Eigentlich dürfte es dieses Derby, wenn es nach dem sportlichen Abschneiden in der Vorsaison gegangen wäre, in diesem Jahr nicht mehr geben. Während damals der Aufsteiger SCW Göttingen die erforderlich Norm für den Klassenerhalt aufweisen konnte, wurde der Oberliga-Absteiger 1. SC Göttingen 05 durch besondere Umstände begnadigt und darf trotz sportlichem Abstiegs auch in der nun beginnenden Saison wieder in der höchsten Spielklasse des Bezirks Braunschweig mitspielen. Nun treffen die beiden Mannschaften also erneut aufeinander. Der Gastgeber mit neuem Trainer Jan Steiger und verändertem Team, der Gast von Trainer Marc Zimmermann nahezu unverändert. Im Vorjahr gewannen die Schwarz-Gelben beide Spiele – sechs von insgesamt mageren 23 Punkten gingen für 05 in die Wertung.

In dieser Saison soll alles anders werden beim jungen Verein mit dem Traditionsnamen – wie praktisch in jedem Jahr seit der Neugründung. Mit Jan Steiger wurde ein Trainer verpflichtet, der von der Fußballgemeinde argwöhnisch beäugt wird. Ohne als Spieler oder Trainer bisher jemals geglänzt zu haben, übernimmt der als Manager beliebte und auch schon erfolgreiche Sportfachwirt die Leitung des – ob gehasst oder geliebt – von jeher die höchste Aufmerksamkeit verursachenden und genießenden Vereins. Er scheint ein Team zusammengestellt zu haben, das auf wichtigen Positionen verstärkt wurde: Mit Grzegorz Podolczak gibt es endlich einen durchsetzungsstarken Torjäger. Wenn er – auch in schwierigen Zeiten – die Akzeptanz der Mannschaft hinter sich weiß, könnte er das Level des Teams deutlich heben. Auf dem Hagenberg waren Trainer Gräbel und einige seine Mitspieler in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr bereit, ihm die für sein Spiel nötige Sonderstellung einzuräumen. Die Folge: seine Ressource lag brach. Wie fragil das neue 05-Gebilde ist, werden kritische Situationen zeigen. In der Vorbereitung – die ohne Druck und mit großer Gelassenheit verlief – funktionierte das Team zur Zufriedenheit der Verantwortlichen. Das 4:1 am Dienstag beim SC Hainberg war ein Auftakt nach Maß. Neben Podolczak glänzten dort auch Patric Förtsch, der neue Kapitän, und Konstantinos Drizis, der bei der SVG Göttingen nicht zum Zuge kann. Wieder auf dem Weg zu jener Form aus dem Aufstiegsjahr bei der SVG scheint Jannik Psotta zu sein – egal ob auf der linken Seite oder als Zehner. Den Hainbergern flößte diese Mannschaft Angst ein – so sah es zumindest aus, auch wenn Hainbergs Trainer Dennis Erkner sofort wieder Erklärungen parat haben dürfte. 

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Ob es auch die Weender erschauern lässt, wird sich am Samstag zeigen. In den beiden Spielen im Vorjahr, besonders im Hinspiel in Weende, wirkten die Spieler von Trainer Marc Zimmermann seltsam lethargisch und gehemmt, als würden sie die Ziffern 0 und 5 als Blei-Letter hinter ihren Füßen her ziehen. Dennoch gelang es Zimmermann, trotz der sechs, gegen 05 verlorenen Punkte, die Klasse zu halten. Das wird auch in diesem Jahr, in dem fünf Teams absteigen, das Ziel der Weender sein. Der SCW hat sich personell kaum verstärkt. Aber vielleicht ist genau das ein großer Vorteil. Die Schwarz-Weißen aus Göttingens Norden sind eingespielt, sind eine verschworen Gemeinschaft, wurden als Aufsteiger in der Landesliga gestählt und sind alle ein Jahr älter und reifer, als beim letzten Auftakt-Derby. Wenn es Zimmermann gelingt, die im Hinterkopf der Spieler sitzende Angst vor dem Namen des ehemaligen Göttinger Vorzeigevereins zu verscheuchen und das Leistungsvermögen des Weender Kollektivs mit seiner großen taktischen Disziplin und den ebenfalls vorhandenen individuellen Stärken zum Optimum zu führen, dann könnte das Derby am Samstag ein echtes werden – eine Schlacht, die die Zuschauer begeistert und in der am Ende beide Trainer, der Novize Steiger und der in ein enges finanzielles Korsett eingebundene Zimmermann stolz auf ihre Teams sein können, egal, wie das Spiel auch ausgegangen sein möge.

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