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Am Sonntag gewann der SCW Göttingen als Tabellenführer der Bezirksliga beim Landesliga-Absteiger TuSpo Weser Gimte klar, deutlich und, wie Augenzeugen berichten, auch durchaus verdient mit 1:3 (0:1). Die Weender sind mit elf Siegen, zwei Unentschieden und nur einer Niederlage der Primus der Bezirksliga. Und das Team scheint angesichts der Jugend des Kaders noch nicht am Ende seines Weges zu sein. Mit einem kleinen Etat und einer eigenen Strategie hat das Weender Funktionsteam um Trainer Marc Zimmermann echte Erfolgsbedingungen geschaffen. Gökick-Online besuchte der B-Lizenz-Inhaber in den heiligen Räumen der 1. Mannschaft.
Als Marc Zimmermann im Jahre 2008 zum SCW wechselte, übernahm er zuerst den Posten des Co-Trainers von Martin Wagenknecht in der Niedersachsenliga. Doch noch während der laufenden Saison wurde ihm die Aufgabe angetragen, die zweite Mannschaft von Waldemar Schneider zu übernehmen, der in der Kreisliga wenig Erfolg aufzuweisen hatte. Beide Teams des Weender Vereins stiegen in dieser Umbruchphase aus ihren Ligen ab. In der Saison danach blieb Marc Zimmermann Trainer der zweiten Mannschaft, das erste Team wurde von Michael Fütterer in der Landesliga übernommen. Doch nach nur etwas mehr als einem Vierteljahr warf Fütterer mit gefühlten null Punkten das Handtuch. Ab sofort coachte Zimmermann sowohl die Landesliga- als auch die Kreisklassen-Elf des SCW Göttingen. Den Abstieg der ersten Mannschaft in die Bezirksliga konnte Zimmermann nicht verhindern, die zweite Mannschaft hingegen scheiterte knapp am Wiederaufstieg an den von Jozo Brinkwerth trainierten Hagenbergern.
Klarer Schnitt
Der Neuaufbau in Weende begann mit dem Start der neuen Saison im Jahr 2010. Es wurde ein klarer Schnitt gemacht. „Abzocker gab es ab sofort nicht mehr.“, nennt Zimmermann eine der Grundlagen der neuen Strategie im Verein. Nur zwei Spieler blieben im Team, ansonsten wurde das Team komplett erneuert. „Die meisten Spieler, die wir ansprachen, wollten mehr Geld als des Trainers Aufwandsentschädigung!“, macht der Coach deutlich. Zum Glück konnte die Firma D&T Immobilien als Ausrüster gewonnen werden. Zudem wurde der Etat deutlich gekürzt. Dennoch reicht er für eine kleine Zahlung von 50 Euro pro Spieler. „Wer das nicht akzeptiert, muss sich anderswo umschauen.“, so der Trainer. Anfangs wurden Studenten von dem Konzept überzeugt, die wiederum andere Studenten zum SCW brachten. Las man in dieser Zeit die Aufstellung des Teams, gab es dort kaum einen bekannten Namen. Lediglich Chrissi Bianco und Max Brudniok hatten die Insider schon einmal gehört. „Wir haben inzwischen eine eigene Team-Kultur entwickelt.“, verrät der Trainer. Neue Spieler wundern sich anfangs über diese implizierten Regeln. Beispielsweise trainiert das gesamte Team in den Vereinsfarben, also in komplett weiß oder schwarz. Verstößt ein Spieler gegen diese Kleiderordnung, müssen alle Spieler eine Strafaufgabe erledigen. Gleiches gilt bei Zimmermann bei den Fußballschuhen. Nur die beiden Vereinsfarben sind bei der Schuhwahl erlaubt, bunte Schuhchen sind im Team tabu. Bei allen Maßnahmen bleibt ein Ziel: Zimmermann möchte ein Mannschaft, die in jeder Situation auf dem Spielfeld funktioniert. Große Individualisten kann oder will sich der Verein ohnehin finanziell nicht leisten, so muss alles über das Team gehen. „Unser Geheimnis ist die geschlossene Mannschaft!“. Man spürt bei des Trainers Worten, dass dies beim SCW keine Floskel, sondern gelebte Philosophie ist. Ausfälle könne das Team, das zum Beginn der laufenden Saison in der Breite verstärkt wurde, locker verkraften. „Ich habe 20 gleichwertige Spieler in meinem Kader.“, nennt Zimmermann eines der Geheimnisse für seinen Erfolg. Zudem sei das Team gereift und eingespielt. „Natürlich war in dieser Saison auch etwas Glück dabei.“, so der Trainer weiter. Vier Spiele seien in den letzten Minuten zugunsten seines Teams entschieden worden. Fehlten diese Punkte würde man nicht auf dem Platz an der Sonne stehen. Zudem habe er eine klare, für die Spieler verständliche Spielphilosophie entwickelt. „Wir wollen immer und überall auf dem Feld aktiv den Ball erobern, dann verdammt schnell umschalten und mit hohem Tempo nach vorn spielen“, verdeutlicht der fast 41-jährige Übungsleiter. Das gelinge in dieser Saison noch besser als im Vorjahr. Und mit jedem Sieg wüchse das Selbstvertrauen seiner Spieler. Der 3:0-Sieg gegen die SG Denkershausen/Lagershausen war für den B-Lizenz-Inhaber das Spiel, das seinen Vorstellungen vom Fußball am nächsten kam. Die Spielweise von Borussia Dortmund gefalle dem HSV-Fan sehr. Und gelegentlich wird er mit seiner emotionalen Art am Spielfeldrand auch mit dem BVB-Trainer Klopp verglichen, was er nicht immer als Kompliment empfinde.
Angebot vom 1. SC Göttingen 05
Zimmermann selbst spielte einst als Stürmer für den VfB Northeim in der Bezirksliga und -oberliga. Aufgrund von Verletzungsproblemen beendet er schon früh seine aktive Spielerzeit. Später wechselte er in die Trainergilde, begann 2004 in seinem Wohnort Gladebeck beim TSV in der Kreisliga. Vier Jahre später heuerte er beim SCW Göttingen an, um dort seine Handschrift bis heute zu hinterlassen. Ein Angebot des 1. SC Göttingen 05 als Nachfolger von Hansi Ehrlich lehnte er in der Vorsaison ab. „Es wäre unfair meinen Spielern gegenüber gewesen, hätte ich das Team verlassen. Außerdem wäre ich scheinbar nur eine Notlösung für 05 gewesen!“, glaubt er. Aktuell hat er als Außendienstmitarbeiter in der Bauchemie die Firma gewechselt, was ihn ohnehin zeitlich einschränkt. Dennoch könnte er sich vorstellen, auch höherklassig zu trainieren. Vielleicht gelingt das ja auch mit dem SCW Göttingen. Doch trotz der aktuellen Tabellenführung weiß Zimmermann, dass die starke Konkurrenz aus Werratal, Gimte, Grone und Nörten nur auf einen Ausrutscher warte. Auch die Bergdörfer sieht Zimmermann in der Phalanx der Spitzenteams der Liga „Eine ganz starke Truppe!“, verteilt er Lob an seinen Kollegen Bilbeber. „Bisher verschwenden wir aber keine Gedanken an die Landesliga!“, so der Trainer. Würde der Sprung gelingen, würde der Verein an dem eingeschlagenen Weg nichts ändern. „Wir dürfen nicht vergessen, wo wir hergekommen sind!“, spielt Zimmermann darauf an, dass um des Erfolges willen einst viel Geld in Weende verbrannt wurde. Die ehemaligen Vorstandsmitglieder Dieter Meier und Wilfried Schicktanz unterstützen den Trainer auf seinem strategischen Weg. Ihm zur Hilfe stünden Abteilungsleiter Niko Hense, einst sein Spieler, und Detlev Siepmann, der sich als stellvertretender Abteilungsleiter um die Teams unterhalb der ersten Mannschaft kümmere.
Göttinger Jungs
Dass sich in den vergangenen vier Jahren beim SCW vieles positiv entwickelt hat, wird bei der Führung durch den Weender Kabinentrakt deutlich. Dieser befindet sich direkt unter dem Restaurant „La Romantica“, wo das Team nach jedem Heimspiel gemeinsam speist. Das erste Team hat dort eine feste Kabine, wo die Trainingsbekleidung aufbewahrt und notfalls auch gewaschen werden kann. In einem weiteren Raum leistet einmal wöchentlich Physiotherapeut Stephan Hartje seine Dienste an der der Gesundheit und Fitness der Spieler. Und gleich neben dem Trainerraum, in dem Zimmermann die Taktik für den nächsten Gegner Sparta erarbeitet, befindet sich in einem weiteren Raum das gesamte Trainingsequipment des SCW. Sie sind insgesamt wirklich beeindruckend, die Sozialräume des Zimmermann-Vereins! Sie sind ein weiterer Mehrwert, Spieler langfristig zu binden. Immerhin stehen inzwischen auch viele Göttinger Jungs im schwarz-weißen Team aus Weende. Mit Hanno Westfal, Julian Kratzert, Andre Weide und Maximilian Psotta spielen sogar vier Spieler beim SCW, die einst gemeinsam mit dem JFV Göttingen in die A-Jugend-Niedersachsenliga aufstiegen. Sie wissen also, wie man Meister wird…