Das mit Spannung erwartete Nachbarschafts-Derby zwischen dem Vize-Meister des Vorjahres, TSV Holtensen, und dem Vorjahres-Dritten der 1. Kreisklasse Süd, SG Harste/Lenglern, endet 2:2 (0:2). Das oft für ein Unentschieden verwendete Attribut "schiedlich friedlich" kann für das Spiel am Mittwoch auf dem Holtenser Sportplatz allerdings nicht verwendet werden. Ganz im Gegenteil - was gegen Ende der Partie auf dem grünen Rasen passierte, war eine Schande für den Amateursport. Wettbewerb mit harten Bandagen und rassigen Zweikämpfen ist immer gern gesehen, Beschimpfungen bis zur Peinlichkeit, Spucken und Tätlichkeiten gegenüber dem Gegner sind jedoch niemals zu verharmlosen.

Eigentlich waren die Bedingungen für ein schönes Derby hervorragend: Sommerliches Wetter, ein gut präparierter Rasenplatz, ein dem Spiel angemessenes Publikum. In Halbzeit eins blieb es auch weitgehend sportlich. Der im Sommer mit 15 neuen Spielern – hauptsächlich vom JFV West – verstärkte Gast war das klar bessere Team. Folgerichtig die Führung durch Kenny Nguyen in der 15. Minute. Nur vier Minuten später legte das Team von Trainer Martin Wagenknecht nach: Patrick Leopold gelang in Minute 19 das 2:0 für die Spielgemeinschaft. Trotz eines verschossenen Elfmeters von Florian Wagenknecht (Video) gingen die Gäste mit einer 2:0-Führung in die Pause. 
Nach Wiederanpfiff war deutlich zu spüren, dass das Heim-Team vom Trainerduo Manuel Dölle und Jan Lohmann die Partie noch drehen wollte. Maikel Meyer traf in der 53. Minute zum viel umjubelten Anschlusstreffer. In dieser Phase überzeugte der TSV durch mutiges Offensiv-Spiel und hohes Tempo. Nach 60 Minuten wurde die Mühe belohnt: Kapitän Maikel Meyer konnte mit seinem zweiten Treffer den Ausgleich für sein Team besorgen. Mit zunehmender Spielzeit wurde das Spiel auf beiden Seiten immer aggressiver – sowohl auf dem Platz, als auch aus Richtung der Zuschauer. Schiedsrichter Roman Spyra, die „arme Sau“, hatte immer größere Probleme, die Emotionen zu lenken. In der 78. Minute erhielt die aufgeheizte Stimmung eine erste Entladung: Bei einem Freistoß wurde Holtensens Torwart Dominick Theune im eigenen Strafraum bei einer Abwehraktion durch den eingewechselten Routinier Benjamin Alder mit dem Ellenbogen an der Abwehr behindert und stürzte zu Boden. Die Reaktion des ehemaligen Göttingen 05-Oberliga-Torwarts: In Zindane-Manier stieß er Alder, mit dem Kopf voran, um. Die Rote Karte für den Holtenser Fänger war die Folge. Doch anstatt, dass sich die Gemüter durch diese Strafe beruhigten, wurde es noch schlimmer. Laute Beleidigungen von Spielern, Zuschauern und Funktionären erfüllten die Atmosphäre auf dem Holtenser Sportplatz bedrohlich. Auf dem Geläuf wurde praktisch nur noch getreten – in jeder Pause gab es irgendwo eine Rudelbildung. Später sprachen Beobachter von Provokationen, Bespucken und sogar Schlägen. Fußballerisch hatte Harste noch die große Chance, in Überzahl den Siegtreffer zu erzielen, doch der eingewechselte Roland Kues vergab etwas kläglich. Dann war das Spiel zu Ende, die Aggressionen allerdings nicht. Minuten noch schubsten, schlugen und beleidigten sich einzelne Spieler auf dem Platz (Video). Andere standen kopfschüttelnd daneben. Als es endlich gelang, die Teams zu trennen, war das hoffentlich peinlichste Derby der Saison Geschichte. Bleibt zu wünschen, die Eltern der anwesenden Kinder können das Verhalten einzelner Spieler erklären und damit mögliche Traumata verhindern.


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