Der Winter und die Corona-Maßnahmen haben dafür gesorgt, dass der Amateur-Fußball in unserer Region bereits ruht. Die kommenden Wochen bieten Gelegenheit, einen Rückblick auf die Hinrunde der Saison 2021/22 zu wagen. Die Fußballfreunde in Südniedersachsen erlebten in der jetzt pausierenden Spielzeit erneut jene Emotionen, die unsere Liebe zum Sport begründen: Freude, Kummer, Spaß und tiefe Trauer. Wir wollen die Hinrunde der Ligen des regionalen Fußballs in lockerer Folge beleuchten. Heute: Die 3. Kreisklasse D der Herren.

SV Sieboldshausen. Wer denkt bei diesem Vereinsnamen nicht sofort an zwei der meistdiskutierten Skandale der vergangenen Jahre? Ertappt? Natürlich hat der Verein in seiner 102-jährigen Geschichte weit mehr zu bieten. Aktuell zum Beispiel produziert der Verein mit seiner Fußballsparte vor allem positive Schlagzeilen. Die Herren-Mannschaft mit ihrem Trainer Sören Koch führt die Tabelle der 3. Kreisklasse D, mit zehn Mannschaften aus dem Süden der Region, ungeschlagen an. Die Mannschaft startete in der aktuellen Saison erstmals nach Jahren in Spielgemeinschaften wieder eigenständig. Sören Koch, im Vorjahr als Spieler des TSV Dramfeld II in der SG mit Sieboldshausen aktiv, nahm das Angebot, den Trainerposten zu übernehmen, gern an. „Wir waren echt gut drauf, wurden dann allerdings durch Corona ausgebremst.“, erinnert sich der 34-jährige Übungsleiter. In der „Quoten-Saison“ 2019/20 wurde die Spielgemeinschaft ebenso Vizemeister, wie ein Jahr später in der abgebrochenen Spielzeit. „Es hat echt Spaß gemacht.“, erläutert er seine Motive. Das Team wollte den Verein mit seinen Leistungen und mit seinem Auftreten endlich wieder in einem guten Licht erstrahlen lassen. Dabei spielt der Coach auf die eingangs erwähnten Skandale an. Im September 2017 traten Spieler des SV beim Gastauftritt in Hemeln buchstäblich eine Prügelei los. Dreizehn Monate später erschütterte die vom Gökick enthüllte „Kamera-Affäre“, als die Fußballerinnen in Sieboldshausen von ihrem Trainer heimlich beim Duschen gefilmt wurden, die regionale Fußballszene. Inzwischen ist über diese Angelegenheiten Gras gewachsen. „Das Dorf steht voll hinter dem Team. Einhundert Zuschauer sind bei unseren Heimspielen keine Seltenheit. Dabei werden wir lautstark vom Südkurven-Stammtisch angefeuert!“, spricht Stolz aus den Worten des Erfolgscoaches. Der 2. Vorsitzende des SV, Sven-Lars Heinemann hat an der tollen Atmosphäre einen besonderen Anteil. Er kümmert sich um das Sporthaus und sorgt dafür, dass die Zuschauer am Spieltag nicht nur wegen der fußballerischen Leistungen begeistert sind.

Die Saison begann mit einer legendären Partie. Zu Gast auf dem „Pappelstadion“ genannten Sportplatz in Sieboldshausen war ausgerechnet der alte SG-Partner TSV Dramfeld II. Nach einem abwechslungsreichen Spiel ging der Gast in der Nachspielzeit mit 5:4 in Führung. Groß war der Jubel bei den Hausherren, als Sascha Magnus anschließend doch noch der Ausgleich gelang. Am zweiten Spieltag musste das Koch-Team zum Nachbarn TSV Obernjesa. Dieses Derby gewann Sieboldshausen überraschend souverän und hochverdient mit 5:0. Es war die Initialzündung für eine Erfolgsgeschichte mit sechs weiteren Siegen und dem 1:1 im Spitzenspiel beim Verfolger SG Werratal II. Lehrgeld musste das Team aber in den zurückliegenden Wochen auch zahlen: Im Pokal unterlag das Koch-Team den Routiniers des SC Hainberg IV deutlich mit 1:7.
Die Stärken seines Teams kann Trainer Sören Koch ganz konkret benennen: „Wir haben einen sehr ausgeglichenen Kader mit guten Einzelspielern, sind aber dabei ein richtig gutes Team. Bei uns gibt es keine Querulanten. Wir sind zudem jederzeit in der Lage ein Tor zu schießen. Wir besitzen eine brutal gute Offensive, können jedes Spiel drehen und geraten deshalb nie in Panik, egal, wie es gerade steht.“, fasst er zusammen. Außerdem werde er hervorragend durch seinen Assistenten Andre Oberdiek unterstützt, der großen Anteil am Erfolg des SV habe.
Auch in der Rückrunde wollen Sören Koch und sein Team weiter oben mitspielen. „Ich will immer gewinnen. Ich freue mich, dass Adrian Gatys und Fabian Möller zurückkehren. Somit habe ich noch mehr Alternativen im Team“. Ob es am Ende zum Aufstieg reichen wird, kann er nicht prognostizieren. „Sollten wir aufsteigen, können wir sicherlich mithalten.“ Allerdings zeigt sich Sören Koch, der einst beim TuSpo Weser Gimte und dem FC Grone unter Goran Andjelkovic in der Bezirksliga stürmte, von der Stärke der 2. Kreisklasse beeindruckt. „Die Liga ist viel stärker, als früher. Dort spielen in den Teams teilweise richtig gute Kicker!“, zeigt sich der Trainer des Herbstmeisters wohlinformiert.