Am frühen Samstagabend kamen die Harzhorner nach Bad Gandersheim, um die Schmach der Halbfinalniederlage im Kreispokal der Vorsaison vergessen zu machen. Die Heimmannschaft hatte allerdings spielerisch lange alles im Griff und musste sich am Ende durch eine hervorragende Chancenverwertung etwas unverdient geschlagen geben.

Bei bestem Fussballwetter konnte der Schiedsrichter die Partie pünktlich anpfeifen. Sowohl auf Gandersheimer Seite als auch bei den Gästen sind einem Derby angemessen einige Anhänger ins Rudolf-Cahn-von-Seelen Stadion gefolgt.

Die Kulisse war gut und die Gandersheimerinnen konnten nach anfänglichem Geplänkel im Mittelfeld schnell das Spiel an sich reißen. Immer wieder kam man über die Flügel in den Rücken der Abwehr und konnte vor dem Tor den Ball quer legen. Lediglich der Torerfolg sollte zunächst ausbleiben. Schließlich eroberte Britt in der 14. Spielminute den Ball 25m vorm Tor, als die Gäste sich gerade wieder befreien wollten. Reaktionsschnell steckte sie den Ball in die Gasse auf Lisa Bruns durch. Diese ist der Verteidigung im Rücken enteilt, legte sich den Ball fast noch zu weit vor, konnte aber mit einem langen Schritt noch gerade die Torfrau der Gäste überwinden und den Ball im Netz unterbringen. Ein Start nach Maß im Derby mit viel Impulsen vom Publikum.

Im Anschluss war es weiter ein Spiel, überwiegend in der Hälfte der Gäste. Immer wieder konnte entweder die Offensive durch gutes Kurzpassspiel oder starke Einzelaktionen der agilen Offensivspielerinnen, die Hintermannschaft der Harzhorner verunsichern. Diese versuchten sich regelmäßig mit langen Bällen auf ihre beiden präsenten Stürmerinnen zu befreien. Diese wurden aber nahezu alle durch die aufmerksamen Verteidigerinnen erobert oder der Torhüterin erlaufen. Bis zur 26. Minuten hatten erst wenige Blauschwarzen mit Ballbesitz den 16er betreten.

Dann kam es aber etwas überraschend den ersten Streich von Silke Koch. Ein etwas unnötiger Freistoß am 16er, durch Hand der Verteidigerin am Rücken der Stümerin, wurde von Silke in der 26. Minute rigoros und etwas schlitzohrig, exakt im linken Winkel untergebracht. Die Torhüterin eilte in dieser Situation noch vom Stellen der Mauer in die Torwartecke, als der Ball bereits geräuschvoll einschlug.

Von der Überlegenheit des bisherigen Spiels aber noch siegessicher, ließen die Grünhemdinnen kein Zweifel daran, dass sie in ihrem Stadion gewinnen wollten. Viel Ballbesitz, aber zunehmend abnehmend klare Chancen waren die Folge. Die Gäste besannen sich weiter auf vereinzelte Nadelstiche durch Konter.

Schließlich war es Ricarda, die sich in der 40. min auf links zunächst weit nach vorne durchtankte und nach einem Ballverlust gut nachsetzte. Mit dem erneut eroberten Ball setzte sie sich erneut durch und suchte den Weg zum Tor. Aus fünf Metern schoss sie dann noch etwas unpräzise die Torfrau an, die aus dieser Distanz aber so überrascht, den Ball nicht mehr halten konnte. Somit ging man mit einer erneuten Führung in die Pause.

Das Spiel lief zunächst in der zweiten Halbzeit mit weiter Spielvorteilen für Bad Gandersheim weiter. Allerdings wurde das Spiel zunehmend körperbetont geführt. Die Harzhornerinnen wollten sich nicht mit einer Niederlage zufrieden geben und begannen die etwas ballsicheren Mittelfeldspielerinnen aus der Domstadt durch eine engere „Frau“deckung und und klarere Aktionen in der Verteidigung ihre Spielanteile zurück zu holen. Des weiteren Kamen zunehmend einige unsportliche Zwischenrufe aus dem Umfeld des Spielfeldes gegen Gandersheimer Spielerinnen.

Diese verloren zunehmend die Ruhe am Ball und stellten das Zusammenspiel phasenweise ein. In dieser etwas unruhig werdenderen Spielphase kam es in der 75. min erneut wegen Händen am Rücken zu einem etwas unnötigen Freistoß 10 m vor der Mittellinie für die Gäste. Ein langer Ball in den 16er landete erneut vor Silke Koch, die nicht lange fackelte und das Runde ins Eckige buchsierte.

Nun verloren die Grünhemdinnen den Faden, während die Harzhornerinnen Höhenluft witterte und plötzlich zu mehr Spielanteilen gelang. Die Gäste merkten aber, dass ihre etwas konsequentere Zweikampfführung die jungen Gandersheimerinnen verunsicherten. Mit einem gut hervorgetragenen Konter drang eine Stürmerin der Harzhornerinnen in den 16er der Gandersheimerinnen ein und sah sich plötzlich der Torfrau gegenüber. Sie legte sich den Ball noch vorbei und für nahezu alle Beteiligten sah es im Anschluss so aus, als hätte die energisch herauseilende Torfrau die Stürmerin umgetreten. Diese versicherte zum Spielende, dass die Stürmerin wohl über ihre eigenen Beine gefallen zu sein scheint, da sie sie nicht berührt habe. Wie es am Ende wirklich war, wissen wahrscheinlich nur die beiden. Schließlich zeigte der Schiri in der 78. min auf den Punkt, und Silke vollendete ihren Hattrick gnadenlos.

Der Faden war nun vollends verloren. Dieser Doppelschlag schien der Domstadtelf zu paralysieren. Nichts lief mehr groß zusammen. Nur noch zwei gut herausgespielte Situationen machten noch einmal kurz Mut. Letztlich bachte man den Ball nicht mehr im Tor unter. Die gesamte Mannschaft der Harzhornerinnen warf nun alles in die Zweikämpfe, um die vielleicht etwas glückliche Führung bei sich zu halten und den Derbysieg für sich zu sichern. Dies gelang schließlich auch und die Gäste konnten freudig den Sieg feiern, während die Heimmannschaft letztlich nicht einmal richtig wusste, wie ihnen am Ende geschehen war. Vermutlich muss die Ursache der Niederlage in dem noch sehr geringen Durchschnittsalter der Mannschaft und der vereinzelt etwas zu nachlässigen Zweikampfführung gesehen werden. Die Gäste haben am Ende wohl die etwas besseren Nerven gezeigt…