Der Amateur-Fußball in unserer Region steht in den Startlöchern. Die ersten Testspiele werden bereits absolviert. Die kommenden Wochen bieten Gelegenheit, einen Rückblick auf die Hinrunde der Saison 2021/22 zu wagen. Die Fußballfreunde in Südniedersachsen erlebten in der jetzt pausierenden Spielzeit erneut jene Emotionen, die unsere Liebe zum Sport begründen: Freude, Kummer, Spaß und tiefe Trauer. Wir wollen die Hinrunde der Ligen des regionalen Fußballs in lockerer Folge beleuchten. Heute: Die Frauen-Kreisliga A.

Das Flüsschen Oder entspringt in der Nähe der bekannten Achtermannshöhe im Oberharz. Er speist den wunderschönen Oderteich und die Odertalsperre, bevor er den Harz in Bad Lauterberg verlässt. Kurz hinter dem Naturschutzgebiet Oderaue fließt der Strom durch die Orte Hattorf, Wulften und Lindau. Doch nicht nur dieses Kleinod der Natur verbindet die drei Gemeinden, sondern seit Kurzem auch eine sehr erfolgreiche Frauen-Spielgemeinschaft – die SG Wulften/Lindau/Hattorf. Mit sechs Siegen führt die erste Mannschaft dieser SG die Kreisliga-Staffel A mit der Maximalausbeute an. Außerdem steht das Team von Trainer Daniel Völker im Halbfinale des Kreispokals, wo es am 29. Mai die dritte Mannschaft des MF Göttingen erwartet. Dieser Erfolg könnte für Außenstehende womöglich überraschend sein, für den Trainer nicht. Denn er war mit seinem Team mit dem Ziel Meisterschaft und Aufstieg in die Saison gegangen. In der wegen der Schutzmaßnahmen abgebrochenen Vorsaison führte die SG bereits die Liga an. Ein Jahr zuvor scheiterte die Mannschaft als Dritter aufgrund der um 0,22 Punkte geringeren Quote gegenüber dem MF Göttingen II. „Wenn die Saison zu Ende gespielt worden wäre, dann hätten wir sicher eine gute Rolle im Kampf um den Aufstieg gespielt.“, ist sich der 35-jährige Coach der SG sicher. So aber musste er seinen Traum von der Meisterschaft auf die laufende Spielzeit vertagen.

Er selbst ist schon seit 2010 – damals noch beim eigenständigen FC Lindau als Trainer tätig. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange Trainer im Frauen-Fußball bleibe.“, äußert er mit einem Augenzwinkern. Zuvor hatte der aus Eisdorf stammende Fußballverrückte die B-Mädchen in Eisdorf gecoacht und selbst für den dortigen FC gekickt. Sein Abschiedsspiel als Aktiver gab er in der laufenden Spielzeit in der zweiten Mannschaft des FC Eisdorf – beim legendären 26:0 gegen die SG SV Zorge/SV Braunlage durfte er zum Ende seiner Karriere sogar per Elfmeter einen Treffer beisteuern. Im Jahr 2019 wurden die Frauen des FC Lindau Bestandteil der neugegründeten Spielgemeinschaft. Zuvor war der Versuch einer Zusammenarbeit mit dem FFC Renshausen nach nur einer Saison gescheitert. Aber mit nur 14 Spielerinnen war eine autonome Teilnahme am Spielbetrieb beim FC Lindau nicht mehr möglich. Zum Glück für die Mädchen zerbrach im Jahr 2019 die FSG Eisdorf/Hattorf, die bis dahin erfolgreich in der Landesliga antrat. So fand sich schnell die neue Dreier-Konstellation, die seither sehr erfolgreich kickt. „Wir hätten sogar den Landesliga-Startplatz übernehmen können, doch wollten wir erst einmal die Basics für ein neues Team legen und begannen in der Kreisliga.“, so der Werder Bremen-Fan.
„Wir haben eine richtig gute Mischung im Team.“, berichtet der Trainer. Obwohl die Mannschaft mit 34 Toren die mit Abstand meisten in der Liga erzielte, ist die Verteilung der Tore sehr homogen. Vierzehn unterschiedliche Torschützen weist die Mannschaft auf. Das sorgt zwangsläufig dafür, dass die Gegner sich nicht auf die Bekämpfung weniger Spielerinnen fokussieren können. Da die Spielgemeinschaft noch eine zweite Mannschaft in der Kleinfeld-Liga gemeldet hat, gehören dank der Verbindung der drei Vereine Personalprobleme der Vergangenheit an. Vielleicht wird es in der kommenden Saison gelingen, das Reserve-Team auch auf dem Großfeld zu melden. Vermutlich sechs Spielerinnen kommen im Sommer aus dem Nachwuchs in den Kader von Völker. Neben den Spielerinnen ist das Funktionsteam um den Coach maßgeblich für den Erfolg der SG. Holger Strehmel, der Torwarttrainer, kommt zu jeder Trainingseinheit aus dem 40 Kilometer entfernten Bad Ganderheim, was der Chefcoach sehr zu schätzen weiß. Ebenfalls zum Team hinter dem Team gehören Betreuer Godehard Brodhun, Abteilungsleiter Dario Schleicher sowie die Co-Trainerin Lale Olgay. Letztere ist als frischgebackene Mama wieder auf dem Weg zurück ins Team. „Wenn wir unserer Hausaufgaben machen, dann sollte es mit der Meisterschaft klappen.“, zeigt sich der Trainer optimistisch. Ein wichtiger Erfolgsfaktor des Teams ist in den Augen des Trainers die hervorragende Zusammenarbeit der drei Vereine. „Das ist nicht immer leicht, auch weil der Frauenfußball leider immer noch hinter dem Herrenfußball steht. Dabei leisten die Mädels so viel! Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Menschen der Region uns wahrnehmen und unterstützen! Denn 45 Personen auszurüsten, das ist wahrlich eine Mammutaufgabe.“.
Die SG startet am 24. April mit dem Gastspiel bei der SG Puma/Sparta in die Rückrunde der Saison.

Fotos: SG Wulften/Lindau/Hattorf