Von Daniel Vollbrecht (Bovender SV)
Worüber hätte „Remi“ auf der ersten seiner insgesamt sechs eingesprochenen Audio-CD sparlieren können? Im Eröffnungskapitel stünde sicherlich die Vorbereitung auf das Testspiel im Fokus. Coach Andi Riedel verlebte diese auf dem heimischen Dachboden, um die ausgefallene Heizung in Gang zu bringen, was Abwehrroutinier Petkovic zur Feststellung veranlasste, „ein Tag ohne Fußball ist wie ein Tag ohne Heizung“ und damit ziemlich „govno“, so der serbische Begriff für menschliche Ausscheidungen im dickflüssigen Aggregatzustand.
Zum Aufwärmen der erkälteten Glieder hatten ca. 40 zahlende Zuschauer den Weg zum Südring gefunden. Allesamt wurden mehr oder weniger herzlich begrüßt, besonders freute uns die Anwesenheit der 05-Fanbeauftragten Gerda Brocks, die es sich nicht nehmen ließ, dem Kassierer eine Umarmung im Wert von 10€ zu schenken und darüber hinaus sogar noch den Eintritt zu zahlen. Mit einem Gesamtvolumen von 12€ war Gerda die mit Abstand spendabelste Person des Tages und darf sich beim nächsten Besuch über ein Gratisgetränk freuen, das eigentlich schon für heute eingeplant war, aufgrund des dramatischen Spielverlaufs jedoch schlichtweg vergessen wurde.
Die Geschehnisse auf dem Platz verdienen tatsächlich ein gesondertes Kapitel auf der CD des potenziellen Green Day-Coverband Frontmannes Dominic Reimann. Zunächst schoss Moritz Gieße den BSV in Front, kurz darauf erhöhte Gerbi Kaplan per Elfmeter auf 2:0. Es sollte Gerbis einziges Elfmetertor des Tages bleiben, über seinen zweiten Strafstoß kurz vor Abpfiff darf ich nicht schreiben, deshalb halte ich es mit Jan Böhmermann: „Die folgenden Zeilen dürfen nie, nie, nie, also wirklich niemals geschrieben werden. Gerbi hat den zweiten Elfmeter verschossen. Wie gesagt, das darf auf keinen Fall geschrieben werden.“ Deshalb belasse ich es dabei, denn Gerbi machte wie immer ein starkes Spiel, leitete auch das zwischenzeitliche 3:3 durch Moritz ein, nachdem 05 kurz vor der Pause ausglich und direkt nach Wiederbeginn sogar in Führung ging.
Nach dem 3:3 entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, der einige Highlights bot. Erki Coskun netzte per Kopf zum 4:3 ein. Seine Füße waren zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr funktionsfähig: mehrere offene Wunden an Schien-, Wadenbein und Knöchel ließen Betreuer Peter Roskowetz zum berühmt-berüchtigten „Sprühpflaster“ greifen, dessen ätzende Wirkung den sonst so besonnenen Erki zum Gefühlsausbruch veranlasste: „Uh! Ah!“ kworrte er in die Welt hinaus und brachte damit im Tagesvergleich „gesprochene Wörter – geschossene Tore“ die Wörter mit 2:1 in Führung. Erkis Schadensbilanz nach Abpfiff (Zitat): „Zwei blutende Knöchel, plus am Knie und Schienbein keine Haut mehr“. Remis Hörbuch entwickelt sich immer mehr zu einem blutrünstigen Horrorstreifen. „Sharknado Teil 4“ lässt grüßen.
Als wir durch Gerbi sogar auf 5:3 erhöhten, schien die Messe gelesen, doch leider hatte Schiedsrichter Rainer Nickel eine Atomuhr am Handgelenk und ließ sich nicht manipulieren. In der 94. Minute traf Jannik Psotta aus dem Gewühl zum insgesamt gerechten Endergebnis, nachdem Keeper Leon zunächst noch parieren konnte. Auch der Bovender Rob Hahne hatte seine Aktien im Spiel, aber im engen Trikot mit der Nummer 8 war er bewegungstechnisch zu sehr eingeschränkt, um entscheidend retten zu können. Dennoch verlängerte er seinen Vertrag beim BSV noch in der Halbzeitpause bis 2021 #Hahnebis2021.
Das letzte Kapitel des Reimann’schen Hörbuchs landet vermutlich auf dem Index, denn als wir nach Spielende bei 17 Dönern, davon keiner ohne Zwiebeln, gemeinsam mit einigen A-Jugendspielern die langweilige Bundesligakonferenz verfolgten, gab der Abteilungsleiter im Überschwang der scharfen Soße bekannt, bei der diesjährigen Abschlussreise nach Mallorca mit dabei zu sein. Absturz pur – und „Remi alias Green Day“ singt dazu passend aus dem Song „Good Riddance“: It’s something unpredictable, but in the end it’s right, I hope you have the time of your life.“
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