Die wärmende Sonne schien noch über dem Barbiser Oderfeld, das Spielfeld hatte Platzwart Jens Becker wieder hervorragend angerichtet, also alles schön eigentlich. Doch die Stimmung im dreiköpfigen SC-Trainerteam war alles andere als gut. Kenneth Schuller und sein Co Marko Reckin berichteten von kurzen Nächten nach dem unglücklichen 1:2 in Neuhof. Eine ordentliche Portion Bauchschmerzen hatte der Chefcoach nicht nur wegen der aktuellen Lage, sondern noch aus einem ganz anderen Grund: Aufgrund der prekären Situation beim SC, sagte er die Teilnahme an der Hochzeit eines guten Freundes ab, um am Freitag das Training leiten zu können. 

Spielbericht vom SC HarzTor

Die Absage fiel dem Trainer alles andere als leicht, zeigt aber mit welcher Hingabe Kenneth Schuller seine Aufgabe wahrnimmt. Diese Info sickerte auch in die Mannschaft durch und somit war diese in der Pflicht zu liefern. Was sie auch tat! 

Die erste Halbzeit war das beste, was die treuen Heimzuschauer seit langer Zeit geboten bekamen. Vom Anpfiff an agierte die ganz in schwarz spielende Heimelf taktisch extrem diszipliniert und machte den favorisierten Gästen das Leben schwer. Nach vorne ging es nach Balleroberung zielstrebig über die Flügel, wo die beiden Youngster Niclas Luthin und vor allem Lukas Goslar für viel Wirbel sorgten. Die erste Möglichkeit leitete aber Torwart Florian Möller mit einem seiner langen, gezielten Abschlägen ein. Serhat Akdas nahm den Ball auf, verzog aber deutlich (7.). Der SC war spielbestimmend und der Defensivverbund Panagiotudis, Rudolph, Wiegand und Giesecke nahm die Mündener Offensive komplett aus dem Spiel. Auf der Gegenseite belohnte Sturmspitze Akdas seine Mannschaft mit dem 1:0. Kosta Panagiotudis schlug einen Diagonalball Richtung linken Flügel, wo sich zwei Türkgücü-Akteure nach dem Motto „Nimm du ihn, ich hab ihn sicher“ ins Gehege kamen, sodass ein unkontrollierter Kopfball im Lauf von Akdas landete. Im Rutschen spitzelte die Nummer 10 den Ball am herausstürzenden Özgen vorbei ins Netz. Zur Jubeltraube rund um den Chefcoach muss wohl nichts hinzugefügt werden (21.).
Auch in der Folge hatte die Schuller-Elf mehr vom Spiel und konnte sogar nachlegen. Man muss schon sagen endlich. Endlich belohnte sich Tobias Giesecke. Der stets selbstkritische Linksverteidiger musste eine scharf getretene Ecke nur noch über die Linie drücken, aber der Eintrag in die Torschützenliste, sollte ihm zurecht eine gehörige Portion Selbstvertrauen einimpfen (29.).
Wenig später war sogar die Vorentscheidung möglich. Wieder einmal war einer von vielen Ballgewinnen im zentralen Mittelfeld der Ausgangspunkt. Von Akdas geschickt, drang der bereits angeschlagene Lukas Goslar von links in den Strafraum ein und probierte es aus immer spitzer werdenden Winkel mit einem satten Linksschuss, den Özgen reaktionsschnell entschärfen konnte (35.).
Es dauert bis zur 40. Minute, bis auch die Gäste das erste Mal vor den Kasten kamen. Ein Schuss aus der zweiten Reihe ging aber deutlich drüber. Auf der Gegenseite rutschte ein Freistoß von Vincent Rudolph an Freund, Feind und Zentimeter am Tor vorbei (42.).
Bei sommerlichen Temperaturen nahm der SC eine absolut verdiente 2:0-Führung mit in die Kabinen.

Türkgücü versuchte zu Beginn der zweiten Hälfte mehr Druck aufzubauen und war doch auf die individuelle Klasse von Vincenzo Buongiorno angewiesen. Einen eher zweifelhaften Freistoß nahe der Strafraumkante versenkte der Spielmacher grandios per Linksschuss im langen Eck (50.). Im Gegensatz zu den vorherigen Spielen erzeugte das Gegentor aber keine Unsicherheit, vielmehr schien es den Willen der SC-Kicker zu fordern die Führung zu verteidigen. Türme in der Schlacht waren dabei die beiden Innenverteidiger Vincent Rudolph und Kosta Panagiotudis. Was durch das weiterhin gut stehende Mittelfeld kam, klärten die beiden konsequent.
Rudolph hatte per indirektem Freistoß nach gefährlichem Spiel im Strafraum die Chance den alten Abstand wieder herzustellen, scheiterte aber an der Mauer. Den Nachschuss verzog Calli Wiegand (63.). Serhat Akdas und Lukas Goslar hatten sich nun vollkommen verausgabt und wurden durch Stafan Gebauer und Benny Geisler ersetzt. Die Schlussphase sorgte für reihenweise nasse Hände bei allen SC-Anhängern, weil die Mündener immer massiver auf den Ausgleich drückten, aber bis zur 85. Minute nur selten echte Torgefahr ausstrahlen konnten. Das individuelle Klasse nie komplett auszuschalten ist, bewies Buongiorno kurz nach Wiederanpfiff und unterstrich es kurz vor Schluss. Am linken Flügel narrte er zwei seiner Bewacher und flanke zielgenau auf seinen Torjäger Ruslan Wagner, der eiskalt per Kopf den Ausgleich herstellte.
Nun wollten die Gäste die dringen benötigten drei Punkte im Aufstiegskampf doch noch einfahren und warfen alles nach vorn, vergaßen dabei aber die Defensive. Calli Wiegand leitete einen Konter ein und hatte am Ende selbst die Chance den Siegtreffer für seine Farben zu markieren. Özgen konnte abwehren und somit blieb es beim 2:2.

Ein Punkt für den Trainer und endlich die Belohnung für seine gute Arbeit. Das Lob für die taktische Einstellung der Mannschaft gab der Trainer in gewohnter Art gerne weiter: „Die Idee hatte Marko (Reckin). Das kannst Du in deinem Bericht gerne erwähnen.“ Die Mannschaft hat sich das Lob durch die geschlossene Mannschaftsleistung verdient. An diese Leistung und die Ernsthaftigkeit im Training gilt es anzuknüpfen, damit der Traum vom Klassenerhalt verwirklicht werden kann.

Für den SC spielten: Möller – Giesecke, Panagiotudis, Rudolph, Wiegand – Henkel – Goslar (78. Geisler), Sommerfeld, Heitmüller, Luthin (87. Lampe) – Akdas (66. Gebauer)

Bank: Dierks, D. Kajevic, Bernhardt

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