Der Plan: Dorste - Gieboldehausen - Rüdershausen - Langenhagen: 25,3 km, 27 Minuten Fahrzeit. Die Umsetzung: Dorste - Lindau - Duderstadt -Teistungen -Tastungen - Wehnde - Brehme - zurück nach Duderstadt - Langenhagen: 61,9 km, 72 Minuten Fahrzeit. Das wäre so vor 28 Jahren nicht möglich gewesen.

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Aber der Reihe nach:

Es ist 9:15 Uhr, der Wecker klingelt. Du willst es nicht wahrhaben, möchtest dich nicht rühren. Ein Bier zu viel gestern? Womöglich.

Augen wieder zu. 9:18 Uhr: Augen wieder auf. „Wie kann es sein, dass der große Kleiderschrank umgeschmissen wurde?“, fragst du dich. Verwunderung und Erstaunen. Dann der Aha-Effekt. Nicht der Schrank ist umgefallen, nein, du bist es selbst! Perspektiven-Verzerrung.

Die Zeit rinnt, die Gedanken werden langsam, schleppend laaaangsam wieder klarer.
Eine Busfahrt wird heute stattfinden. SG Bergdörfer e.V. II-TSC Dorste. Du musst zum Kirchhof, den Getränkewagen aufschließen. Denn du weißt, sie werden da sein. Die Lauernden, die Durstigen. Diejenigen, deren Herz vor Freude springt, wenn die Tür des Kühlwagens aufgeht und das flüssige Gold in Reichweite ist.
Also lässt du dich zum Kirchhof fahren, machst gute Miene zum bösen Spiel und lässt es über dich ergehen.
Die Busfahrt startet pünktlich um 11:30 Uhr. Die ältesten Mitfahrer besetzen die Rammelbank und setzen damit ein Statement: diese Kutsche gehört uns! Akzeptiert.

Um 12 Uhr werden wir in Langenhagen sein, die Mannschaft, auch mit an Bord des Busses, wird sich umziehen, in Ruhe warm machen und versuchen, drei Punkte zu holen.
Um 12:10 Uhr passieren wir das Grenzlandmuseum bei Duderstadt. „Huch?“, denkt sich nicht nur unser Trainer, „wieso verlassen wir Niedersachsen?“
Alle bleiben zunächst gelassen.
Dann doch die erste Skepsis: unser Mannschafts-Kevin ruft eine virtuelle Straßenkarte auf, begibt sich an den Anfang des Busses und referiert:
„Wir müssen da hin. Jetzt sind wir hier.“ Diskrepanz in Luftlinie: ca. 12 km. „Und wir fahren immer noch in die falsche Richtung.“
Busfahrer und Co-Pilot werden ebenfalls skeptisch. Vorerst wird weitergefahren. Die Uhr schlägt 12:30.
Mannschaftsmitglied Steffen Kranisch, der selbst mit den PKW angereist war und den Ort Langenhagen auch gefunden hat, wird per Telefon über eine verspätete Ankunft informiert.
Wir fahren nun nach Navi. „Ca. 20 Minuten noch“, meint Kevin.
Also passieren wir Orte, die viele der Insassen noch nie gesehen hatte. Vor dem Ortseingang von Tastungen tut sich ein Sportplatz auf. Die Natur hat sich das Feld wieder geholt, die schönsten Wiesenkräuter blühen am Mittelkreis. „Ein schöner Sonntagsausflug“, freut sich der 1. Vorsitzende des TSC.

Es wird zeitlich eng, sehr eng. Ein Businsasse bittet den Fahrer dennoch, möglichst schnell am rechten Fahrbahnrand anzuhalten. Übelkeit – finales Stadium. Also raus, aus dem Bus, raus aus dem Magen, zurück in den Bus, weiter.
Um 12:47 Uhr erreichen wir die schöne (!) Sportanlage in Langenhagen. In 13 Minuten soll angepfiffen werden. Unser Trainer spricht mit dem Heimtrainer, bittet um eine etwas spätere Anstoßzeit.
Dieser hat jedoch eine Torte im Kofferraum, muss nach Spielende schnellstmöglich zu einer Kommunion. „Maximal 10 Minuten“, daher seine Ansage. Inzwischen zünden sich Keeper und Kapitän des TSC noch eine Zigarette an. Wir haben ja Zeit.

Um 13:09 pfeift Schiedsrichter Patrick Gattermann das Spiel an. Dorste macht das anfangs ganz gut. Eine Flanke von Niklas Buchwald verwertet Serhat Siero Tammar per Kopf zur 1:0-Führung.
Am Spielfeldrand wird (dezent) Pyrotechnik gezündet. Der Unparteiische handelt richtig, ermahnt die Zuschauer via Patrick Ulrich zur Besonnenheit. Es hat gewirkt.
Weitere gute Gelegenheiten folgen. Das 0:2 liegt in der Luft, ebenso der Geruch von Katzenurin. Dann macht der TSC das, was er äußert gut kann, vielleicht so gut wie sonst kein anderes Team – sich selbst in Bredouille bringen.

Mit dem ersten Angriff der Gastgeber fiel das 1:1. Macht sich aufgrund des bis dato klar verteilten Spielanteile irgendwie nicht so gut, aber passiert ist passiert.
Mit diesem Ergebnis ging es in die Kabine. Was nicht stimmt, denn man blieb in der Pause auf dem Platz.
Trainer Exner handelte und stellte in der Defensive auf Dreierkette um. Aus dem Spiel ging Samim Osmani, in die Partie kam Michael Ludwig a.k.a die Wucht.

Dennoch war es die SG, die nach Wiederanpfiff zwingender vor das Tor kam. Mit einem Heber verfehlte ein Angreifer das Gehäuse von Denis Mylius nur knapp.
Gut, dass der beste Fussballer in Reihen des TSC auch heute gut aufgelegt war. Steffen Kranisch staubte nach einem Abwehrpatzer zur Gästeführung ab (65.).

Acht Minuten später setzte er einen Schuss an die Latte. „Schade“, dachten sich Zuschauer und Spieler, „das hätte die Entscheidung sein können“. Der Ball aber hatte etwas anderes vor, flog zunächst senkrecht gen Himmel und landete durch einen enormen Drall noch im Gehäuse. Ein witziger Treffer.
Dorste kreierte und erkrampfte sich nun Gelegenheiten im Minutentakt – es blieb aber beim 1:3.
Ein sicherlich verdienter Auswärtssieg, der uns in der Tabelle auf den 8. Rang vorrücken ließ.
Die Rückfahrt übrigens hielt (fast) keine Umwege parat, so dass man sicher und frohen Mutes wieder am Kirchhof abgesetzt wurde.
War cool.