Vor einigen Tagen sorgte die Meldung, das Vorstandsmitglied des 1. SC Göttingen 05, Michael Wucherpfennig, hätte beim NFV-Bezirk Braunschweig die Ablösung von Thorsten Tunkel als Staffelleiter beantragt, für Kopfschütteln und Erheiterung. Wucherpfennig hatte die Integrität Tunkels angezweifelt, weil er diesen in seiner Doppelfunktion als Staffelleiter der Landesliga und SVG-Abteilungsleiter für befangen hielt. 15 der 17 Vereine der Landesliga sahen das anders und bestätigten Tunkel auf dem Staffeltag als ihren Leiter. Jetzt hat der Funktionär, der den neuen 1. SC Göttingen 05 2013 erfand und ihn dann wenig später im kindisch anmutenden Streit mit Trainer und Vorstandsmitglied Hansi Ehrlich verließ, die nächste, paranoid anmutende Entscheidung getroffen: Per Nachrichtendienst WhatsApp hat er das regionale Fußballportal Gökick von den Veranstaltungen, bei denen der 1. SC Göttingen 05 Gastgeber ist, ausgeladen.

Die WhatsApp-Nachricht erhielt Gökick-Herausgeber Holger Koch etwa zwei Stunden vor der offiziellen Mannschaftsvorstellung des Landesliga-Aufsteigers. Darin hieß es: „Am Montag stellt die 1. Herrenmannschaft seinen Kader vor. Deine Aussage mir und Thorsten Richter gegenüber, dass negative Berichterstattung über den 1. SC Göttingen 05 e.V. mehr Klicks erzeugen als positive fanden wir schon bemerkenswert. Unter Berücksichtigung der Artikel die danach folgten sowie deine permanenten Beleidigungen sowie die Berichterstattung über das GT und dessen Mitarbeiter hat uns in der Entscheidung bestärkt, die Zusammenarbeit mit dem Goekick vollständig einzustellen. Dein Erscheinen bei der Mannschaftsvorstellung und unseren Heimspielen ist also nicht erwünscht.“.

Die Aussage, dass negative Berichterstattung mehr Klicks – die Existenzgrundlage eines jeden Online-Portals – erzeugt als positive, ist richtig. Das ist jedoch nicht bemerkenswert, sondern ein statistisch bewiesener Fakt und das Geschäftsmodell vieler Medien. Das gilt übrigens für jegliche Vereine und jegliche journalistische Bereiche, es ist kein 05-Phänomen. Im vergangenen Jahr hat Gökick über 70 Artikel über den 1. SC Göttingen 05 veröffentlicht. In der Mehrzahl Spielberichte, die wenig kritische Bemerkungen enthielten. Eine gezielt negative Berichterstattung über den schwarz-gelben Verein ist dem Gökick nicht nachzuweisen. Aber auch, wenn dem so wäre: Kritische Berichterstattung einfach auszusperren, erinnert an den Umgang mit der Presse in demokratiefreien Diktaturen, von Donald Trump oder national zuletzt mehrfach bei der AfD – zumal keinerlei Lügen oder „Beleidigungen“, wie in der Wucherpfennig-Begründung zu lesen ist, nachzuweisen sind. Was aber – und hier wirkt die Argumentation noch mehr an den Haaren herbeigezogen – die Berichterstattung über das GT betrifft, so kann nur gefragt werden: Seit wann berichtet der Gökick über das GT? In einem einzigen Artikel hat Gökick zurecht den geistigen Diebstahl der Madack-Mediengruppe bei den Teamshootings angeprangert. Auch dort wurde niemand beleidigt. Ist der 1. SC Göttingen 05 neuerdings der Anwalt des Göttinger Tageblattes oder sogar schon Teil der Madsack-Gruppe, oder warum wird solch ein Grund angeführt, der rein gar nichts mit dem 1. SC Göttingen 05 zu tun hat? Die Aussperrung eines Teils der Presse widerspricht den Grundwerten unserer Demokratie. Bleibt zu hoffen, dass schnellstmöglich Vernunft im Vorstand von Göttingen 05 einkehrt. Zumindest sitzt dort mit Hartwig Vogelsang ein Lehrer, der die Einschränkung der Pressefreiheit seinen Schülern nicht mit Meinungsvielfalt erklären könnte.

Über diese Tatsache können sich die Fußballfreunde der Region freuen: Solange der Gökick beim 1. SC Göttingen 05 ausgesperrt bleibt, bleibt mehr Zeit für Vereine, die weniger autokratisch, sondern nach den Prinzipien mitteleuropäischer Demokratie geführt werden.

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