Rassistische Gesänge schallen durch das Fußballstadion, schwarze Spieler werden mit Bananen beworfen und durch Affenlaute verunglimpft. Während der 1990er Jahre gehörte offen gelebter Rassismus zum Alltag im deutschen Fußball. Heute ist derartiges Verhalten in Bundesligastadien verpönt und aktuelle Studien belegen, dass Rassismus rückläufig ist. Trotz dieser erfreulichen Befunde ist das Problem längst nicht überwunden, denn: Rassismus findet verstärkt in den Amateurligen statt! Doch wie verbreitet sind rassistische Einstellungen im Amateurfußball tatsächlich? Dieser Frage wurde im Rahmen einer Abschlussarbeit an der Universität Göttingen nachgegangen.

Von Julian Maas

Grundlage der Studie ist eine Online-Umfrage, an der 180 niedersächsische AmateurfußballerInnen teilnahmen. Anhand unterschiedlicher Aussagen wurde Rassismus in den Dimensionen Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, Abwertung von Asylbewerbern, klassischer Rassismus und Etabliertenvorrechte gemessen.
Abwertung von Asylbewerben am stärksten ausgeprägt
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Rassismus ein ernstzunehmendes Problem in Amateurligen darstellt. Insbesondere die Abwertung von Asylbewerbern nimmt extreme Ausmaße an. Über 80% der Studienteilnehmer lehnen die Aussage eher bzw. voll und ganz ab, dass der Staat bei der Prüfung von Asylanträgen großzügig sein sollte. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingskrise ist dieser Befund besorgniserregend. Daneben weist die Dimension Etabliertenvorrechte hohe Werte auf. Über die Hälfte der Befragten sind der Meinung, dass Personen, die irgendwo neu sind, sich erst einmal mit weniger zufrieden geben sollten. Darüber hinaus lassen sich fremdenfeindliche Tendenzen unter den Fußballern identifizieren. 41% der Fußballer geben an, dass zu viele Ausländer in Deutschland leben. Dagegen sind vergleichsweise wenige Studienteilnehmer islamophob. Lediglich 15 Prozent vertreten den Standpunkt, dass Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden sollte. Im Zuge vermehrt aufkommender Terroranschläge durch Islamisten ist dieser „niedrige“ Wert verwunderlich. Die geringste Zustimmung (8%) zeigt sich bei der Aussage, dass die Weißen zu Recht führend in der Welt sind.
Kontakte mit Migranten senken rassistische Einstellungen
Auffällig ist, dass Spieler, die in einer Mannschaft mit Personen mit Migrationshintergrund Fußball spielen, signifikant geringere rassistische Einstellungen aufweisen, als Personen, die keine Mitspieler mit Migrationshintergrund in ihrer Mannschaft haben. Daneben konnte festgestellt werden, dass Rassismus in ländlichen Regionen ausgeprägter ist, als in Städten.
Trotz der hohen Ausprägung rassistischer Einstellungen unter Amateurfußballern sind diese im Vergleich zur Gesamtbevölkerung keinesfalls überdurchschnittlich. Vielmehr lässt sich vermuten, dass durch die Vielzahl an Kontaktmöglichkeiten -z.B. im Training, beim Spiel oder auf Mannschaftsfahrten- feindselige Einstellungen gegenüber „Fremden“ reduziert werden können.
Der Kampf gegen Rassismus kann nur gewonnen werden, wenn sich sämtliche Akteure des Fußballumfelds engagieren. Ziel muss es sein, eine Willkommenskultur in den Verbänden, den Vereinen und bei jedem einzelnen Spieler zu entwickeln.
#SayNoToRacism

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