Der Bovender SV war unter seinem Abteilungsleiter Wolfgang Hungerland auch immer eine Spielwiese für namhafte Trainer der Region. Erinnert sei nur an Namen wie Djordje Curcic, Jozo Brinkwerth, Dirk Tauber, Stefan Claus und Muhidin „Aco“ Pelesic. Als der Fußballfachwart den ehemaligen Oberliga-Trainer Hansi Ehrlich installieren wollte, wurde das – wenn auch offiziell nie bestätigt – wohl zum Stolperstein für das Bovender Urgestein. Hungerland trat zurück. Seither wurde beim Bovender SV kein Stein auf dem anderen gelassen. Auch in der Trainerfrage setzte sich unter mehreren Bewerbern der vom 1. Vorsitzenden, Alexander Schneehain, ins Gespräch gebrachte Andreas Riedel durch. Der 43 Jahre alte Trainer dürfte nur echten Insidern bekannt sein, arbeitete in den vergangenen acht Jahren quasi im Verborgenen bei der SG Drammetal im beschaulichen Süden der Region. Doch Riedel hat eine durchaus interessante Vita vorzuweisen. Gökick-Online stellt den B-Lizenz-Inhaber vor.

Der neue Trainer des Bovender SV und sein 1 Vorsitzender, der Rechtsanwalt Alexander Schneehain, kennen sich vom Sparkasse & VGH-CUP in der Lokhalle. Riedel ist dort im Organisationsteam für Logistik zuständig, Schneehain einer der Sponsoren der Veranstaltung. So lernten sich die beiden kennen und schätzen. Das Turnier besitzt für den neuen Trainer des Bovender SV eine wahrhaft schicksalshafte Bedeutung. Sie begann mit der Grenzöffnung im vor fast 26 Jahren und der Einladung von zwei DDR-Mannschaften zu einem A-Jugend-Hallenturnier in die Göttinger Godehard-Halle. Der damals 18-jährige Andreas Riedel gewann mit Wacker Nordhausen das Turnier und erwarb sich allgemeine Bewunderung ob seiner fußballerischen Fähigkeiten. Lutz Renneberg und Holger Jortzik, damals noch für die SVG aktiv, gelang es anschließend im Februar 1990, Andreas Riedel und seinen Mannschafskameraden Marcel Klos zum Sandweg-Verein zu lotsen.  Lest weiter, was mit Andreas passierte!

Als A-Jugendlicher bestritt Riedel, der das Fußballspielen beim Halleschen FC – hier war auch Northeims Trainer Wolfgang Schmidt in der DDR-Oberliga aktiv – erlernte, unter Trainer Helmut Latermann bereits drei Spiele in der Amateur-Oberliga, die damals noch die dritthöchste Spielklasse Deutschlands war. In der Saison danach hatte es Riedel unter dem neuen SVG-Trainer Peter Koptulla schwer. Der Coach setzte auf die vom anderen Leine-Ufer zum Sandweg gewechselten Routiniers wie Achim Pilz oder Torsten Köppe, die auf seiner Position im linken und zentralen Mittelfeld spielten. Als der Klassenerhalt in Gefahr geriet, wurde Koptulla in der Winterpause durch Jens Spehr ersetzt, der auch jüngeren Spielern wie Riedel Bewährungschancen gab. Am Ende der Saison 1990/91 feierte die SVG den Klassenerhalt. Andreas kam auf 19 Einsätze. 1991/92 übernahm Dieter Schatzschneider als Trainer das Team vom Sandweg. Doch für Andreas begann die nächste Leidenszeit. Als er sich individuell auf die neue Saison mit Waldläufen vorbereiten wollte, schlug das Schicksal zu: Er trat so unglücklich auf eine Wurzel, dass er sich das Kreuzband riss. Ein halbes Jahr lang arbeitete er unter der Anleitung von SVG-Masseur Rainer Junge hart an seiner Rückkehr. Doch immer wieder warfen ihn im Rest der Spielzeit muskuläre Probleme außer Gefecht. Nachdem Andreas wieder im Vollbesitz seiner Gesundheit war, wurde er in der Spielzeit 1992/93 zum FC Grone verliehen, um durch Spielpraxis zu alter Stärke zu finden. Hier spielte er unter Trainer Thomas Hellmich in der Niedersachsenliga. Eine erfolgreiche Zeit – bis er sich beim Volleyballspielen im Oktober erneut das Kreuzband riss, diesmal so schwer, dass er resigniert im Alter von 21 Jahren seine Karriere beendete. Lest weiter, was mit Andreas passierte!

Andreas Riedel (hinten, 4. v. re.) im SVG-Oberliga-Team des Jahres 1991/92. Wer kennt sie noch: Michael Röttcher (hinten, 2. v. li,), Marcel Klos (hinten, 3. v. li,), Lutz Wegener (hinten, 4. v. li,), Andreas Heimbüchel (hinten, 5. v. li,), Robert Semenic, (hinten, 2. v. re.), Rainer Junge, (Mitte, ganz li.), Karsten Winkel (Mitte, 3. v. li.), Heiko Bause (Mitte, 4. v. re.), Djordje Curcic (Mitte, 3. v. re.), Trainer Dieter Schatzschneider (Mitte, ganz rechts), Dennis Fuchs (vorne, ganz links), Christian Ellendorff (vorne, 2. v. li.), Uwe Pfeifer (vorne, 3. v. li,) oder SKY-Moderator Kai Dittmann (vorne, 2. v. re.)?  Foto: Andreas Riedel   
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Doch bald sollte seine Zeit als Trainer beginnen. In Obernfeld, wo Andreas damals wohnte, hatten sich seine Fähigkeiten herumgesprochen. Von einem Arbeitskollegen wurde er angesprochen, ob er sich vorstellen könnte, das Team des SV Rot-Weiß Obernfeld in der 1. Kreisklasse zu coachen. Er wagte das Experiment und blieb ganze fünf Jahre in Obernfeld. Anschließend wechselte er noch einmal in die Niedersachsenliga zum VfR Osterode. Zwei Jahr spielte er unter Trainer Wolfgang Schmidt, der er noch aus seiner Zeit an der Sportschule in Halle kannte. Doch dann war die Belastung für das lädierte Knie zu hoch und er ging zurück nach Obernfeld, wo er als Spieler noch ein schönes Jahr verbrachte. Anschließend nahm er ein Angebot des FC Lindau aus der Northeimer Kreisliga an und führte diesen in die Bezirksklasse. Als Aufsteiger spielte der FC in der Saison 200/01 gegen den Abstieg. Bereits zur Halbserie wurde Riedel mitgeteilt, dass zur kommenden Saison Dieter Bilbeber, aktuell Coach der SG Bergdörfer, das Team übernehmen werde. Entsprechend sank Riedels Motivation und nach einer hohen Niederlage vollzog der Verein den Wechsel im April frühzeitiger als geplant. Den Abstieg konnte aber auch Bilbeber nicht verhindern. In den darauf folgenden drei Jahren trainierte Andreas zuerst die B- und später die A-Jugend des SCW Göttingen, die damals noch in der Niedersachsenliga spielte. Spieler wie Florian Evers und Marius Ehlert (SVG), Dennis und Adrian Koch (Grone) und Florian Borrs (Lindenberg) spielten erfolgreich unter der Leitung von Riedel in Weende. Dann war im Norden Göttingens das Geld alle und die Fußballabteilung wurde abgewirtschaftet. Lest weiter, was mit Andreas passierte!  

Andreas zog mit einer Familie 2007 nach Dahlenrode. Bei der dortigen SG Drammetal wollte er sich im Alt-Herren-Team ein wenig bewegen. Doch die Spielgemeinschaft hatte sich im April von ihrem alten Trainer getrennt und fand keinen geeigneten neuen. Und so ließ sich Andreas überreden, den Job bei der SG zu übernehmen. Acht Jahre lang – ungewöhnlich in Zeiten, in denen selbst in kleinsten Dorfvereinen Vereinsfunktionäre glauben, sie müssen Bundesliga-Manager kopieren – führte Andreas Riedel die sportlichen Geschicke bei der SG Drammetal. „Ich möchte diese Zeit nicht missen!“, so Andreas. Während seiner Ägide im Drammetal rangierte das Team immer auf den Tabellenplätzen 3 bis 5 in der 1. Kreisklasse, für ganz oben hat es nie gereicht – bis auf seine letzte Saison, als er mit seiner Mannschaft als Zweiter hinter dem Meister und Aufsteiger SCW Göttingen II die Relegation zum Kreisliga-Aufstieg erreichte, hier aber am FC Höherberg scheiterte. Das war aber keineswegs der Grund, warum er aufhören wollte. Bereits im Dezember hatte er gegenüber den Verantwortlichen seinen Abschied bekannt gegeben. Damals war vom Bovender SV aber noch keine Rede. „Ich habe mich nicht aktiv um einen neuen Job bemüht, hätte die freie Zeit auch für Weiterbildung nutzen können.“, erinnert er sich. Doch dann kam nach dem Abschied von Wolfgang Hungerland in Bovenden die Anfrage vom neuen 1. Vorsitzenden Alexander Schneehain, den er über das Lokhallen-Turnier bereits kannte. So schließt sich der Kreis für Riedel und seine enge Beziehung zum A-Jugend-Turnier von Renneberg und Jortzik. Lest weiter, was mit Andreas passierte und was er beim Bovender SV vorhat!

Doch bevor Riedel den Job erhielt, musste er sich beim Bovender SV der so genannten „Trainer-Findungs-Kommission“ stellen. Sein Konzept und seine Persönlichkeit überzeugten die Verantwortlichen im Norden unserer Region. Wichtig war bei Riedels Verpflichtung wohl auch sein großes Netzwerk als Nachwuchstrainer und Mitglied des Sparkasse & VGH-CUP-Teams. Auch hier zeigt sich seine große Loyalität: Obwohl er einigen seiner ehemaligen Spieler aus dem Drammetal die Kreisliga durchaus zutrauen würde, sprach er dort keinen Spieler an. Diese Art der Abwerbung gehöre sich einfach nicht und sei eine von einigen Kollegen praktizierte Unart. Dennoch gelang es ihm und seinem neuen – gleichrangigen – Kollegen Simo Siric, ein gutes Team zusammen zu stellen. Einen nicht unwesentlichen Anteil an der Zusammenstellung des neuen Kaders hatte aber auch der neue Fußballfachwart und Hungerland-Nachfolger Daniel Vollbrecht, der geschätzte 30 Stunden mit 53 neuen Spieler-Kandidaten sprach. Die Bezirksliga sei das mittelfristige Ziel des Vereins. Gern hätte er es gesehen, wenn die Spieler in der Vorsaison, von denen neun im Team blieben, die Bezirksliga gehalten hätten, doch auch auf die Kreisliga freue sich der neue Trainer. „Es wird spannend. Auch in der Zusammenarbeit mit Siric. Wichtig war, die unterschiedlichen Kompetenzen beider Trainer für das Team nutzen zu können!“, glaubt Andreas an eine professionelle Zusammenarbeit im neuen Trainer-Duo. „Ich versuche, offensiv spielen zu lassen!“, verdeutlicht er sein Trainerphilosophie. Er möchte die Spielsysteme, die er in der Kreisliga spielen lässt, flexibel halten. In der A-Jugend-Niedersachsenliga war die Viererkette das Nonplusultra, im Drammetal sei dies aufgrund teilweise fehlender Fähigkeiten der Spieler und auch aufgrund fehlender Schiedsrichter-Assistenten nicht immer möglich gewesen. Also könne es durchaus sein, dass der Bovender SV auch einmal in einer Dreierkette oder mit Libero auflaufe. Er hoffe aber, dass die Abwehr nicht der entscheidende Mannschaftsteil in der Liga sein werde, sondern die Offensive. „Ich will schon mehr in des Gegner Hälfte spielen, als in der eigenen!“, hofft der Trainer, der in Matthias Sammer durchaus ein Vorbild sieht, auf spielerische Überlegenheit in den meisten Partien der kommenden Saison. Nicht nur die Anhänger des Bovender SV dürften auf die Arbeit des neuen Trainers gespannt sein.

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