Göttinger Fußball bald schon überregional wieder eine Hausnummer?

Es tut sich was im Fußballkreis Göttingen-Osterode. Nachdem erst kürzlich der neue Jugendförderverein JVF 37 durch Kooperation des SC Hainberg mit anderen Göttinger Fußballvereinen ins Leben gerufen wurde, gibt es nun weitere bahnbrechende Veränderungen im Herrenbereich: „Endlich! ASTiHB (gesprochen: „Astib“) ist durch; das eröffnet ganz neue Perspektiven!“, gibt sich der sichtbar zufriedene Vereinsvorsitzende des SC Hainberg Jockel Lohse – Initiator dieser Aktion - zufrieden.
„Nachdem wir zusammen mit dem Bund Deutscher Krankenversicherungen mehrere Anläufe unternommen haben, hat nun endlich auch der Niedersächsische Fußballverband (NFV) grünes Licht gegeben“, informiert die Hainberg-Ikone.

Autor: Sebastian Kloppmann

AStiHB steht für „Altersgerechte Spielteilhabe im Herrenbereich“ und verdankt sich der Erfahrung, dass es landesweit für Teams mit Spielern über 48 Jahre kaum noch ernstzunehmende Wettbewerbe gibt. So mussten solche Mannschaften zum Teil gegen Mannschaften antreten, deren Altersdurchschnitt um zum Teil 20 Jahre niedriger ausfiel, was zu einer erheblichen Wettbewerbsverzerrung geführt hat. Zudem hat sich dieser Sachverhalt negativ auf die Motivation der alten Recken ausgewirkt, so dass einige von ihnen schon gar keine Lust mehr auf Fußball hatten.

„Dem wollten wir – auch im Sinne des Fair-Play-Gedanken – entgegen wirken, mit dem Ziel, dass auch die älteren Kicker der schönsten Nebensache der Welt weiter frönen können“, berichtet Lohse sichtbar begeistert.

Wie aber funktioniert AStiHB? Die Geburtsdaten aller Spieler werden in den Spielberichtsbogen eingegeben. Eine App berechnet anschließend so genannten „Oldi-Algorithmus“ und bringt dann die Altersdaten beider Mannschaften miteinander ins Verhältnis. Wenn dabei ein bestimmter Wert überschritten wird, kann die Mannschaft mit dem höheren Altersdurchschnitt zusätzlich Spieler auf das Feld schicken.
Lohse ergänzt: „Wir machen beste Erfahrungen damit. Erst kürzlich haben wir mit unserer 4. Mannschaft, die ja schon einen erheblichen Anteil an Oldies aufweist, in einem Testspiel mit 17 Akteuren gegen die erste Mannschaft von Hessen Kassel gespielt. Nicht nur der 6:1 Sieg stimmt und in Bezug auf zukünftige sportliche Herausforderungen sehr zuversichtlich. Gegen unsere massive Siebener-Kette hinten, war kaum ein Durchkommen für die jungen Burschen vom KSV. Und auch die Stimmung in der Mannschaft war hervorragend, denn in kleinen Verschnaufpausen blieb immer mal auch Zeit für ein kleines Schwätzchen – und das verbessert die Stimmung und fördert Freundschaften. Außerdem gewinnen einige ältere Spieler bei uns jetzt noch mal ganz neue Bedeutung und Wertschätzung. Hermann Fuge z.B. oder Babba Kloppmann – unsere 60jährigen. Die machen zwar nicht mehr so viele Meter und werden auch kaum noch angespielt, aber sie machen die Räume eng und sorgen zudem zusammen noch mal für 1,75 zusätzliche frische Spieler auf dem Feld. Und beide sind stolz wie Oskar, ob dieser inklusiven Maßnahme.“
Zwar handelt es sich gegenwärtig noch um eine Pilotphase, doch die Akzeptanz dieser Initiative ist schon jetzt deutlich spürbar. Verschiedene Göttinger haben pflegen ebenfalls wieder den Kontakt zu ihren ehemaligen Fußball-Veteranen.
Bei so viel positiver Resonanz, ist die Wahrscheinlichkeit sogar hoch, dass ASTiHB schon in der kommenden Saison bundesweit eingeführt wird.
„Und wer weiß“ witzelt Lohse, „vielleicht sehen wir in der Bundesliga ja schon bald wieder Spieler wie Rudi Völler, Günther Netzer oder Wolfgang Overath. Doch entscheidend dabei bleibt die alte Fußballerweisheit: 17 Freunde müsst ihr sein!“