teigfladen, deren Belag nicht wirklich identifizierbar war und der heute morgen bei diversen Besuchern der kulinarischen Verköstigung für latente Bauchschmerzen sorgt. Immerhin hatte der Pizzabote seinen Spaß, in dem er fast eine ganze Stunde nach Lieferung noch mit uns feierte und an der Theke erste Bekanntschaften mit weiblichen BSV-Fans knüpfte. Wer einmal bei uns ist, kommt so schnell nicht wieder weg!

Und sobald alle wieder nüchtern sind, werden wir konzentriert daran arbeiten, spätestens zum Saisonende wieder feiern zu dürfen. Der sympathische Pizzabäcker wird dann als VIP-Gast das Happening bereichern, falls er bis dahin nicht schon in die BSV-Familie eingeheiratet hat…