Keiner bewegt sich. Eins, zwei, vier - sieben Köpfe stecken zusammen. Die Ohren sind gespitzt. Die Blicke fixiert auf das kastenförmige Etwas direkt vor ihren Nasen. Auf den Sesseln und Stühlen wird hektisch hin und her gerutscht. Ein Flitzebogen könnte nicht gespannter sein. Das diffuse Raumlicht flackert so lebhaft als wäre es ebenfalls von der Spannung angesteckt worden. Man hört ein lautes Rauschen und Kratzen im Wechsel mit einer halbwegs klaren Stimme, die aber von wirrem Tumult unterlegt ist. „Dreh weiter auf 93,4! Das war beim letzten Spiel schon die beste Frequenz“, sagt eine hysterische Frauenstimme im Zimmer. „Ich mach ja schon!“, antwortet ein Teenager, der wohl gerade im Stimmbruch ist.

Die Stimme aus dem alten Rundfunkempfangsgerät wird klarer und verständlicher und dann schlagartig lauter: „Sándor Kocsis mit dem Tor für Ungarn! Und das schon in der dritten Minute. Ouhweia – das Spiel geht ja genau so los wie gegen die Türkei. Aber keine Chance für Toni Turek DEN Ball zu halten. Deutschland – Ungarn also null zu eins schon nach nicht mal fünf Minuten. Die ungarischen Fans sind komplett aus dem Häuschen. Doch der Ball ist schon wieder auf der Mittellinie…“ Es ertönt die Trillerpfeife.

Die Fußball-WM 1954 im Wohnzimmer der deutschen Familie Müller. Fernsehübertragungen auf schicken Flatscreens zu Hause oder Public Viewing mit gigantisch großen Leinwänden waren in dieser Zeit nicht einmal vorstellbar, obwohl es damals sogar auch schon Fernsehgeräte gab. Diese waren bis dato aber noch sehr teuer und konnten von Otto-Normalos gar nicht erst gekauft werden.

Es ist aus heutiger Sicht also kaum vorstellbar, dass es in den frühen 1900ern sogar noch minimalistischer vor sich ging. Die Sportjournalisten sind mit dem Fahrrad zu den Fußballspielen geradelt und wurden dabei von zwei Brieftauben begleitet, die sicher in einem Körbchen verstaut waren. Nach jeder Halbzeit wurde dann der Bericht der vergangenen Spielhälfte mit der Taube in die Redaktion geschickt, um dann einen Artikel fertig zu machen und die Ergebnisse zu drucken.

Die Zeitungen waren der erste große Durchbruch der journalistischen Berichterstattung überhaupt. Dank Johannes Guttenbergs Druckermaschinenerfindung (1450) und der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihrer Funktionalität, war die Drucktechnik mit Beginn des 20. Jahrhunderts komplett automatisiert. Dadurch etablierte sich die Zeitung zum Massenmedium und wurde auch für Sportinteressierte zur Informationsquelle Nummer eins. Wer also nicht selbst zu dem Spiel seiner Lieblingsmannschaft gehen konnte, kaufte sich die einzige und schnellste Alternative – eine Zeitung.

Auch die Telegraphen wurden technisch immer besser. Durch die Verlegung der Unterwasserkabel (in den 1860ern) brauchten Telegramme nur noch zwei bis drei Tage nach Deutschland anstatt 15 Tage aus den USA oder sogar 30 Tage aus Indien.

In den 1920er Jahren kam dann der Hörfunk mit ins Spiel. Zum ersten Mal in der Geschichte kann über Sportevents in Echtzeit berichtet werden. Das erste professionelle Footballspiel, bei dem die Chicago Bears gegen die Detroit Lions angetreten sind, wurde am 29. November 1934 übertragen.

Lesen der Ergebnisse (manchmal) Tage später, Hören der aktuellen Spielstände in Echtzeit – fehlt nur noch das Sehen der Spiele ohne jegliche Zeitverzögerung. Das Fernsehen hat jedoch auch etwas Anlauf gebraucht – zumindest im deutschsprachigen Raum. Während es 1952 bereits rund zehn Millionen Fernsehgeräte in den USA gab, schaffte es Deutschland nur auf 300 Röhren. In Österreich stand man dem ganzen noch etwas skeptisch gegenüber. Erst am 1. August 1955 wurde die erste TV- Sendung ausgestrahlt, die eine Diskussion mit dem Thema „Ist das Fernsehen eine Gefahr für die Presse“ war.
Zum Vergleich, kurz darauf gab es in den USA schon die erste Liveübertragung eines Sportprogramms in Farbe. Die NBC hatte am 26. August 1955 ein Davis Cup Tennismatch zwischen Australien und Amerika ausgestrahlt.

Zu was sich Fernsehen, Radio und Zeitung entwickelt haben, können wir heute sehr gut sehen und selbst beurteilen. „Gib mir mal den Sportteil rüber“ – eine typische Zeitungskonversation. „Psst sei mal leise, ich will das eben hören“ – eine typische Radiokonversation, wenn die neusten Spielstände durchgegeben werden. Oder eine typische, einseitige Fernsehkonversation live vom Champions League-Sofa: „Den Ball hätte ja jeder Anfänger ins Tor gebracht!“

Doch was, wenn weder eins, zwei oder drei in Reichweite sind? Oh, ja richtig…*Bing*, der Handybildschirm leuchtet auf und die Fußball-Liveticker-App berichtet mir keine 30 Sekunden nach Torschuss, dass mein viertliebster Kickerverein soeben ein Gegentor kassiert hat…*hmmmpf*.

Ja, wenn man von der Entwicklung der Sportberichterstattung redet, darf man das Internet natürlich nicht vergessen. Hier kann man quasi alles abrufen, was einem auch Radio, Fernsehen und Zeitung bieten und sogar noch viel mehr. Große Sportclubs, Nachrichtendienste und andere Websites haben ein unglaublich großes Angebot an Live-Ticker Diensten, dem sogenannten Instant Result Reporting, bei dem man die wichtigsten Ereignisse eines Spiels oder Turniers sofort mitgeteilt bekommt, oder die Möglichkeit mehrere Events auf einmal nachzuverfolgen oder oder oder.

Das Internet bietet so viele Optionen, sodass neben professionellen Berichterstattern auch beispielsweise Blogger ihr Wissen, ihre Kommentare und auch gar ziemlich professionelle Beurteilungen veröffentlichen. Quasi nach dem Prinzip „Von Fans für Fans“. Über das Internet kann auch so mancher „Sport“ beliebt werden, den man ohne das World Wide Web gar nicht kennen würde. Darin sind vor allem die Videoplattformen ganz groß. Auf YouTube gibt es beispielsweise einen Kanal, bei dem fünf beste Freunde und ein Panda Sport mit Comedy verbinden und daraus sehr unterhaltsame Videos entstehen, die zum Beispiel Tricks für’s Bowling, Tischtennis oder Basketball zeigen, oder Fitnessstudio- oder Fischertypen beschreiben. Die Mischung ist sehr bunt und vielfältig. Die Videos werden dabei mit Handy- oder Actionkameras aufgezeichnet und die „Berichterstattung“ erfolgt unter den Kumpels direkt während der Filmchen. Mit knapp 18,5 Millionen Abonnenten ist Dude Perfect der beliebteste Sport-YouTube Kanal weltweit.

Dank des Internets ist es heutzutage eben so viel bequemer, einfach das Handy rauszuholen und in eine App zu schauen oder am Computer die eine Website zu laden, die einem immer mit den Informationen versorgt, die man haben möchte. Durch die technische Entwicklung ist mittlerweile so viel möglich, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass man als Fan noch nicht selbst virtuell mit auf dem Fußballfeld stehen kann. Mit Hilfe von Virtual Reality Technik das gefallene Tor aus der Perspektive des Torwarts anschauen, sehen was der Schiedsrichter mit seinen eigenen Augen gesehen hat oder mit dem Stürmer nachträglich um die Wette sprinten – die Sportberichterstattung wandelt mit dem technischen Fortschritt mit und je beliebter ein Medium wird, desto beliebter ist auch die dortige Sportberichterstattung.