Pyrrhus-Siege sind bekanntlich Erfolge, die unter großen Verlusten errungen werden, und deshalb für die Bewertung der Zukunft eher negativ sind. Was der 1. SC Göttingen 05 beim Türkischen SC Vahdet Braunschweig am Sonntag aber erlebte, war eine Niederlage, an deren Ende Trainer Jan Steiger ebenfalls große Verluste zu beklagen hatte. Das schwarz-gelbe Team stand nach der 1:3 (0:1)-Pleite nicht nur mit leeren Händen da, sondern auch mit drei Platzverweisen, die die Personalsituation auf jeden Fall für mindestens das nächste Punktspiel daheim gegen Vahdet Salzgitter deutlich verschlechtern. 05 bleibt mit der fünften Niederlage im zehnten Spiel Vorletzter der Landesliga. Doch trotz der schlechten Nachrichten war Steiger mit der Einstellung seiner Jungs zufrieden.

Hiobsbotschaft für die Gäste bereits am Freitag vor dem Spiel: Im Training verletzten sich Modimahi Barry und Luca Andrecht, so dass sie die Reise nach Braunschweig gar nicht erst antreten sollten. Vor dem Spiel dann der nächste Schock: Torwart-Riese Nils Holzgrefe kam nach einem Sprung auf einen in seiner Nähe liegenden Ball auf, knickte um und musste noch vor dem Anpfiff in ein Braunschweiger Krankenhaus transportiert werden. Gute Besserung! Sein Ersatz Fady Saleh war anfangs sichtlich nervös. Bereits nach zwei Minuten konnte er sich nicht entscheiden, ob er einen Ball am Fuß ins Feld schlagen oder kurz auf seine Abwehrspieler passen sollte. Das Ergebnis: Er rutschte aus und legte somit Vahdet-Stürmer Stephane Dieupeugbeu den Ball auf, den dieser nur noch einschieben musste – ein Katastrophenstart! Dann folgte der Beginn der Karten-Flut, an deren Ende sechs Gelbe und drei Gelb-Rote Karten für die Schwarz-Gelben stehen sollten. Über die Berechtigung der Einzelentscheidungen mögen Schiedsrichter Marcel Brandt und einige Beobachter unterschiedlicher Meinung gewesen sein, sie zeigen aber auch, dass sich 05 nicht wehrlos seinem Schicksal ergeben wollte. Bis zur Halbzeit war 05 dann das bessere Team, Zählbares sprang aber nicht heraus.

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Im zweiten Abschnitt sollte das Spiel noch kurios verlaufen. In der 50. Minute war der Braunschweiger Torwart nach einem langen Pass vor dem Göttinger Angreifer Grzegorz Podolczak am Ball, den folgenden Zusammenstoß wertete der Unparteiische als gelbwürdiges Foul, so dass der bereits verwarnte Gäste-Stürmer den Platz vorzeitig mit Gelb-Roter Karte verlassen musste. In Überzahl gelang den Gastgebern in der 55. Minute durch Mehmet-Ali Tozlu mit einem satten Fernschuss aus 20 Metern – diesmal unhaltbar für Saleh – das 2:0. Doch es sollte noch schlimmer kommen für Jan Steiger und sein Team: Nach 69 Minuten wurde Konstantinos Drizis wegen wiederholten Foulspiels ebenfalls mit Gelb-Rot vorzeitig zum Duschen geschickt. Mit zwei Spielern weniger gelang den aufopferungsvoll kämpfenden Gästen gegen in dieser Phase völlig verunsicherte Hausherren sogar der 2:1-Anschlusstreffer durch Vivakaran Paramarajah, der nach schönen Zuspiel drei Gegenspieler im Vahdet-Strafraum narrte und den Ball über die Linie stocherte (75.). „Die Jungs haben gekämpft, wie die Löwen. An der Einstellung kann ich überhaupt nichts kritisieren!“, so der Trainer nach der Partie. Doch weiter ging die Dezimierung des 05-Teams. In der 80. Spielminute war auch für Marc-Jannis Käding der Arbeitstag zu Ende – auch er sah den Gelb-Roten Karton des Schiedsrichters. Unglaublich: Trotz nur sieben Feldspieler warf 05 mit dem Mute der Verzweiflung alles nach vorn, scheiterte zweimal sehr knapp und musste in die entblößte Deckung hinein in der Nachspielzeit das 1:3 durch Mehmet-Ali Tozlu hinnehmen. Für Vahdet war es der vierte Sieg in Folge, der das Team auf Platz fünf spült. 05 stand erneut mit leeren Händen auf dem Platz und muss weiter auf die Zukunft hoffen. Jetzt heißt es für den offensichtlich noch fern jeglicher vereinsinterner Kritik agierenden Jan Steiger, die Löcher im Kader zu stopfen. Ohne die verletzten Nils Holzgrefe und Philipp Bruns, die gesperrten Patric Förtsch, Grzegorz Podolczak, Konstantinos Drizis, Marc-Jannis Käding und Jannis Hesse (5. Gelbe) muss sich der Trainer-Neuling mit seinem Co Torsten Burkhardt gegen Vahdet Salzgitter, das sich am kommenden Sonntag im Maschpark vorstellt, etwas einfallen lassen. „Jetzt werden Spieler, die bisher noch nicht wie erhofft zum Zuge kamen, ihre Chance erhalten. Ich hoffe, sie werden sie nutzen!“, glaubt Steiger auch an die Fähigkeiten seiner zweiten Reihe.

Fotos: Frank Vollmer (Regionalsport.de)

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