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Sobald ein Spiel nicht das gewünschte Ergebnis erbracht hat, ist man immer schnell dabei, zumindest ein oder zwei Faktoren zu benennen, die für den Misserfolg verantwortlich gemacht werden können. Beliebt ist natürlich stets der Schiedsrichter, alternativ der „schlechte Platz“, vor allem bei Auswärtsspielen. Zuletzt kommt auch ein „guter Gegner“ immer dann in die Diskussion, wenn bereits alle anderen Ausreden wirkungslos verbraten wurden.
Von Daniel Vollbrecht
Mir fällt heute mal etwas ganz Neues ein. Schuld am unnötigen 3:3 bei der JSG Neuhof, das unsere Aufholjagd gen Tabellenspitze ausbremste, war zu nahezu 100% „Bumm-Bumm“ Boris Becker. Die mehr als einleuchtende Erklärung: Nach dem 2:0 Auswärtssieg beim großen RSV 05 fühlte sich unser Team auf dem Sprung zu mittelfristigem Weltruhm, was auch nicht weiter dramatisch gewesen wäre, hätte nicht ein Teil der Mannschaft gestern abend auf RTL gesehen, was mit Leuten passiert, denen ihre Prominenz über den Kopf wächst. Boris Becker ließ sich vor einem Millionenpublikum den letzten Rest Menschenwürde nehmen, indem er sich mit Tomaten bewerfen ließ, mit Fliegenklatschen an den Ohren nach Bällen kroch und am Ende im Torf wühlte und sogar Ehefrau „Lilly“ für jenes geistreiche Spiel engagierte, im Gummianzug ein Auto vom Schlamm freizurubbeln. Nein, derartige Prominenz ist gefährlich und man sollte tunlichst vermeiden, sich diesen Status zu erspielen. So schien unser Plan, mit einem bescheidenen 3:3 das Streben nach Weltruhm vorübergehend aufzugeben, wohl die richtige Entscheidung zu sein.
Gesagt, getan. Bei der Fahrt durch den tiefsten Harz wusste irgendwann selbst das neue Navigationsgerät nicht mehr weiter und schickte uns auf eine Kuhweide, die selbst den sicherlich überproportional vorhandenen Rindern zu profan war, um dort ihrer Vegetation nachzugehen. Nach hektischen Telefonaten durchquerten wir weitere sehenswerte Dörfer, um schließlich in Tettenborn zu landen, wo die heimische JSG Neudorf residiert.
Uns erwartete bereits ein ungeduldiger Schiedsrichter, der Vater von Bundesligaschiedsrichterin Bibiana Steinhaus. Im Gegensatz zum überaus coolen Nachwuchs machte er jedoch auf Hektik und erbat einen baldigen Anstoß, um „Punkt 14.30 Uhr“. Die Aufwärmphase fiel daher für beide Teams unfreiwillig aus, doch leider kamen nur die Gastgeber mit diesem Umstand zurecht. Bereits nach wenigen Minuten flutschte ein Freistoß aus 30 Metern unserem sonst so sicheren Torwart durch die Hände. Schwamm drüber, kann passieren. Allerdings erwachten wir auch nachfolgend nicht aus der Lethargie. Technische Fehler, keinerlei Laufbereitschaft und wenig Zug zum Tor – die ersten 45 Minuten waren zum Vergessen. So war der 0:2 Halbzeitrückstand fast noch schmeichelhaft für den BSV.
In der Pause gab es vom Trainer zum ersten Mal in dieser Saison deutliche Worte zu hören, weshalb nun dieser Bericht mangels auditiver Verständlichkeit aufgrund chronischer Stimmbandreizungen nur in schriftlicher Form abgegeben werden kann.
Immerhin ging so etwas wie ein „Ruck“ durch die Mannschaft – wie weiland bei Boris Becker in diversen Tie-Breaks. In schier aussichtsloser Lage wurde uns ein berechtigter Handelfmeter zugesprochen, den Arlind Halitaj souverän im Netz versenkte. Wenig später sogar der Ausgleich: Langer Ball aus der Abwehr, Kopfballverlängerung Jan Reinhardt und Arlind kann zum 2:2 einschieben, nachdem er zuvor elegant den Torwart umkurvt hatte.
In der nun folgenden heißen Schlussphase ging es Schlag auf (Auf)Schlag. Zunächst pennte unsere komplette Defensive bei einem langen Flankenball (2:3), quasi im Gegenzug stellte Flankengott Alex Probst mit einem abgerutschten Linksschuss aus 16 Metern das Unentschieden wieder her. Doch trotz roter Karte für Neuhof in der 88. Minute blieb es beim letztlich gerechten Remis. Danke, Bumm-Bumm-Boris. ?
Etwas Positives hatte das Ergebnis dennoch: Normalerweise dürfen jene Mitfahrer, die den langen Rückweg im Auto des Trainers verbringen, bei einem Sieg ihre Musik hören – auf voller Lautstärke. Eine durchaus lehrhafte Erfahrung, schließlich bringen einen die Hip-Hop Lyrics im Alltag deutlich weiter. So habe ich durch Rapper „SSIO“ mitgeteilt bekommen, dass die Aussage „Ich will bumsen“ gegenüber einer SATURN-Mitarbeiterin nicht etwa eine logische Anzeige oder Hausverbot nach sich ziehen würde, sondern die Aushändigung der CD „Bumsen“, das neue Hitalbum des bekannten Weltstar. Wie war das noch mal mit dem Ruhm und der Prominenz?
Nein, dann doch lieber ein 3:3…