Die Titelschlagzeile „Niedersachsenliga in Bovenden“ mag angesichts der inhaltlich diametral gegenüberstehenden Begriffe „Niedersachsenliga“ und „Bovenden“ für den unbedarften Leser ähnlich suspekt klingen wie „Schweinefleisch im Döner“, „Timo Werner in der Shortlist für den Fairplay-Oscar“, „Frauke Petry in der Moschee“ oder „Maschparkplatz Ganzjährig-freigegeben“. Doch die Wahrheit über die Wahl des gestrigen Austragungsortes für das Spiel der U19-Mannschaft unseres Kooperationspartners Göttingen 05 war relativ unspektakulär: in der Stadt waren alle Plätze belegt, so dass JP Brömsen beim BSV auf dem kurzen Dienstwege nach dem Kunstrasenplatz am Südring anfragte.

Von Daniel Vollbrecht (Bovender SV)

Die organisatorischen Probleme waren binnen weniger Tage gelöst, vor allem dank „JPs“ unnachahmlich pointierter Whats-App-Interaktionsstrategie. Kommunikationswissenschaftler bescheinigen dem weiblichen Geschlecht einen Hang zu elend langen Chat-Nachrichten. Dieser Logik folgend gehört JP zur äußerst männlichen Spezies der Smartphonenutzer – entsprechend lässt sich die Absprache sinngemäß wie folgt rekapitulieren: „Daniel Platz frei?“ – „Hallo JP, das ist grundsätzlich möglich, allerdings muss ich vorab einige andere Trainings- und Spieltermine koordinieren.“ – „ok danke“ – „Ich habe die Absprachen getroffen, Ihr dürft den Platz am Mittwoch zur vereinbarten Zeit nutzen.“ – „ok top danke“. Dank JP ist die Welt doch nicht so kompliziert, wie sie in so manchen Lebenssituationen erscheint – sehr erfrischend.
Auch der gestrige Abend verlief weniger spektakulär, als es die Ansetzung vermuten ließ. Als die BSV-Abteilungsleitung dem verfrüht eingetroffenen Keeper Jannis Ernst die voller Stolz eine Einweisung in die Handhabung der Umkleidekabinentrakts geben wollte, merkte dieser nur trocken an: „Kenne ich alles, ich war schon mal hier.“ So schnell wurde man selten auf den Boden der Tatsachen zurück geholt. Ähnliche Erkenntnisse bot der vorab medial omnipräsent beworbene Verkauf aus unserer neuen Grillhütte heraus: aufgrund eines technischen Defekts blieb die Hütte geschlossen, was die kurzfristige Auslagerung des Verkaufs zur Folge hatte. In einem arg abgedunkelten Winkel, wo ängstliche Personen normalerweise eher Anbieter diverser Rauschwaren vermuten könnten, boten wir handgestreichelte Bio-Bockwürste sowie den über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Kult-Tee feil.
Vom Spiel selbst bekam der Autor dieser Zeilen leider nur bruchstückhafte Fragmente mit. Direkte Sicht auf den Kunstrasen war vom Verkaufstresen neben dem A-Platz aus nicht möglich, so dass der Liveticker aushelfen musste. Drei Minuten waren gespielt, als ein kollektives Raunen der ca. 80 anwesenden Zuschauer zu vernehmen war. Nur sieben Minuten später konnten wir im Internet den Grund erfahren. Patrick Jühne hatte die Latte getroffen. Zu diesem Zeitpunkt wartete man am Smartphone bereits ungeduldig auf die nächste Aktualisierung, denn laute Rufe nach „Videobeweis“ ließen eine strittige Szene vermuten. Es handelte sich um ein nicht gegebenes Abseitstor.
Die anwesenden Spieler unserer 1. Herren (siehe Foto) versorgten sich in der Pause mit stimmungsaufhellenden Getränken, um auch nach dem Wiederanpfiff als BSV-Ultras getarnt für echte Flutlichtatmosphäre mit Kreisligaflair zu sorgen. Gästeakteur „Onur“ wurde bei jedem Ballkontakt kritisch beäugt („Onuuuur, was machst Du denn schon wieder?“), der daraufhin bereits Mitte der ersten Hälfte um seine Auswechslung bat. Auch Simon Kjaer sowie Paul Pogba bekamen einige freundschaftlich gemeinte Kommentare gedrückt. Sogar der Linienrichter hatte seinen Spaß. Für den Acosta-Schützen eines harmlosen Freistoßes gab es ein paar gut gemeinte Tipps: „Junge, Rückpässe spielt man neben das Tor!“ und nach harmlosen Fouls wurde an die Nutzungsbedingungen des Kunstrasenplatzes erinnert: „Das ist hier keine Liegewiese!“
Bei derart konstruktiver Stimmung war es kein Wunder, dass Robin Hartwig kurz vor Abpfiff noch einen berechtigten Handelfmeter zum 1:0 für den SC Göttingen 05 verwandelte und auf diese Weise für eine nahezu perfekte Bovenden-Statistik sorgte: Unsere Göttinger Nachbarn sind auf BSV-Terrain ungeschlagen, ohne Gegentor vor der Pause, ohne Gegentor nach der Pause und allgemein auch ohne Gegentor. Das sind mindestens vier Gründe, irgendwann mal wieder an den Ort des maximalen Erfolges zurückzukehren.

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