Erstaunlich groß war der Jubel der 157 zahlenden Zuschauer im Krügerpark am Sandweg, als Schiedsrichter Benjamin Schmidt die Oberliga-Partie der SVG Göttingen gegen Lupo Martini Wolfsburg abpfiff. Zwar fand das Spiel keinen Sieger und keinen Treffer, doch das 0:0 gegen den Tabellenführer war für das Göttinger Team und dessen Anhang ein Freude auslösendes Erlebnis, ähnlich einem Sieg von David gegen Goliath. Die Tabelle spiegelt dabei das Kräfteverhältnis wider: Die SVG rutscht trotz des Punktgewinns auf den letzten Tabellenplatz, die Gäste sind jetzt Zweiter der höchsten Spielklasse des Landesverbandes.

Die Partie gegen den ehemaligen Regionalligisten (Saison 2018/19) schafft Sorgen und Hoffnungen zugleich. Sie zeigte, dass die SVG mit hoher taktischer Disziplin,  offensivem Mut und einer bis zur körperlichen Erschöpfung reichenden Laufarbeit mit jedem Team der Liga mithalten kann. Mit ein wenig Glück hätte die SVG das Spiel auch gewinnen können. Das zeigt aber auch die andere Seite der Medaille: Fehlen wichtige Spieler, fehlen auch nur wenige Prozentpunkte bis zur maximalen Leistung, dann kann die SVG auch in jedem Spiel verlieren. Und es zeigt auch, dass die Göttinger weit mehr investieren müssen, als die fußballerisch überlegene Konkurrenz, um wenigsten einen kleinen Ertrag ernten zu können. 

Denn die Göttinger waren in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, beeindruckten die Gäste mit großer Laufarbeit und aggressiver Zweikampfführung. Julian Kratzert, der im Verlauf der Saison seinen Fitnesszustand augenscheinlich deutlich verbessern konnte, besaß in der 36. Minute die beste Chance der ersten 45 Minuten, scheiterte jedoch am Gäste-Torwart. 
Im zweiten Abschnitt – das sah nach der Partie auch Trainer Dennis Erkner so – wurde Lupo stärker. Die SVG wählte eine Taktik, sich abwechselnd in die eigene Hälfte zurück zu ziehen und gelegentlich den Gegner frühzeitig anzulaufen. Doch die spielerischen Fähigkeiten der italienischen Wölfe beeindruckten nicht nur die Spieler der SVG, sondern auch die Zuschauer. Mit zunehmender Spieldauer wurde jeder gewonnene Zweikampf, jede erfolgreiche Grätsche von den Zuschauern beklatscht, sie litten deutlich mit ihren Spielern auf dem Felde mit. Eine feuchtfröhliche Gruppe von SVG-Anhängern soufflierte dem sonst eher lautlos genießenden Anhang der Schwarz-Weißen. So wurde die Veranstaltung trotz fehlendem Salzes in der Fußballsuppe richtig unterhaltsam. Die Erkner-Schützlinge zerrissen sich förmlich auf dem Feld – auch so kann man das Publikum hinter sich scharren. Ein Beispiel war der diesmal wieder als Linksverteidiger eingesetzte Mathis Ernst: Der aufgrund seiner beruflichen Einbindung nicht immer zur Verfügung Stehende spielte zweikampfstark, ging mutig mit in die Offensive und konnte sich kurz vor seiner Auswechslung in der 89. Minute kaum noch auf den Beinen halten. Nur mit einer solchen Einstellung ist für die SVG die Klasse zu halten! 
Dennoch hatte die SVG auch Glück und die Hände von Torwart Dennis Henze, dass sie das Spiel ohne Gegentor überstand. Eigene offensive Aktionen konnte das Team aus seiner tiefen Defensive heraus kaum noch initiieren. Die wenigen guten Ansätze fanden keinen gefährlichen Abschluss mehr. Dennoch verhalfen diese, die eigene Abwehr zu entlasten. Die Hereinnahme von Ali Ismail in der 74. Minute war für diese Mission äußerst wichtig, weil er viele Bälle in der Offensive hielt. 
Nach der Partie zeigte sich auch Trainer Dennis Erkner stolz auf sein Team, obwohl es durch den Northeimer Sieg in Tündern ab jetzt die Rote Laterne trägt. Am kommenden Freitag könnte die SVG diese beim Auswärtsspiel in Tündern mit einem Sieg wieder nach Northeim reichen und Tündern zugleich überholen. Es wird Zeit für den ersten Saisonsieg für das Göttinger Team – mit der gleichen kämpferischen Einstellung wie gegen Lupo eine durchaus realistische Aufgabe!