Wir haben für die Bundesliga-Saison 2018/19 einen ganz besonderen Leckerbissen für unsere Leser! Bruno Kassenbrock, profunder Kenner der regionalen, gesamtdeutschen und internationalen Fußballszene, wird uns zwischen den hoffentlich spannenden Spielen mit seinen Gedanken zur Bundesliga unterhalten. Freut euch auf seine unkonventionelle, tiefgründige und vor allem immer aufrichtige Sichtweise! Viel Vergnügen! Die Kolumne ermöglicht Chris, der allseits bekannte Wirt des Stadions an der Speckstraße - Göttingens bester Fußballkneipe.

Am Dienstagabend gegen 23:20 Uhr wurde der schönste Satz der Länderspielpause gesprochen. „Nations League Gruppe D, das ist der wahre Fußball…“. Was auf den ersten Blick wie eine von vielen langweiligen Phrasen klingt, war für mich endlich mal die reine Wahrheit mit Blick auf die Entwicklung unseres Lieblingssports. Der Kommentator der ARD kommentierte die Höhepunkte der Nations League sehr nüchtern, bei diesem einen Spiel wurde er aber, zu Recht, emotional.
0:5, 1:2, 0:9, 0:4, 0:6 und 0:4 waren die Ergebnisse Gibraltars 2017 in der WM-Qualifikation. Gegen Gegner wie Belgien ohne Chance auch nur ansatzweise positiv auf sich aufmerksam zu machen.
Nun wurde die, von vielen (auch mir) kritisierte, Nations League ins Leben gerufen und siehe da: Gibraltar schreibt Fußballgeschichte.
Nach zwei knappen Niederlagen gegen Mazedonien und in Lichtenstein gewann das kleine Gibraltar (ca. 35000 Einwohner) sensationell mit 1:0 in Armenien. Joseph Chipolina schoss das entscheidende Tor per Elfmeter. Der Innenverteidiger spielt normalerweise für Lincoln Red Imps FC in der heimischen Liga. Was für ein Gefühl muss das gewesen sein? Und das war noch nicht das Ende dieser Länderspieltage. Am angesprochenen Dienstag, als viele Deutsche über Löw meckerten, dann ein ganz gutes Spiel sahen um dann kurz vor Schluss wieder zu meckern (dieses Mal über den Schiedsrichter), schaffte Joseph Chipolina es zur endgültigen Legende seiner Heimat zu werden. Gibraltar lag gegen Lichtenstein mit 0:1 zurück. Alles nahm seinen gewohnten Lauf. Die Eintagsfliege aus Gibraltar klatschte, wie zu erwarten, gegen die Fensterscheibe der Nations League. Oder?
Nach etwas mehr als sechzig Minuten jubelt Gibraltar. George Cabrera hat ausgeglichen. Er spielt auch für Lincoln, wie Chipolina. Und der Verteidiger, der in Armenien zum Volkshelden wurde, schafft etwas, was selbst den größten Verteidigern der Fußballgeschichte nicht oft gelang: Fünf Minuten nach dem Ausgleich steigt er nach einer Ecke am höchsten und köpft das 2:1. Der Jubel kennt keine Grenzen, Tränen in den Gesichtern der Trainer, Spieler und Zuschauer. Gibraltar hat sechs Punkte. SECHS! Da hat die Nations League also doch irgendwie etwas Gutes.
In Zeiten von wackelnden Eurosport-Playern (viel Spaß heute Abend), Jörg Dahlmann als Kommentator bei Sky (Gottseidank gibt es die Option: Stadion), einem schlechten Politiker als DFB-Präsidenten (und genauso schlechte Berater um ihn herum…) und vielen vielschichtigen Problemen im deutschen Fußball, muss man also einfach mal die Augen schließen, die jubelnden Gesichter der Iberer betrachten, sich einfach mitfreuen und den Glauben an „den wahren Fußball…“ nicht verlieren…

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