Welches Image passt zu welchem Verein? Der HSV als „Dino der Bundesliga“, der VfL Bochum ehemals „unabsteigbar“, Real Madrid die „Königlichen der Nachspielzeit“ und RB Leipzig als Verfechter des Dosenpfands - doch für welches Image steht die JSG Schwarz-Gelb? Mittlerweile haben wir uns den Ruf als tierliebendste Mannschaft erworben. Außenstürmer und Vorlagenmonster Flo Corsmann zog im Schneckentempo eine verwahrlost lebende Schildkröte groß, Mohammed kümmert sich im Auto von Stephan Schwarz zärtlich um die Verarbeitung geraspelter Lamm-Hähnchen-Mischungen im Fladenbrot und Betreuer Volker Rüdiger dekoriert den Mannschaftsbus vor der Abfahrt mit vierbeinigen Glücksbringern aus dem örtlichen Hundeinternat. Beim Einnehmen der Sitzplätze im Bus wähnten wir uns eher auf einer Besichtungstour durch die Stofftierfabrik „Steiff“, doch die Hunde sollten uns im Laufe des Tages noch Glück bescheren.

Von Daniel Vollbrecht (Bovender SV)

Zunächst mussten wir auf dem Weg nach Sohlingen noch an einer Hardegser Apotheke halten, um Keeper Max Müller seine angeforderte Jahresration Ibuprofen zu besorgen. Aus Zeitgründen wurde der im Eingangsbereich markierte Behindertenparkplatz als Stellplatz für den Mannschaftsbus auserkoren, mit der durchaus plausiblen Begründung, das linke Bein des Volkers’schen Hundes habe eine irreparable Entzündung erlitten und sei bewegungsunfähig.

Um 12.30 Uhr, eine halbe Stunde vor Anpfiff der Begegnung beim Tabellenneunten JSG Uslar/Solling waren schließlich alle Spieler vor Ort, ebenso wie Schiedsrichter Jan Wüstefeld, der den Autor dieser Zeilen mit den Worten begrüßte „Du schreibst doch immer diese Berichte, oder?“ Ich hatte schon Befürchtung, mir beim Bejahen dieser Frage direkt eine Schelle einzufangen, doch der Schiedsrichter zeigte sich angetan von meinen lyrischen Fähigkeiten und zollte nicht mit Anerkennung. Autogrammkarten hatte ich keine am Start, kompensiere diesen Fauxpas jedoch durch eine Lobpreisung der sehr souveränen, kompetenten Leistung Jan Wüstefelds an diesem Tage. Der Mann gehört in die 2. Bundesliga, mindestens!

Die Leistung der JSG Schwarz-Gelb war hingegen ähnlich ästhetisch wie ein leer geschleckter Hundenapf. In den ersten zwanzig Minuten bewegten wir uns träge wie Flos Schildkröte auf Valium über den holprigen Platz und ließen uns vom taktisch geschickt verteidigenden Gegner in den Zweikämpfen abkochen. Timo Schwarz sorgte auf seiner Traumposition des Innenverteidigers zwar für temporäre Entlastung, doch die Angriffe wurden selten zuende gespielt. In der 30. Minute fiel dennoch das erlösende 1:0. Einen Bilderbuchkonter über Maurice, Luca und Jonas drückte der erst 73 Sekunden zuvor eingewechselte Mohammed über die Linie. Noch vor zwei Wochen hatten wir „Mo“ fast schon abgeschrieben, doch plötzlich stand er nach Rückkehr aus dem Afrika-Urlaub wieder auf dem Trainingsplatz und erfreute uns an seinen Kabinettstückchen aus der fußballerischen Wundertüte.

In der Folgezeit agierten wir sicherer und selbstbewusster. Als Beleg für diese These sei Vedats Freistoß aus 27 Metern genannt, der trocken ans Aluminium krachte. Jener Vertreter des Kaplan-Fußballimperiums hätte zuvor fast den Anpfiff verpasst, als er beim Ballholen im Zaun hängenblieb und von Mannschaftskollegen befreit werden musste. Überlegungen, Vedat einfach seinem Schicksal zu überlassen und auf eine etwas offensivere Dreierkette umzustellen, wurden dank eines intervenierendem „Miau“ von Volkers Hund umgehend verworfen.

Die zweite Hälfte kam unserer Vorstellung eines souveränen Fußballspiels schon etwas näher. Die Bälle wurden früher erobert und konsequenter über die Außen gepasst. Ein öffnender Diagonalball von Jonas leitete das 2:0 ein. Flanke Flo – Kopfball Mohammed – die Vorentscheidung. Und nur wenige Minuten später legte Flo erneut den Ball ab, so dass Mohammed seinen Hattrick feiern konnte. Was ist das Geheimnis des somalischen Torriechers? Der ebenfalls riechende Döner, den er kurz vor Anpfiff verspeiste. Die perfektionierte Verwirrung des Gegners („Wo andere laufen, bleibe ich stehen.“)? Oder ist es somalische Ake-Ake, eine hypnotisierende Tanzmusik, bei der jeder Stoffhund schon nach den ersten drei Takten freiwillig das Zeitliche segnet? Wir werden es wohl nie erfahren…

Bleiben wir bei den Fakten, die weitere 3 Punkte im Aufstiegsrennen ausweisen und uns eine gute Ausgangssituation für die schwere Aufgabe am Dienstag in Gimte bescheren. 

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