Schon allein durch seine Körpergröße von 1,93 Metern beeindruckt er seine Mitmenschen. Aber auch durch seine Diskussionsbeiträge, basierend auf einen großen Fußballsachverstand, fällt er in vielen Gesprächsrunden über den regionalen Fußball immer wieder auf: Ferdinand Knauf. Der ehemalige Spieler des leider nicht mehr existenten, legendären Göttinger Fußballvereins 1. SC Göttingen 05 und in seinem beruflichen Leben umtriebige Betriebsratsvorsitzende der Göttinger Firma ABB Automation Products GmbH feiert am Freitag, den 10. November, seinen 70. Geburtstag. Gökick gratuliert dem stadtbekannten Fußballexperten und treuen Fan von 1860 München herzlich und stellt den Vater von Lenglerns Bezirksliga-Trainer Matthias Knauf seiner Leserschaft vor.

Ferdi, wie ihn fast alle Fußballfreunde in Göttingen nennen, spielte in seiner Jugend fast nur für einen Verein: Den 1. SC Göttingen 05! Weggefährten des zeitlebens als Libero (für die jüngeren Leser: Ein freier, hinter der Abwehr agierender Ausputzer, der gleichzeitig als Abwehrchef auftrat) spielenden Technikers waren beispielsweise die 05-Legenden Franz Mick und Hans Bremer, die später sogar an das Deutsche Fußball-Oberhaus anklopften. In seiner Jugend lief Ferdi oft für die Niedersächsische Auswahl auf, für die deutsche Jugend-Nationalmannschaft reichte es nicht ganz. Bei einem Lehrgang in Barsinghausen lernte er auch den sechs Jahre älteren 05-Spieler Kurt Krauß kennen, der damals sogar den Adler auf der Brust trug. Seit jener Zeit sind sie eng befreundet.

Im Herren-Bereich gehörte Ferdi anfangs zum Kader des 05-Trainer-Idols Fritz Rebell, spielte aber meist für die Göttinger Reserve-Elf. In die Oberliga-Mannschaft, die in jenen Jahren gemeinsam mit dem HSV, Eintracht Braunschweig und Hannover 96 in der höchsten deutschen Spielklasse auflief, schaffte es Ferdi leider nicht. Der 1990 im Alter von 85 Jahren verstorbene Rebell urteilte über den Fußballer Knauf: „Germanenblonder, Du bist ein Guter, aber Du kannst dit nit quäle!“. Somit stand für Ferdi vor allem seine berufliche Entwicklung im persönlichen Fokus. Er begann bei der Bahn. Als sein Arbeitgeber ihn in Hannover einsetzte, wechselte er 19967/68 zum RSV Seelze. Dort erhielt Ferdi als Aufwandsentschädigung 100 Mark im Monat – für die damalige Zeit viel Geld. Später wechselte er zu Fortuna Hannover, wo es sogar noch ein paar Mark mehr gab. Zudem bezahlte ihm der neue Verein den Führerschein.

1970 dann das für seine Fußballkarriere einschneidende Ereignis: Sohn Matthias erblickte das Licht der Welt. Nun stand vor allem die Familie für ihn im Vordergrund. Drei Jahre später kam auch noch Sohn Stephan dazu – an Fußball war vorerst nicht zu denken. Als es ihn beruflich nach Göttingen zurückzog – er begann eine Tätigkeit bei Fischer und Porter, heute ABB – setzte er Ende der 70er Jahre bei der SV Groß Ellershausen/Hetjershausen seine Fußball-Karriere fort. Das Team spielte in jener Zeit in der Bezirksliga, wohin es auch heute strebt. Er blieb zwei Jahre und ging dann zurück zu seinem 1. SC Göttingen 05. Dort spielte er im Team der dritten Mannschaft des schwarz-gelben Vereins in der Bezirksliga – in jener Spielklasse, wo die erste Mannschaft des neuen, namensgleichen Vereins aktuell ebenfalls spielt. Bis ins hohe Alter von 40 Jahren kickte Ferdi noch in dieser Mannschaft. Das war vor allem deshalb möglich, so hat er oft berichtet, weil er es als Libero seinen Manndeckern überließ, die Zweikämpfe zu führen. „Ich habe dahinter den Raum und die Zeit gedeckt!“, wird er zitiert. 
Die letzten Jahre bis Mitte der 90er Jahre schob Ferdi in den Reihen des als fünfte Mannschaft getarnten Oldie-Teams mit Spielern wie Kurt Krauß, Helmut Hinberg und Charly Mrosko noch im Kreis-Spielbetrieb eine ruhige Kugel. Fast jedes Jahr wurden sie Meister, überließen aber immer dem Vizemeister den Aufstieg. Als dann Schluss war – 1988 war auch Florian, Ferdis dritter Sohn, geboren – blieb er, inzwischen Betriebsratsvorsitzender bei ABB, über seine Söhne dem Fußball als Zuschauer treu. In seinem Wohnhaus in der Leinestraße 8, der stadtbekannten Fußball-WG, zog er immer wieder über die Leistungen seines Juniors Matthias und dessen Mitspieler und WG-Mitbewohner Kirjan Krauß, der Sohn seines Freundes Kurt, her. Diese überredeten daraufhin den seit 2006 mit Freundin Irene liierten Ferdi zu einem Engagement als Co-Trainer von Willi Rusteberg beim TSV Holtensen und später bei der SVG. „Wir haben ihn zu seinem Glück gezwungen oder zu seinem Unglück!“, erinnert sich Matze Knauf augenzwinkernd an diese Zeit. Noch heute sieht man Ferdinand als Zuschauer bei den Spielen seines Sohnes, der inzwischen den Bezirksligisten SG Lenglern trainiert, oder auf dem Sportplatz seines Wohnortes Groß Schneen, wenn es das Wetter zulässt. Denn sich quälen, das kann und will er nicht.

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