Am 21. März 2014 feiert um 19:05 Uhr der Film "NULLFÜNFer - mit Kopf, Herz und Seele" im Fanraum der Supporters Crew Göttingen e.V. , Obere Masch 10 in Göttingen, Premiere. Zwei weitere Vorführungen finden am Samstag, den 22. März um 13:05 Uhr und um 15:05 Uhr statt. Zudem wurde der Film sowohl für das "kicking+screening soccer film festival" in New York als auch für das "11-mm Internationales Fußball Film Festival" in Berlin eingereicht. Birgit Ehret, die Autorin des Films, ist Masterstudentin der Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie an der Georg-August-Universität Göttingen.

„NULLFÜNFer“ ist Teil Birgit Ehrets Abschlussarbeit und geht über 60 Minuten der Frage nach, wie es zustande kommt, dass der 1. SC Göttingen 05 eine, für einen Oberligisten überraschend große, Fanszene hat, die sich durch ihre linkspolitische Prägung und das immense Engagement ihrer Mitglieder auszeichnet.

Der Film

„NULLFÜNFer“ lässt die Fans eines niedrigklassig spielenden Vereins ihre ganz persönliche Geschichte einer ungewöhnlichen Fanszene erzählen. Eine Geschichte, die die Leidenschaft für einen Oberligisten erklärt. Eine Geschichte, die von Hochs und Tiefs geprägt ist. Eine Geschichte über Fans, die es Anfang der 1990er Jahre geschafft haben die damals aktiven Rechtsradikalen aus ihrem Stadion zu verdrängen, was bis heute identitätsstiftend ist und einen wichtigen Bestandteil ihres Selbstverständnisses ausmacht. Eine Geschichte über eine Gruppe Menschen, die die Streichung ihres Vereins aus dem Vereinsregister mit der Gründung der Initiative „Fans ohne Verein“ beantwortet, damit über fast zwei Jahre der Vereinslosigkeit das endgültige Auseinanderbrechen der Fanszene verhindert und zudem Weltruhm erlangt. Eine Geschichte über eine Fanszene, die ihre neue Heimat, einen dörflich anmutenden Sportplatz im Göttinger Süden verliert, und daraufhin das Risiko der Einrichtung eines Fanraums eingeht und damit erfolgreich ist.

Eine Geschichte über Anhänger eines niedrigklassigen Vereins, die sich durch ihr Engagement immer wieder einmischen und die Dinge selbst in die Hand nehmen, wie es sich in ihrer aktuellen Initiative „Glotze aus, Stadion an!“ wiederspiegelt. Eine Geschichte, die von Leidenschaft, politischer Entschlossenheit, Durchhaltevermögen, Menschlichkeit, Engagement und Zusammenhalt zeugt.

Erzählt wird diese Geschichte ebenso von Fans der ersten Stunde, wie dem Fußballbuchautor Hardy Grüne wie auch von Neuankömmlingen, wie der Ultràgruppierung Rasensportguerilla. Sie wird berichtet von öffentlich Agierenden, wie Dirk Mederer, dem Begründer der Initiative „Glotze aus, Stadion an!“ und Persönlichkeiten, die im Verborgenen ihren Teil zum Erhalt der Gemeinschaft beitragen. Die elf Interviews wurden bewusst im alltäglichen Lebens- oder Arbeitsumfeld der aktiven Personen geführt. Damit will der Film die Unterschiedlichkeit der „NULLFÜNFer“ betonen und einen Blick auf den gesamten Menschen, der hinter dem Fan steht, gewähren.

Die Filmemacherin

Birgit Ehret, geboren 1978 in Friedrichshafen am Bodensee, absolvierte 2008 nach mehrjähriger Berufstätigkeit als Erzieherin ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. Von 2008 bis 2011 studierte sie Volkskunde/Kulturanthropologie und Germanistik an der Universität Hamburg. In dieser Zeit sammelte sie erste Erfahrungen mit der Kamera und setzte sich intensiv mit ethnografischem Film auseinander. Im Jahr 2011 folgte sie ihrer Leidenschaft für den Dokumentarfilm nach Göttingen, wo sie seit dem Masterstudentin der Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie mit Schwerpunkt Visuelle Anthropologie ist. “NULLFÜNFer” ist Teil ihrer Abschlussarbeit und bereits Birgits zweite filmische Arbeit, die sich mit dem Thema Fußball auseinandersetzt. “Dem runden Leder hinterher?” entstand in den Jahren 2012/13 und thematisiert anhand drei sehr unterschiedlicher Lebensläufe den Zusammenhang zwischen Fußball und Migration.

„Als ich das erste Mal das Jahnstadion am Göttinger Sandweg besuchte, hatte ich vorher nie viel mit Fußball zu tun gehabt. Meine Stadionbesuche ließen sich an einer Hand abzählen. Die Begeisterung die mich dort ergriff (zugegebenermaßen mehr für die Fans denn für das Spiel), führte zu dem Entschluss die Göttinger Fanszene zum Inhalt meiner Abschlussarbeit zu machen. Durch meine Teilnahme an Heim- und Auswärtsspielen, Stammtischen, Sommer- und Weihnachtsfeiern und meine Beteiligung am Aufbau des Fanraums über einen Zeitraum von über einem Jahr wurde ich nach und nach Teil der Gruppe.“