Diverse aufgeschürfte Knie, so mancher verstauchter Knöchel und vor allem der hohe Verschleiß an hochwertigen Fußballschuhen ließen in den vergangenen Jahren den ambitionierten Wunsch reifen, unsere „heilige rote Erde“ (Zitat Ex-Stürmer Mario Jungk) in einen modernen Kunstrasenplatz umbauen zu lassen. Nun haben selbst die „Vollprofi-Millionäre“ (Zitat: fast alle Gegner, die uns misstrauen) nicht mal so eben eine sechsstellige Summe Bares in der Sporttasche rumliegen, so dass sich diese Idee zu einem Langzeitprojekt entwickelte, an dem etliche fleißige Helfer aus Verein und Politik beteiligt waren.

Kurz vor Fertigstellung kommt aktuell jedoch ein ganz neues Probleme auf die Entscheidungsträger zu, nämliche jenes der Wahl des optimalen „Granulats“. Wer mit diesem Begriff genauso wenig anfangen kann wie mit „intrapsychologischer Kommunikationsführung nach interaktionistischen Referenzgrößen“, dem sei der Besuch des kollektiven Gedächtnisses, „Wikipedia“ empfohlen. Denn dort wird noch echte Aufklärungsarbeit geleistet:

„Die Verlegung erfolgt jeweils auf einer Elastikschicht aus PUR-gebundenem Gummigranulat oder Schaumstoff-Bahnen oder -Platten. Eine weitere Gruppe von Belägen ist so konzipiert, dass ohne Elastikschicht, direkt auf dem mineralischen bzw. Asphalt-Untergrund, verlegt wird. Die Verbindung der Belagsstöße erfolgt durch Nahtbandagen aus Polyester- oder Polyamid-Vlies und PUR-Beschichtungsmasse oder (nur für unverfüllte Beläge) durch Vernähen mit einem, durch PUR-Bindemittel auf der Belagsrückseite gesicherten, PES-Faden.“

Nachdem die anfängliche Verwirrung dank volksnaher Wikipedia-Sprache nun aufgelöst wurde, können wir uns um den Stein des Anstoßes kümmern: dem Granulat. Denn in der Realität scheint es nicht so zu sein, einfach einen Eimer Granulat auf den Teppich zu kippen und dann binnen weniger Minuten den ersten Anstoß feiern zu können – nein, hier ist eine wissenschaftliche Herangehensweise gefordert.

Deshalb sind einige Spieler der 1. Herren in der kommenden Woche aufgefordert, einer niedersachsenweiten Granulat-Besichtigungstour beizuwohnen. Unter anderem werden zunächst Plätze mit „TPE“ angesteuert, bevor anschließend der Abgleich mit „Natural Infill“ erfolgt. Sollte uns auch dieses Granulat nicht schmecken, können wir auf dem scheinbar legendären „Infill Bionic Fibre“ die Schuhe schnüren.

Die Vorbereitungen für den Granulat-Tourismus laufen bereits. Außenverteidiger Timo Hichert hat sein jüngst begonnenes Schwedischstudium zu Gunsten eines Intensivkurses in Granulatologie unterbrochen, während nach Trainingsende regelmäßig Geruchsproben zur Unterscheidung minderwertiger Granulatsproben durchgeführt werden. Auch die Fußballschuhe sollen demnächst nach Gebrauch mit Granulat abgerieben werden, um den Verwesungsprozess in einer Langzeitstudie erfolgreich verifizieren zu können.

Bevor dann in knapp 4 Wochen das erste Spiel auf dem Kunstrasen steigen wird, sind wir allesamt zu Granulatprofis mutiert. Das Fußballspielen lernen wir dann anschließend auch langsam wieder.