Der Verband und die Vereine beklagen seit einiger Zeit immer lauter einen Schiedsrichter-Mangel. Immer weniger Menschen sind bereit, die Entbehrungen der Schiedsrichter-Arbeit auf sich zu nehmen. Doch ohne Schiedsrichter hat der Fußball keine Zukunft. Mehrere Initiativen werben kreativ um neue Schiedsrichter. Nun reagieren endlich auch der DFB, die Politik und die Wirtschaft. Es soll mehr Geld und bessere Bedingungen für unsere Unparteiischen geben. Eine Übersicht.

„Wie der Bayrische Verband es vorgemacht hat, werden wir die Schiedsrichter-Aufwandsentschädigungen erhöhen. Ab sofort wird der bisher bezahlte Betrag verdoppelt!“, so Bernd Domurat, beim Niedersächsischen Verband Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses. „Außerdem passen wir die Kilometerpauschale den Benzinpreisen an. 50 Cent pro Kilometer halten wir für passend.“, so der Funktionär weiter. Natürlich wird der Verband sich an den Mehrkosten für die Vereine beteiligen. „Wir lassen unsere Mitglieder nicht im Regen stehen. Dann wird eben eine der vielen Galas im Barsinghäuser Hotel Fuchsbachtal ausfallen müssen.“, so der Sportfunktionär lächelnd.

Außerdem sollen alle aktiven Schiedsrichter mit mindestens 20 Spielen pro Saison ein „Schiedsrichter-Ticket“ erhalten, mit dem sie kostenlos mit Bus und Bahn reisen können, auch wenn sie nicht für den Sport unterwegs sind. „Das soll ein Dankeschön des Verbandes für die Schiedsrichtere sein, denn ohne sie geht es einfach nicht.“, so Domurat. Das Land Niedersachsen hat eine Beteiligung an den Kosten versprochen, weiß er aus Protokollen der Gespräche zwischen NFV-Präsident Ralph-Uwe Schaffert und Ministerpräsident Stephan Weil. „Wir haben viel zu lange die Augen vor den Problemen verschlossen. Jetzt packen wir an!“, verspricht der Chef aller Schiedsrichter Niedersachsens.
Die Politik bleibt darüber hinaus aber weiter am Ball, wie der Göttinger Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler, selbst aktiver Schiedsrichter, bemerkt. „Ich habe einen Gesetzesentwurf vorbereitet, der einen vierstelligen Freibetrag von aktiven Schiedsrichtern beim Finanzamt vorsieht. Damit wollen wir finanziell die Arbeit der Schiedsrichter fördern. Denn ich weiß um die Wichtigkeit meiner Kameraden.“, so das 56-jährige CDU-Mitglied. „Fast zwei Jahre hat die Politik die Sportplätze während der Pandemie geschlossen. Jetzt machen wir das wieder gut!“, verpricht der Nikolausberger.
Auch die Wirtschaft wird wach. „Wenn es keine Schiedsrichter gibt, gibt es auch keinen Fußball. Die Auswirkungen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Schaffenskraft vieler meiner Mitarbeiter sind gar nicht auszudenken!“, so Sartorius-Vorstandschef Joachim Kreuzburg. Er verhandelt derzeit mit dem Vorsitzenden des Kreisvorstandes, Hans-Dieter Seliger, über ein Sponsoring der Schiedsrichter der Region. „Ich könnte mir vorstellen, die gesamte Ausrüstung der Schiedsrichter zu übernehmen. Das bezahle ich aus der Portokasse“, so der sportbegeisterte 57-Jährige mit einem Augenzwinkern. Das „Sartorius“-Logo auf dem Rücken der Schiedsrichter dürfte dann garantiert mit Stolz getragen werden.
„Es erfüllt mich mit großer Freude, dass Politik, Verband und Wirtschaft Hand in Hand arbeiten, wenn wir Sportler ein Problem haben. Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist doch größer als gedacht!“, freut sich auch Christian Rahlfs, Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses des Kreises über die zahlreichen Initiativen der Repräsentanten des gesellschaftlichen Lebens. „Mit diesen attraktiven Bedingungen wird es uns gelingen, wieder mehr Menschen für die Leitung von Fußballspielen zu gewinnen.“, ist sich Rahlfs sicher.