Der Vorwurf rassistischer und homophober Beleidigungen, ausgehend von Fans des SV Lengede, wurde im Rahmen der Verhandlung bestätigt. Der SV Lengede wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 750,00€ verurteilt. Zudem wird das NFV-Pokalspiel SV Lengede - MTV Gifhorn unter Verbandsaufsicht gestellt.

Wir halten es für richtig und wichtig, dass das Sportgericht den Berichten des Schiedsrichters und auch unseren Einlassungen gefolgt ist und insbesondere die rassistischen Beleidigungen offiziell bestätigt hat. Unsere Spieler waren über die kompletten 90 Minuten einem immensen Druck von außen ausgesetzt und haben dennoch die Ruhe bewahrt. Dafür möchten wir unserer jungen Mannschaft erneut ein großes Lob aussprechen.

„Insgesamt ist es gut, dass diese Vorwürfe aufgeklärt und bestätigt wurden, was überwiegend dem absolut vorbildlichem Verhalten der beiden Schiedsrichter und den Aussagen eines Ordners geschuldet ist, da diese maßgeblich zur Aufklärung beigetragen haben. Wir sind aber über das Ergebnis mehr als enttäuscht, zumal wir dem Bezirkssportgericht einen Vermittlungsvorschlag angeboten hatten, wonach der SV Lengede die ihm bekannten Täter zu einem Gespräch hätte bitten und zu einer schriftlichen Entschuldigung bewegen sollte. So hätten dann ggf. weitere strafrechtliche Ermittlungen wegen der rassistischen Äußerungen eingeleitet werden können. Unser Vorschlag sah sodann vor, dass für diesen Fall die – in der Spielordnung vorgesehene hohe Strafzahlung – gegen den SV Lengede abgemildert würde. Unser Antrag sah weiter vor, dass für den Fall, dass der SV Lengede keine Namen der Täter beibringen würde, eine Geldstrafe sowie ein Platzverbot/ Stadionverbot für bis zu 2 Spiele ausgesprochen werden würde. So wären die bestraft worden, die den Vorgang zu verantworten haben: Die rassistischen und homophoben Schreihälse. Mit der jetzt getroffenen Entscheidung wird aber der SV Lengede bestraft, der aber nur mittelbar für das Verhalten der Täter verantwortlich ist.“, so der 1. Vorsitzende des Bovender SV, Dr. Alexander Schneehain.

Das Sportgericht hat außerdem die JSG Schwarz-Gelb wegen Beleidigung und Bedrohung zweier Staffelleiter durch einen Zuschauer verurteilt: 100 € Geldstrafe sowie drei Monate Sperre für Jannik Psotta (einen der beiden JSG-Trainer) sowie 75€ Geldstrafe für die Zuschauerhandlung.

„Diese Strafzahlung steht in keiner Relation zu der Bestrafung des SV Lengede, zumal Jannik auch als (Landesliga-)Spieler eine Sperre erhalten hat, obwohl er vorliegend nur als Trainer agiert hat“, so Daniel Vollbrecht, Abteilungsleiter Bovender SV und einer der beiden Trainer der JSG Schwarz-Gelb.

Wir legen Wert auf die Feststellung, dass die Auseinandersetzung zwischen Psotta und den beiden Staffelleitern Salugga und Tietze von den Geschehnissen der vorherigen 90 Minuten geprägt war und nach Aussage von Herrn Psotta die beiden Staffelleiter direkt nach Spielende in Bezug auf unsere Mannschaft die Formulierung „Dorftrottel“ hinter seinem Rücken geäußert hätten, was diese gestern abstritten. Psotta entschuldigte sich für seine Aussage gegenüber Salugga und Tietze sowohl per Email, als auch persönlich vor Ort und bot vorab an, eine Spende zugunsten der Hilfe für das Krebskranke Kind zu tätigen. Dennoch wurde er nicht nur als Trainer, sondern auch als Spieler gesperrt. Wir halten den Umfang der Sperre unter diesen Gesichtspunkten für zu hoch und insbesondere auch die Sperre als Spieler für nicht angemessen.

Beide Vereine, der 1. SC Göttingen 05 und der Bovender SV, werden die Urteilsbegründung abwarten und anschließend entscheiden, welche Konsequenzen sie daraus ziehen. Bei einem möglichen Strafrahmen von bis zu 5.000€ für rassistische Beleidigungen sehen wir in diesem Urteil leider keine eindeutige Positionierung gegen Rassismus und Diskriminierung. „In meinen Augen hat das Sportgericht die Chance nicht genutzt, ein klares und deutliches Zeichen gegen Rassismus und Homophobie zu setzen“, so Schneehain.

Thorsten Richter, Präsident des 1. SC Göttingen 05, schlägt in die gleiche Kerbe: „Aus Sicht des I.-SC Göttingen 05 ist es sehr traurig zu sehen, dass mit diesem Urteil die Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt ist. Wir sind von den Lengeder Fans nachweislich über mehr als 90 Minuten lang auf tiefstem Niveau beleidigt worden und die psychische Anspannung bei der Mannschaft, den Trainern und dem Betreuerstab war immens. Dies ist auch während der Verhandlung dargestellt worden. Die Beleidigungen der Staffelleiter durch Jannik Psotta sind nur in einem kleineren Umfang betrachtet worden – das Strafmaß ist demgegenüber allerdings größer. Das bedauern wir sehr, insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir nach Rücksprache mit Dr. Alexander Schneehain einen guten Kompromissvorschlag gemacht haben. Man muss leider feststellen, dass die Verhältnismäßigkeiten Rassismus / Homophobie etc. versus Beleidigungen eines Verbandsfunktionärs in einem Ungleichgewicht stehen.“

Für JSG-Trainer Daniel Vollbrecht gilt es nun in die Zukunft zu schauen: „In zwei Wochen beginnt die neue Saison und mit der Landesliga stehen wir vor einer großen Herausforderung. Es gilt das neu zusammengestellte Team aufzubauen, zu einer Einheit zusammenzuschweißen und einen guten Saisonstart hinzulegen. Darauf werde ich meinen Fokus richten.“

Für den Bovender SV:
Dr. Alexander Schneehain (1. Vorsitzender) und Daniel Vollbrecht (Abteilungsleiter Fußball, Trainer JSG Schwarz-Gelb)

Für den 1. SC Göttingen 05:
Thorsten Richter (Präsident)

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