Taschentücher und Trostpflaster mit lustigen Insektenbildchen zur Aufheiterung waren schon zurechtgelegt, als wir heute die schwere Auswärtsfahrt nach Gimte antraten. Mit Gerbi, Timo, Julien und Torben fehlten wichtige Stammspieler, so dass uns nur wenige Experten zählbaren Erfolg zutrauten. Doch Not macht erfinderisch: Simo Siric und Andi Riedel zählten ihre Verteidiger durch, schlugen den Ratgeber-Bestseller „Revolutionäre Taktiken für den Kalten Krieg“ auf und betraten mit dem zunächst verwundert rezipierten Schlüssel zum Überraschungserfolg die Kabine: Eine Viererkette mit Libero Petkovic als Absicherung wurde zum Mittel der Wahl erkoren. „Libero“ war vor langer Zeit mal en vogue - damals, als Lothar Matthäus erst zum fünften Mal verheiratet war und sich die Ausreise in den Osten zwecks Akquise heiratswilliger Nachfolgerinnen schwierig gestaltete.

Von Daniel Vollbrecht (Bovender SV)

Nun also die Renaissance des Liberos, der hinter der rustikal agierten Veiter-Kette um Namensgeber Nico Veit, Luca Gleitze, Rob Hahne und Alex Probst staubsaugte. Die defensive Grundausrichtung verfehlte ihre Wirkung nicht. Aus dem Spiel heraus ließen wir nur selten zwingende Chancen des Gegners zu, warteten unsererseits auf Fehler der Gastgeber, um nach Balleroberung schnelle Konter zu fahren. Doch so zweikampfstark die Kette den Abstiegskampf versinnbildlichte, so schnell waren die Bälle wieder weg. Dennoch musste ein Elfmeter herhalten, um uns in Rückstand zu bringen. Nach dem Seitenwechsel fruchtete die clevere Taktik, als Helge Kaden und Moritz Gieße zwei Fehler der Gimter ausnutzten und jeweils frei vor dem Keeper gekonnt vollendeten.
Euphorie machte sich auf der stark besetzten Ersatzbank breit, die mitgereiste Verletztenriege sorgte für heftige Stimmung, erst recht nach dem gefühlt 96. gewonnenen Zweikampf von Braunschweig-Fan Nico Veit, der bei Nima Eslami eine „Gänsehautentzündung“ hervorrief. Der folgende Kommentar in Richtung Veit „Was bist Du nur für ein geiler Mensch“ konnte auch auf die komplette Mannschaft übertragen werden. Nur so geht Abstiegskampf, meine Damen und Herren! Leider dauert der Kampf jedoch manchmal ein paar Minuten länger als geplant. Eine Ecke in der 4. Minute der Nachspielzeit brachte uns um den kompletten Triumph, aber die positiven Momente überwogen trotz des finalen Ärgers.
Lediglich unser Berliner „Icke“ Fischer bekam von dem bunten Treiben nicht viel mit, da er nach einer stressigen Woche ein zwischenzeitliches Nickerchen einlegte und mutmaßlich vom Fall der Mauer träumte. „Normalerweise verlieren wir hier“, packte Siric in der Ansprache vor dem Spiel mit umgekehrter Psychologie die Mannschaft bei der Ehre. Aber mit einer „unnormalen“ Taktik, vorbildlicher Einstellung und emotionaler Spielführung konnten wir einen wichtigen Punkt mit nach Bovenden nehmen.

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